Das Büro
sch-spannend sein, in meinen Händen wird es immer zum Sterben langweilig.“
„Das wissen wir jetzt allmählich“, sagte sie kratzbürstig.
„Außerdem muss ich ihnen doch auch die Bücher zeigen.“
„Wenn sie deinen Text auf Papier kriegen, haben sie dafür umso mehr Zeit. Um ein Buch genießen zu können, muss man es eine Weile in Händen gehabt haben.“
„Da hast du Recht“, gab Beerta zu. „Ein Buch in meinen Händen ist der höchste Genuss, den ich kenne, ein s-sinnlicher Genuss.“
„Nun denn.“
„Aber ich habe eine Schreibph-phobie.“
„Dann nimm doch ein Tonbandgerät, um es aufzunehmen.“
„Nein, nein“, sagte Beerta lachend. „Wenn ich mir das vorstelle, mein Gestotter auch noch auf Tonband aufzuzeichnen.“
„Nun, ich würde noch mal darüber nachdenken.“
„Ich glaube wirklich, dass ich sie mal so ein T-tonbandgerät anschaffen lassen werde“, sagte er, als sie den Raum verlassen hatte. „Dann haben wir wenigstens die Quengelei nicht mehr.“ Er wollte sich wieder an die Arbeit machen, besann sich, stand auf und ging zu Maartens Schreibtisch, die Hände auf dem Rücken. „Hast du Ahnung von Radios?“
„Nein“, antwortete Maarten.
„Karel will, dass ich ein Radio mit einem eingebauten Plattenspieler anschaffe. Er sagt, dass so etwas viertausend Gulden kostet. Ist das nicht ziemlich teuer?“
„Das ist teuer.“
„Hast du einen Plattenspieler?“
„Nein.“
„Aber du hast doch sicher ein Radiogerät?“
„Ja klar, aber das ist ein altes, noch von meinen Eltern. Ich habe also keine Ahnung, wie viel es gekostet hat. Aber ich glaube, bestimmt nicht mehr als vierhundert Gulden.“
„Es macht mich schrecklich nervös. Ich habe deshalb den ganzen Abend nicht arbeiten können. Viertausend Gulden! Wie viele Bücher ich dafür kaufen kann! Und dann so ein neues Radio. Ich habe doch noch ein Radio. Ich will überhaupt kein neues.“
„Dann würde ich es auch nicht tun. Müssen Sie das alte dann wegwerfen?“
„Das auch noch. Was soll ich mit dem alten machen? Ich denke,dass ich es besser nicht tue. Ich sage einfach, dass ich darauf verzichte.“ Er wandte sich ab und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. „Ich höre übrigens nie Radio. Und auch keine Platten. Dafür habe ich überhaupt keine Zeit. Aber wenn ich Karel das sage, lacht er mich aus.“ Er versuchte wieder zu arbeiten, kramte auf seinem Schreibtisch herum, blätterte hier und da, zog eine Schublade auf und schob sie wieder zu. „Es macht mich nervös! Nervös!“ Er trug die Schreibmaschine zu seinem Schreibtisch, begann zu tippen, hörte wieder auf und verließ den Raum. Kurz darauf kam er mit Nijhuis zurück, der ein neues Farbband bei sich hatte und es gegen das alte austauschte, während Beerta nervös hinter ihm hin und her trippelte.
*
Sobald Maarten am nächsten Morgen auf seinem Platz saß, stand Beerta auf. Er stellte sich zwischen die beiden Schreibtische und sah ihn mit einem geheimnisvollen Blick an. „Ich habe heute Nacht geträumt, dass mir ein Finanzbeamter eine Buße von vierhundert Gulden auferlegt hat, weil ich einen privaten Brief auf Büropapier geschrieben hatte.“ Er schwieg einen Augenblick, als wöge er seine Worte ab. „Und das entspricht sogar der Wahrheit, denn ich habe mich mal in einem Brief an einen Korrespondenten, den ich zufälligerweise auch persönlich kannte, nach dem Gesundheitszustand seiner Frau erkundigt.“ Er schwieg erneut und presste die Lippen zusammen. „Der Mann war Direktor eines Postamts gewesen und hat mich dann beim Postfahndungsdienst angezeigt, weil ich einen g-gebührenfreien Umschlag für eine p-persönliche Mitteilung benutzt hatte.“ Er sah Maarten ernst an. „Das Verfahren wurde eing-gestellt, aber mich hat das damals sehr erschreckt. Also dachte ich in meinem Traum: Ja, das ist auch so, ich werde mal besser keinen Widerspruch einlegen, aber Karel wird schrecklich böse sein, denn jetzt können wir keinen Apparat kaufen.“ Er blickte Maarten abwartend an.
Maarten lächelte.
„Das ist natürlich ein Zeichen, dass ich ihn eigentlich nicht kaufen will.“ Er wandte sich ab und setzte sich wieder an den Schreibtisch. „Ich sollte es also nicht tun.“
Das Telefon klingelte. Beerta griff zum Hörer. „Beerta.“ Er hörte zu. „Ja, ich arbeite. Ich arbeite immer. … Der arbeitet auch. Wir arbeiten beide. … Ja, nicht jeder hat so eine Arbeit wie du, bei der er bis zehn im Bett liegenbleiben kann.“ Er lachte
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