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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Besucher war eingetreten.
    „Ja, aber ich will erklären, warum sie unvollständig sind.“
    „Das interessiert mich weniger. So etwas wie Vollständigkeit gibt es nicht. Wenn wir warten müssten, bis wir vollständig wären, würde niemals ein Atlas erscheinen.“
    „Sie sind unvollständig, weil es darin um Aberglauben geht“, sagte Maarten starrköpfig.
    „Volksglauben“, korrigierte Beerta. „Aberglaube ist abwertend.“
    „Volksglauben. Und außerdem Volksglauben, an den keiner mehr glaubt.“
    „Woher weißt du das?“
    „Sie glauben doch auch nicht an Wichtelmännchen?“
    „Aber ich bin doch nicht repräsentativ!“, sagte Beerta verstimmt. „Es geht doch gerade um das Gedankengut einfacher Leute. Dort bleiben die Geschichten am längsten erhalten.“
    „Das geht aus den Antworten hervor“, ließ Maarten nicht locker. „Und wenn sie daran glauben, sprechen sie nicht darüber, denn dann machen sie sich lächerlich.“
    „Sie wissen, dass sie sich uns gegenüber nicht lächerlich machen, weil wir Wissenschaftler sind.“
    „Aber sie wissen nicht, was ihr Nachbar denkt. Wenn wir ihren Nachbarn gefragt hätten, hätten wir wahrscheinlich eine ganz andereAntwort bekommen, während wir so tun, als gelte so eine Antwort für das ganze Dorf. Wenn es ein Brauch gewesen wäre, den jeder sehen kann, wüssten wir halbwegs sicher, dass er in einem solchen Dorf vorkommt oder eben nicht. Jetzt wissen wir es bestenfalls von einer einzigen Person.“
    „Vielleicht ist das dann die letzte Person, die es noch weiß“, sagte Beerta triumphierend.
    „Aber wenn die Antwort negativ ist, weiß man immer noch nichts!“
    Es war deutlich zu merken, dass Beerta es noch nie so betrachtet hatte, und es kostete Maarten denn auch Mühe, seinen eigenen Triumph zu verbergen. „Wenn es also Unterschiede gibt, sagt das ebenfalls nichts. Es gibt übrigens fast keine Unterschiede. Es ist ein gewaltiges Durcheinander, außer auf den Karten der Bezeichnungen für die Phänomene, aber das ist eigentlich eher etwas für Fräulein Haan.“
    „
Frau
Haan!“
    Maarten reagierte darauf nicht. „Ich kann jedenfalls nichts darüber sagen.“ Durch den Willen, zu überzeugen, war er inzwischen so angespannt, dass er Beerta nicht mehr anschauen konnte, sondern starr vor sich auf die Karten sah.
    „Und was schlägst du jetzt vor?“
    Maarten sah ihn an. „Dass wir die Karten als eine Übersicht der Antworten betrachten, die wir auf die Fragebogen bekommen haben, ohne Kommentar. Und dass wir im Kommentar ausschließlich den wörtlichen Text der Antworten publizieren sowie die Informationen, die wir in der Literatur gefunden haben.“
    „Und wer soll das dann machen?“
    „Hein de Boer und ich.“
    Beerta dachte nach. „Und wann glaubst du, bist du damit fertig?“
    „Das weiß ich nicht, aber wenn ich diese Karten kommentieren muss, werde ich niemals fertig.“
    Es war deutlich, dass Beerta diese Antwort unangenehm berührte. „Ich werde darüber nachdenken“, sagte er schließlich.
    *
    Der Atlas für Volkskultur war ein niederländisch-flämisches Unternehmen, das noch aus der Zeit vor dem Krieg datierte, als Beerta, wie so viele, die ein ähnliches Gedankengut pflegten, ein überzeugter Anhänger der großniederländischen Idee war. Jan Vanhamme, der flämische Redakteur des Atlas, war es auch. Obwohl er ziemlich regelmäßig zum Gedankenaustausch mit Beerta in die Niederlande kam, war Maarten ihm noch nicht begegnet. „Jan Vanhamme ist ein Freund der Niederlande“, antwortete Beerta, als Maarten um nähere Auskunft bat. Aufgrund der Information stellte Maarten sich einen dynamischen jungen Mann mit einer großen Stirnlocke vor, eine Art Jugendfoto von den Doolaard. Stattdessen trat ein alter, erschöpfter Mann ein, mit großen Tränensäcken unter den Augen, in einem ausgebeulten dreiteiligen Anzug, in dem der Geruch von Zigarrenrauch hing. Er trug den gelb-blauen Knopf eines Ritterordens im Knopfloch. Aus der Förmlichkeit, mit der Beerta ihn begrüßte, schloss Maarten, dass Beerta und Vanhamme vielleicht Freunde waren, sich aber nicht sonderlich mochten. Als Maarten ihm vorgestellt wurde, blickte er an ihm vorbei, mit großen, runden Augen, als sähe er hinter ihm mit einem Gefühl von Heimweh auf sein pappelbestandenes flämisches Polderland. Dabei stieß er aus der Tiefe seiner Kehle ein paar unartikulierte Laute hervor, die alles Mögliche, also vielleicht auch Zustimmung, bedeuten konnten. Sie setzten sich in die

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