Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)
zu sein, und es ist auch nicht sehr praktisch.«
»Oh nein«, sagte sie, »verstehen Sie mich nicht falsch! Jeder Mensch sollte tun, was immer er möchte. Ich sage nicht, dass man kein Auto kaufen, nicht ins Einkaufszentrum gehen oder kein Eis essen sollte.
Sie haben gefragt, warum wir so viel Zeit damit verbringen, uns darauf vorzubereiten, was wir tun wollen, anstatt es einfach zu tun. Das liegt zum Teil daran, dass wir uns von der Masse der Werbebotschaften, der wir jeden Tag ausgesetzt sind, vereinnahmen lassen, wenn wir nicht aufpassen. Am Ende denken wir dann möglicherweise, dass Glück und Erfüllung durch ein Produkt oder eine Dienstleistung zu erlangen sind. Das kann allmählich dazu führen, dass wir uns finanziell in eine Lage bringen, in der wir das Gefühl haben, so weitermachen zu müssen, obwohl wir es eigentlich gar nicht wollen.«
»Ich glaube, das verstehe ich nicht«, sagte ich.
»Dann will ich Ihnen ein sehr allgemeines Beispiel geben«, begann Anne. »Bedenken Sie dabei, dass es nicht auf jeden Menschen zutrifft, aber es verdeutlicht, worüber wir gesprochen haben.
Schon von Kindheit an werden wir mit Werbung konfrontiert, die uns die Botschaft vermittelt, dass bestimmte Dinge uns Erfüllung bringen. Was tun wir also? Nun, natürlich kaufen wir einige Produkte, um zu prüfen, ob die Werbung Recht hat.
Das Problem ist«, fuhr sie fort, »dass es Geld kostet, diese Dinge zu kaufen. Um dieses Problem zu lösen, gehen wir arbeiten. Vielleicht haben wir nicht den idealen Job, und die Zeit, die wir in der Arbeit verbringen, entspricht vielleicht nicht ganz unserer Vorstellung, wie wir die Stunden unseres Lebens gestalten möchten. Aber wir nehmen den Job an, damit wir die Dinge abbezahlen können, die wir gekauft haben. Wir beschwichtigen uns selbst damit, dass es nur vorübergehend ist. Dass wir bald etwas anderes machen werden, etwas, das wirklich dem entspricht, was wir tun möchten.
Da die Arbeit uns nicht befriedigt und wir so viel Zeit damit verbringen, werden wir immer unzufriedener. Viele Menschen um uns herum sprechen davon, dass sie den Tag in der Zukunft herbeisehnen, an dem sie in den Ruhestand gehen und tun können, was sie möchten. Bald beginnen auch wir, uns diese fast mystische Zeit in der Zukunft vorzustellen, in der wir unseren Job an den Nagel hängen können.
In der Zwischenzeit kaufen wir als Ausgleich zu dieser unbefriedigenden Situation weiter irgendwelche Sachen und hoffen, dass die Werbebotschaften wenigstens ein Fünkchen Wahrheit enthalten. Wir hoffen, dass die gekauften Dinge uns die Erfüllung bringen, die uns unsere tägliche Arbeit nicht bieten kann. Doch je mehr wir kaufen, desto mehr Rechnungen sammeln sich an, und desto mehr Zeit müssen wir in der Arbeit verbringen, um alles bezahlen zu können. Da dies aber eigentlich nicht unserer Vorstellung entspricht und wir dadurch noch weniger Zeit für das haben, was wir wirklich tun möchten, werden wir nur noch unzufriedener.«
»Und daher kaufen wir noch mehr Dinge«, sagte ich. »Ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Es ist ein Teufelskreis.«
»Ja«, bestätigte Anne, »und im Endeffekt arbeiten die Menschen lange Zeit und tun dabei Dinge, die ihren ZDE nicht gerade erfüllen. Währenddessen richten sie sich auf die Zukunft aus, auf einen Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr arbeiten müssen und tun können, was sie wollen.«
»Hm, so habe ich das noch nie gesehen«, sagte ich. »Sind Sie sich bei all dem ganz sicher?«
Anne und Mike lachten.
»Ich würde Ihnen nicht empfehlen, die Botschaften der Werbung für bare Münze zu nehmen, John, sondern sie kritisch zu betrachten. Und ebenso wenig würde ich mir wünschen, dass Sie einfach akzeptieren, was ich sage«, erwiderte Anne. »Casey sagte, Sie hätten darüber gesprochen, dass wir alle die Möglichkeit haben, uns mit den Dingen auseinanderzusetzen, unseren Horizont zu erweitern und so zu erfahren, was es auf der Welt alles gibt. Was ich Ihnen gesagt habe, ist lediglich die Meinung eines Menschen. Jetzt, wo Sie es gehört haben, können Sie die Welt um sich herum betrachten und überlegen, ob Ihrer Meinung nach ein Teil, alles oder nichts davon stimmt.«
»Nun, ich werde auf alle Fälle die Dinge in einem neuen Licht betrachten«, antwortete ich. »Sagen Sie, Anne, haben Sie selbst auch den Teufelskreis erlebt, den Sie in Ihrem Beispiel beschrieben haben?«
»Ja, absolut! Jetzt kann ich darüber lachen, aber zu der Zeit war es nicht lustig. Ich
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