Das Camp (Sartos) (German Edition)
nichts. Octavian hatte Recht gehabt, es gibt kein solches Gesetz . Befriedigt klappte sie das Werk zu und reichte es Mrs Stevensberg.
„Troy, wenn du niemandem erzählst, dass du das Buch gelesen hast, werde ich es auch niemandem sagen.“ Mrs Stevensberg schaute sie bittend an.
„Das ist sehr nett von ihnen, aber ich befürchte, dass ich es erwähnen muss. Also melden sie es, bevor sie Schwierigkeiten bekommen. Danke nochmal.“
Die Bibliothekarin schüttelte mitleidig den Kopf, als Troy die Bücherei wieder verließ.
Ärger bei Reeve
„Du wirst dich mit dem reichen Bengel nicht mehr treffen und Schluss!“ Reeves Vater, Bob Chance, knallte seine Faust auf den Küchentisch. Ihre Mutter brachte schon einmal das gute Geschirr in Sicherheit. Bob war bekannt für seine cholerischen Ausbrüche, die in der Vergangenheit den ein- oder anderen Teller gekostet haben.
„Wir lieben uns und sind füreinander bestimmt!“ Reeve warf den Kopf in den Nacken und funkelte ihren Vater an.
„Liebe! Was weißt du denn schon von Liebe! Wenn ich so etwas höre!“ Er fuhr sich erschöpft mit der Hand durchs Haar. Im Wirtshaus hatten sie ihm erzählt, dass seine Tochter sich mit einem Nobilitas herumtrieb und er war, außer sich, nach Hause gestürmt. Übergangslos hatte er Reeve, die ihrer Mutter in der Küche half, zusammen gebrüllt. Reeve war normalerweise die Sanftmütigere und Nachgiebigere seiner beiden Töchter, daher hatte er nicht mit solch einem erbitterten Widerstand gerechnet.
„Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass solch eine Verbindung eine Zukunft hat? In Teufels Küche wirst du kommen,- und wir alle mit. Jetzt sag doch du auch einmal etwas, Jill!“
Seine Frau nahm am Küchentisch Platz und legte ihre Hand aus Reeves.
„Kind, ihr seid nicht die ersten Nobilitas und Civi , die sich ineinander verliebt haben. Dein Vater hat Recht, mit dem, was er sagt. Da kommt nichts Gutes dabei raus, oder glaubst du wirklich, dass der Senator eine solche Verbindung billigen würde? Was glaubst du denn, was mit solchen Liebespärchen passiert, wenn sie keine Vernunft annehmen?“ Sie schaute ihrer Tochter flehend in die Augen.
„Was weiß ich? Sie werden fortgejagt, nehme ich an“, erwiderte sie bockig.
„Nicht ganz. Der Nobilitas bekommt auf die Finger geklopft und die Civi wird fortgejagt. Willst du die Insel verlassen? Möchtest du irgendwo in der Fremde verheiratet werden und uns nie wieder sehen? Willst du das?“
Reeve schaute sie erschrocken an und Tränen rannen ihr über das Gesicht.
„Nein, natürlich nicht. Ich könnte mir nicht vorstellen, euch für immer zu verlassen.“ Sie barg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte bitterlich. Ihre Mutter nahm sie in den Arm und wiegte sie wie ein kleines Kind.
„Es tut mir leid für euch, wirklich. Ich glaube dir, dass der Junge ein guter Kerl ist, aber die Welt ist nun einmal wie sie ist. Daran können wir nichts ändern. Wenn wir dir verbieten, dich mit ihm zu treffen, geschieht das nur zu deinem Schutz. Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren und dein Vater auch nicht.“ Bob brummte irgendetwas, das sich nach Zustimmung anhörte.
„Du bist erst vierzehn Jahre alt.“
„Fast Fünfzehn.“
„Fast Fünfzehn“, lächelte ihre Mutter. „Du hast noch drei, vier Jahre Zeit, bis du heiraten wirst. Genieße die paar Jahre. So schön, wie du bist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man dich auf eine andere Insel verheiratet, sehr gering. Ich bin mir sicher, dass die Verehrer hier Schlange stehen werden, wenn es so weit ist.“ Sie strich ihr übers Haar und trocknete ihre Tränen mit einem Taschentuch.
„Außerdem stammt deine Mutter ja von einer anderen Insel und das bedeutet, das unsere Familie ihr Soll gegen die Inzuchtproblematik erfüllt hat.“ Bob hatte sich wieder beruhigt. Anscheinend hatte Reeve verstanden, was auf dem Spiel stand. Er hatte genug Beziehungstragödien erlebt, um es nicht darauf ankommen zu lassen, dass seine Tochter im Nirgendwo verschwindet. Vermutlich würde sie ein paar Tage heulen und schmollen und sich dann in irgendeinen Burschen der Civi oder der Securitatis verlieben. Letzteres wäre besonders begrüßenswert. Eine Verwandtschaft zu denen könnte nur von Vorteil sein. Der junge Gentry sah sie immer so kuhaugig an, der schien ganz anständig zu sein, nicht so ein Lump wie sein Vater, der seine eigene Mutter
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