Das Camp (Sartos) (German Edition)
weiter.“
Rory wollte noch etwas erwidern, aber Troy stieß ihn mit dem Ellbogen an. „Wir müssen zurück. Bei uns zu Hause werden sie als erstes vor der Tür stehen. Dann will ich im Bett liegen und nicht gerade von einer Nachtwanderung kommen.“
„Danke!“ Reeve fiel ihr um den Hals.
„Hier, ich habe noch etwas für euch. Benutzt es aber nur im äußersten Notfall. Es sind Kommunikationsgeräte, wir nennen sie Tracker. Das gehört meiner kleinen Schwester, sie verlegt es ohnehin ständig, daher wird es kaum auffallen, wenn es verschwunden ist.“ Er reichte Troy ein kleines Kästchen, das in ihre Handfläche passte.
„Ich kenne die Dinger. Die Oberen der Securitatis haben auch solche.“ Rory blickte fasziniert auf das kleine Wundergerät.
„So ähnliche“, meinte Octavian. Die hier sind nur für die Familie. Das heißt, sie können nicht mitgehört oder geortet werden von der Zentrale. Es gibt auch offizielle Geräte, die jederzeit ortbar sind und bei denen die Unterhaltungen mitverfolgt werden können. Bei denen hier nicht. Verlasst euch aber nicht absolut darauf und benutzt sie nur, wenn es gar nicht anders geht. Also nur, wenn ein Suchtrupp kurz davor ist uns zu finden, oder so.“
„Nimm du es an dich. Ich seh das Glitzern in deinen Augen“, grinste Troy und reichte ihm das kleine Gerät. Rory betrachtete es beeindruckt.
„Danke, noch einmal.“ Octavian schüttelte ihnen die Hand und sie machten, dass sie nach Hause kamen.
„Ich könnte dem blöden Hund eine aufs Maul hauen, wann immer er es aufmacht“, knurrte Rory, als sie außer Hörweite waren. „Der reitet Reeve immer weiter hinein und überschätzt sich dabei vollkommen. Was für eine Chance haben die denn ernsthaft das Boot seines Alten zu kapern, damit unbemerkt aus dem Hafen zu kommen und dann auch noch eine Insel zu erreichen?“
„Dieselbe wie ein Schneeball auf einer heißen Herdplatte.“
Troy lag mit ihrer Einschätzung richtig, dass ihre Familie die erste Anlaufstelle für die Securitatis sein würde. Kaum, dass sie sich ins Bett gelegt und eingeschlafen war, hörte sie es unten an die Tür hämmern. Wie der Rest ihrer Familie schleppte sie sich schlaftrunken in die Küche, um den Neuigkeiten zu lauschen, die Rorys Vater ihnen verkündete. Sie hoffte, dass ihr erstauntes Gesicht ebenso überzeugend war, wie bei den anderen. Nachdem sie in jedes Zimmer, den Speicher und die Scheune geschaut haben, zogen sie wieder ab.
„Als ob die so blöd wären, sich bei uns zu verstecken“, knurrte Troy. Ihre Eltern sahen sie vielsagend an, stellten aber keine Fragen. Was man nicht weiß, kann nicht aus einem heraus gepresst werden, lautete das bewährte Motto der Civi , mit dem sie bislang ganz gut gefahren waren.
Die Tatsache, dass ein Nobilitas in die Sache verstrickt war, schlug ganz andere Wellen, wie wenn es sich um eine reine Civi Angelegenheit handelte. Es war ja nicht das erste Mal, dass jemand versucht hatte sich der Deportation zu entziehen. Früher oder später sind alle gefunden worden. Man sah sämtliche Fahrzeuge der Securitatis die Küsten entlang fahren. Die Beweglichkeit der Fahrzeuge im Wald und im hügeligen Gelände war eingeschränkt. Hier rächte sich, dass es nur eine einzige Straße gab, die zum Norden der Insel, wo sich das Camp befand, führte. Dank des Regens, der tatsächlich gegen Morgen einsetzte, konnten die Spürhunde nicht viel erreichen. So beschränkten sich die Suchtrupps auf stichprobenartige Kontrollen von einzelnen Quadranten, zumal nicht sämtliche Mitglieder der Securitatis auf die Suche angesetzt werden konnten.
Nach drei Tagen hatten sie immer noch keine Spur von den beiden. Dank Rory war Troy immer auf dem Laufenden. Nach weiteren drei Tagen waren die ersten Fahndungsplakate angeschlagen. Hundert Florins Belohnung, für alle Hinweise, die zur Ergreifung der beiden flüchtigen Kriminellen führte. Troy verdrehte die Augen als sie das las. Jemanden als kriminell zu bezeichnen, nur weil er der Deportation entgehen wollte, war schon unterirdisch. Am zehnten Tag ihres Verschwindens wurde die Belohnung verdoppelt. Zwei Wochen waren die längste Zeit gewesen, wo es jemand geschafft hatte unter zu tauchen. Heimlich wurden Wetten abgeschlossen, ob es ihnen gelänge, den Rekord zu knacken. Dass sie geschnappt werden würden, daran zweifelte niemand wirklich. Die Insel war nicht groß genug, um dauerhaft in der Versenkung verschwinden zu können. Außerdem brauchten sie Essen.
Das Wetter
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