Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
haben sich geändert«, meinte Georges Stabschef.
»Sieht so aus. Wir müssen uns nicht mit einem Krieg herumschlagen.«
»Wir sind unserem Land gegenüber zur Ehrlichkeit verpflichtet.«
»Nein.«
»Wollen Sie nicht wenigstens darüber nachdenken?«
»Nein, das will ich nicht.«
»George, das ist die größte wissenschaftliche Entdeckung aller Zeiten! Sie können das nicht weiter verheimlichen.«
»Geben Sie es auf, Ray!«
»Aber warum wollen Sie es nicht bekannt machen? Sie müssten nicht einmal Stellung beziehen. Geben Sie die Information einfach nur frei! Die Menschen hier und überall werden ihre eigenen Schlüsse ziehen. Wenn die institutionalisierten Religionsgemeinschaften daran zu kauen haben, bitte, sollen sie doch! Die sind so oder so für die Hälfte der weltweiten Probleme verantwortlich.«
»Und helfen möglicherweise bei der Linderung der anderen Hälfte. Schauen Sie, Ray, das Leben kann eine schwere Prüfung sein! Es gibt viele Leute, die außer ihrer Religion nichts haben, woran sie sich festhalten können. Das dürfen wir nicht zerstören.«
»Irgendwann wird das so oder so passieren. Sie kennen die Zahlen.«
»Schön. Was passiert, passiert. Aber erstens kennen wir die Wahrheit nicht, und zweitens wissen wir nicht, ob Religion aufhören wird, lebendiger Teil der Gesellschaft zu sein. Sollte das jedoch geschehen, möchte ich dabei nicht die Finger im Spiel haben.«
»Okay, Sie sind der Präsident.«
»Nichts von all dem verlässt dieses Büro. Verstanden?«
»Natürlich. Ich werde keinen Ton sagen. Aber seien Sie sich darüber im Klaren, dass die Leute im Nixon-Museum der Presse mit größter Wahrscheinlichkeit verraten werden, dass Sie ein Paket von Nixon erhalten haben, und dass es im Zusammenhang mit …«
»Sollten wir ein paar Prügel einstecken müssen, dann tun wir das.« George ließ das Band weiterlaufen.
Auf dem Bildschirm drückte Nixon die Schultern durch. »Einen letzten Punkt möchte ich noch ansprechen, Mr President. Als die Tafel in meinen Besitz kam, musste ich jemanden finden, der sie übersetzen konnte. Wir wussten nicht einmal genau, um welche Sprache es sich handelt. John - John Ehrlichman – hatte einen Freund, einen Professor an der George Washington University. Seinen Namen habe ich vergessen. Aber er hat die Übersetzung für uns angefertigt.
Er hat nie erfahren, woher wir die Tafel hatten. Jedenfalls nicht, wenn John es ihm nicht erzählt hat, und ich glaube nicht, dass er das getan hat.« Nixon dachte noch einmal darüber nach. Schüttelte den Kopf. »Nein, auf keinen Fall. Wie auch immer, der Professor hat uns zugesichert, dass er nichts von dem, was er zu sehen bekomme, weitergeben werde. Aber wir haben nicht bedacht, dass er sich Notizen machen würde. Und dass er sie trotz seiner Zusicherung, keine Mitschrift anzufertigen, behalten würde.
Wir haben die Tafel eingelagert in der Hoffnung, dass sie nie wieder ans Tageslicht käme. Ich hatte sogar daran gedacht, sie zu zerstören. Aber das erschien mir unangebracht.« Nixon brach ab, und seine Gedanken schienen in eine andere Zeit zu schweifen. An einen anderen Ort.
»Im Juni 1972 erhielt ich einen Anruf von John. Der Professor hatte ihm mitgeteilt, dass er Materialien verloren habe, die mit der Übersetzung zusammenhingen. Schlimmer noch, er hatte Beziehungen zu den Demokraten geknüpft. Zu Larry O’Brien, und er glaubte, er habe seine Aktentasche in O’Briens Büro vergessen. Im Watergate. O’Brien behauptete, nichts davon zu wissen.
Ich habe keine Ahnung, zu wem ich hier spreche oder wie viel Zeit vergangen ist, seit ich von der Bühne abgetreten bin. Es mögen zwanzig Jahre sein. Es mögen Jahrhunderte sein. Aber ich möchte Ihnen gegenüber eine Erklärung abgeben, die ich dem amerikanischen Volk schuldig bleiben musste: Der Grund für den Einbruch war kein politischer. Es ging um das Wohl der Nation. Das war der einzige Grund.
Ich sollte noch hinzufügen, dass O’Brien, wie sich herausgestellt hat, die Aktentasche nicht hatte. Dieser idiotische Professor hat sie im Hotelrestaurant stehen lassen. Aber die Männer, die eingebrochen sind und den Preis dafür bezahlen mussten, haben nie ein Wort darüber verloren. Sie haben die Notizen des Professors nie erwähnt.« Er schaute dem unbekannten Präsidenten einer nicht näher zu bezeichnenden Zukunft aus dem Bildschirm heraus entgegen. »Diesen Männern schulde ich Dank. Das ganze Land schuldet ihnen Dank.«
Und dann färbte sich der Bildschirm
Weitere Kostenlose Bücher