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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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„Laß mich mit diesem Typen allein reden.“
    „Okay.“ Marks stand auf. Zu Jolson sagte er: „Das ist seit langem der erste konservative Anzug, der mir gefällt.“ Er selbst trug orangefarbene Kleidung mit grünen Säumen.
    Nachdem Marks von der Menge verschluckt worden war, sagte Waycross: „Es ist wie eine Neugeburt, Leutnant Jolson. Hier habe ich wirklich etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“
    „Jetzt sagen Sie mir bloß nicht, daß Sie sogar die Übungen besuchen?“
    „Keine Zeit für so was“, sagte Waycross. „Hören Sie, Leutnant Jolson, ich bin immer noch dazu bereit, mit dem APS zusammenzuarbeiten. Schließlich bin ich das meinem Vater schuldig. Ich muß ein paar Reden schreiben. Sehen Sie, Walter R. Scamper, der große alte Mann der Entjochungsbewegung, kommt morgen abend höchstpersönlich im Raumhafen an. Ich bin dazu bestimmt worden, die Willkommensrede zu halten.“ Er grinste und ließ es wieder sein. „Bis dahin sind Sie mit meiner Identität fertig, oder?“
    „Ja“, sagte Jolson.
    „Gut. Dann verkrieche ich mich an einem Ort, den ich gut kenne, und schreibe drauflos. Während dieser Zeit wird Ihnen meine Identität den Zutritt zum Campus erleichtern. Okay?“
    „Ich gehe mit Ihnen dorthin, und Sie können mir die kleinen Details über die Szene an der Universität Tarragon mitteilen.“
    Waycross nickte. „Sie treffen sich in zwei Stunden mit Professor Nibblett, nicht wahr?“
    „Ja“, sagte Jolson. „Woher wissen Sie das?“
    „Na ja, bei Dads Ruf … Ihr APS-Mann hat mir fast alles erzählt.“ Er musterte Jolson. „Sie müssen über dreißig sein.“
    „Zweiunddreißig.“
    „Und dennoch können Sie sich in einen perfekten Doppelgänger von mir verwandeln?“
    Das Chamäleonkorps hatte zwölf Jahre dazu gebraucht, ihn für diese Art Arbeit zu konditionieren. „Mühelos.“
    „Ich nehme an, Sie sind stolz darauf.“
    Wenn das CK ihn nicht gerade auf eine dringende Mission schickte, leitete Jolson einen Töpferwarengroßhandel. „Gehen wir, was?“ sagte er und trat aus der Nische.
    Es war weiterer Hufschlag zu hören. Diesmal hielten die Berittenen vor dem Kaffeehaus.
    „Uff“, meinte Waycross. „Die Aufseher von Dekan Riding machen eine Razzia. Kommen Sie!“ Er führte Jolson auf das Spielzimmer zu. „Hinterausgang.“
    Einen Augenblick später rannten Jolson und Waycross zusammen mit etwa zwanzig weiteren studentischen Agitatoren und Glücksspielern durch eine gelbgeziegelte Hintergasse.
    Darüber hatten die Spionageleute Jolson nichts erzählt.
     
    Die Perma-Herbstblätter waren so programmiert, daß sie herabfielen, wenn der Campanile die volle Stunde schlug. Jolson duckte sich, um einem großen Blatt auszuweichen, und ging dann einen Kiesweg entlang, der zum Naturwissenschaftskomplex führte. Er war nun ein exakter körperlicher Doppelgänger von Miguel Waycross und trug ein geliehenes zitronengelbes Jackett sowie hellblaue Hosen mit Rüschen an den Knöcheln.
    Das Amt für Politische Spionage – das Befehlsgewalt über das CK ausübte – war der Meinung, es sei besser, wenn Professor Nibblett von jemandem kontaktiert wurde, der als Student verkleidet war. Waycross’ Vater war wahrscheinlich bei einer Planungs- oder Vorplanungsgruppe dabeigewesen. Wäh rend eine künstliche Brise um seine Knöchel strich und seine Hosenbeine aufblähte, sehnte Jolson sich nach dem Töpfereigroßhandel. Wenn man einmal Mitglied im Chamäleonkorps geworden war, war man praktisch immer im Dienst.
    „Aha!“ rief eine scharfe, nasale Stimme.
    Jolson blieb stehen und drehte sich um. Dieser Teil des Pfads führte durch eine Gruppe echter Bäume. Drüben stand ein Mann mittleren Alters an einer Rokokowerkbank. Er war lang und schlank und blickte ihn hämisch an. „Sir?“ fragte Jolson.
    Der Mann, dessen glattes, schwarzes Haar in der Mitte gescheitelt war, blähte seinen Schnurrbart auf. „Sie haben meine Order ignoriert, zu einem Plauderstündchen bei mir vorbeizukommen, Waycross.“ Er hob ein paar Dornenhandschuhe von der Werkbank auf. „Muß sagen, daß Sie mir besser gefallen haben, als Sie noch ein harmloser, versoffener Penner und ein verteufelter Wüstling waren.“
    Die Handschuhe flogen auf Jolson zu, und er schritt beiseite, um sie auf den Boden scheppern zu lassen. „Könnten wir vielleicht einen neuen Termin ausmachen, Sir?“
    „Ein nicht wahrgenommener Termin gibt mir andere Vorgehensmöglichkeiten“, sagte der Mann. Er zog sich gerade selbst ein

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