Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
Vorbestellung. Ist ja schon eins. Wahrscheinlich möchten Sie früh frühstücken und dann zurück auf Ihre Farm.“
    „Er hat keine Farm“, sagte Daisy Anne. „Und er möchte auch kein Frühstück, nicht einmal eines mit sechs Stunden Vorbestellung. Er möchte nicht einmal einen synthetischen Schwan mit Feigenaugen.“
    „Die Liebe“, sagte die Frau, „nimmt einem den Appetit. Bei meiner letzten Affäre habe ich fünfzehn Pfund abgenommen. Kummer ist besser als Bewegung. Na gut, ich bringe Ihnen Ihre Drinks, und dann hören Sie kein einziges Wort oder auch nur einen gutgemeinten Vorschlag von mir. Ich stehe jetzt sowieso bis früh am Morgen in der Küche und rolle Crepes und färbe künstliche Erdbeeren rot. Letzte Woche habe ich vierundzwanzig Kartons künstlicher Erdbeeren aus Murdstone teleportieren lassen, und dann stellte es sich heraus, daß sie blau waren. Diese Echsen! Gute Nacht.“ Sie schob mit ihrem Wagen in den Gang davon.
    Daisy Anne sagte: „Frauen! Deshalb bin ich Spionin geworden, damit ich nicht immer so tun muß, als sehnte ich mich nach Hausarbeit.“
    „Du wolltest mir noch was erzählen.“
    Das schöne Mädchen sagte: „Ja, ich war eine Weile in der Kanalzone. Dort sind hauptsächlich junge Leute und stille Gewässer. Sie haben zum größten Teil Kanäle, statt Straßen. In der Zone halten sie mich für ein bißchen jünger als ich eigentlich bin. Langsam bekomme ich selbst ein bißchen den Dreh raus, wie man Leute nachahmt.“
    Die Wirtin kehrte mit zwei neuen Brandys zurück. „Wenn die Prügelei hier herüberkommen sollte, dann jagen Sie die Jungs zurück ins ‚Briarcliff. Das ist unser Männerpub.“
    „Prügeln sie sich dort gerade?“
    „Sie werden wohl in zwei Minuten damit anfangen“, sagte die Frau. „Der Vorsitzende unserer hiesigen Oppositionspartei, Henry Harrison Tube, ist gerade für seinen Nachttrunk reingekommen, und jetzt bringt er Trinksprüche auf die Selbstmordkinder aus und macht anzügliche Bemerkungen in jugendlichem Jargon. Es wird noch zwei Minuten dauern, höchstens fünf, bis unsere drei anderen Stammkunden sich mit ihm angelegt haben dürften. Dann wird Fat Ed, der Barkeeper unseres Männerpubs, sie wohl rausschmeißen.“ Sie stellte die Getränke ab und sagte beim Hinausgehen: „Lassen Sie sich Ihre Romanze nicht dadurch verderben.“
    Daisy Anne stieß mit ihm an. „In mancher Hinsicht bin ich, glaube ich, wirklich noch ein Teenager.“
    „Fühlst du dich etwa danach, anzügliche Bemerkungen in jugendlichem Jargon zu machen?“
    „Nein, ich meine, es macht mir nichts aus, daß sie denkt, wir würden miteinander schlafen, denn das werden wir ja auch“, sagte Daisy Anne. „Aber es macht mir etwas aus, daß sie meinen Geschmack so einschätzt, als ob ich mich in einen wettergegerbten alten Rustiko wie Tunky Nesper verlieben könnte.“
    Ein kurzbeiniger, runder Mann kam schnell rückwärts in den Raum gelaufen. Er stieß an einen runden Tisch und wirbelte halb herum. „Ich würde meine Bomben näher vor meiner eigenen Haustür ablegen“, sagte er. Ertrug einen borstigen Schnurrbart und rauchte eine kurze grüne Zigarre.
    Zwei Männer in Tweedpullovern kamen hinter ihm her. „Kommen Sie zurück ins Briarcliff, Vorsitzender Tube“, sagte einer von ihnen.
    „Auf die Selbstmordkinder“, sagte Tube. Er machte eine prostende Bewegung mit seiner leeren Hand. „Gott segne Explosionen und die Verwirrung der Provisorischen Regierung. Ich pisse auf die Flagge.“
    „Wir haben keine Flagge mehr“, sagte der andere Tweedmann. „Erinnern Sie sich daran, daß die alte abgeschafft wurde und daß ihr Ganoven im Parlament euch nicht auf den Entwurf einer neuen einigen könnt.“
    „Na, dann pisse ich eben auf die etwaige Flagge.“ Tube rannte im Zickzack auf Jolson zu und ergriff dessen Brandy. „Auf den rechtzeitigen Abgang von Aldington J. Walton. Die jungen Attentäter mögen lange leben, und dreimal prost auf alle jungen Leute von zwei bis zweiundzwanzig, wo immer sie auch sein mögen.“ Er schwenkte das geliehene Glas zuerst in Richtung der beiden Tweedmänner und dann in Richtung von Daisy Anne. „Auf dich und deinen Torfstecherpapi, Blondchen.“
    Jolson stand langsam und ruhig auf. Er packte die Hand mit dem Glas, stellte den Drink wieder auf den Tisch zurück, drehte Tube den Arm auf den Rücken und ergriff ihn mit der anderen Hand an der Schulter. „Nehme an, daß ihr beiden diesen Kerl hier gern vermöbeln möchtet.“
    „Würden gern

Weitere Kostenlose Bücher