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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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von der Provisorischen Regierung Unterstützung bekommen. Die setzt uns Quoten fest. Wir müssen die Hungrigen speisen und die Nackten kleiden und die Gestrauchelten wieder aufrichten, aber alles nach Maßgabe und Richtlinien der Regierung.“
    „Und wie viele von jeder Sorte?“
    „Die PR besteht darauf, daß wir pro Mahlzeit vierundzwanzig Penner und Asoziale speisen“, sagte der Erlösungssoldat. „Der eigentliche Scheiß dabei ist, daß es niemals zweimal der gleiche Haufen an einem Tag sein darf. Also müssen wir täglich zweiundsiebzig Mitglieder des Abschaums der Gesellschaft hierherschleppen. Beim Abendessen werden immer fünf oder sechs von ihnen ohnmächtig, so daß wir sie am nächsten Tag wiederverwenden können. Den größten Teil unserer Pennerquote müssen wir aber jeden Tag aufs neue zusammentreiben. Zum Glück ist die Nacktenquote niedriger, nur sechs in der Woche. Manchmal haben wir mehr nackte Penner als wir brauchen, dann sind wir in der beneidenswerten Lage, ein paar von ihnen rauszuschmeißen oder sie der Mission innerhalb der Zone zu übergeben.“
    „Ich will Ihnen was sagen“, sagte Jolson, „ich bin schon umhergestreift, als ich noch nicht größer war als ein Heuhaufen, und …“
    „Ich habe noch nie einen Heuhaufen gesehen. Ist wohl nicht sehr groß, wie?“
    „Nicht viel größer als ein Holzstapel, der einen harten Winter durchgemacht hat.“
    „Wenn Sie Stadtanspielungen verwenden würden, dann würde ich Sie bestimmt schneller verstehen. Ich habe den größten Teil meines Lebens in städtischen Gemeinden verbracht“, sagte der Korporal.
    „Was ich sagen will“, sagte Jolson, „ist, daß ich es gewohnt bin, frei herumzulaufen, wie eine Schreieule, die Mäuse jagt. Ich brauche keine Mahlzeit, und ganz besonders brauche ich auch keine Predigten.“
    Der Korporal wackelte verneinend mit seinem großen Kopf. „Tut mir leid, daß Sie das so sehen, Mister. Ich würde Sie wirklich nicht gerne an der Bank dort festketten. Ganz zu schweigen davon, daß es mir in der Seele weh täte, wenn ich zusehen müßte, wie Brigadier Choate Ihnen eins mit seinem echten Gummiknüppel über die Rübe haute. Was wiederum alles passieren würde, wenn Sie versuchen sollten zu gehen.“
    Jolson sagte: „Schätze, ich werde noch ein bißchen bleiben.“
    „Machst du viele Miezen damit?“ fragte der bärtige Mann Jolson und rückte näher an ihn heran.
    Der Korporal und der Brigadier waren inzwischen zur Tür gegangen und sprachen mit zwei großen Erlösungssoldaten, die dort Wache standen. „Womit?“ fragte Jolson.
    Der bärtige Mann klopfte auf die Metallgitarre. „Damit. Habe früher Mundharmonika gespielt, und die Punzen kamen dauernd durchs Fenster gekrochen und grapschten an meinen Ständer.“
    „Das ist wesentlich schwieriger, wenn jemand Gitarre spielt“, erwiderte Jolson. „Ich lege sie beim Spielen meistens in den Schoß.“
    „Wenn eine Bimbopuppe es sich in den Kopf gesetzt hat, dich am Pint zu packen“, sagte der Mann mit den schattigen Augen, „dann greift sie auch unter einer Gitarre durch. Ich kannte mal eine Punz, die ein mittelgroßes Klavier beiseite getreten hat, um an meinen Riemen zu kommen.“
    „Verbringst du viel Zeit hinter Klavieren?“
    „Da war ich gerade dabei, eine Kontraaltistin zu vögeln“, sagte er. „Das war, als ich noch jünger war. Man nennt mich Leftover.“
    „Bringt nicht viel ein. Ich heiße Tunky Nesper.“
    „Jugend“, sagte Leftover, „kann so grausam sein! Vor ungefähr zwanzig Jahren, als ich noch siebzehn war und einen Schwengel hatte wie ein Bulle, da war ich noch wer in der Kanalzone! Ich bin Exilant.“
    „Woher denn?“
    Leftover sagte: „Das weiß ich nicht mehr so genau. Während meiner ersten paar Jahre in der Zone habe ich immer bis zur Besinnungslosigkeit gebumst, und das hat meinem Gedächtnis geschadet. Und außerdem habe ich schlechte Augen.“
    „Ach ja?“
    „Nicht vom Rumschrubben. Das Schlimmste, was ich mir beim Hobeln gefangen habe, war Marstripper“, erklärte Leftover. „Nein, die schlechten Augen habe ich vom Gedichteschreiben. Ich habe immer noch sehr schwache Augen. Ist dir das schon mal aufgefallen?“
    „Deine Augen sind unter den Augenbrauen und in den Ringen nicht zu erkennen. Du warst Dichter?“
    „Ich war der bekannteste junge Rebellendichter in der ganzen Zone“, sagte Leftover. „Ich hatte zwei Themen, und für diese beiden Themen war ich das, was dieser rosa Knabe Bugs Mainey heute für

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