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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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und setzte sich auf die dicke linke Schulter des Wächters. Der Wächter langte hoch und zog den Brustkasten des Vogels auf. Drinnen war ein kleines Mikrophon zu erkennen. Nachdem er sich Jolsons Fingerkuppen angesehen hatte, sagte der Wächter laut: „Scheint der zu sein, für den er sich ausgibt. Schickt den Kreuzer!“
    Während Jolson auf dem Steg wartete, sagte der Wächter: „Ich dusche mich nicht mehr so oft wie früher. Es deprimiert mich zu sehr, wenn ich mich einseife.“
    „Das kann ich mir vorstellen.“
    An dem Säulengebäude erhob sich ein scharlachfarbener Kreuzer. Er flog eine träge Kurve und kam über das Wasser heran. In zehn Fuß Höhe blieb er über Jolson schweben, und eine Strickleiter wurde hinabgelassen.
    „Hochklettern!“ rief Nat Hockering.
     
    Die Marmorwand des Empfangszimmers war kühl. Jolson saß auf einem schmalen Besucherstuhl und beobachtete Nat Hockering. Der ehemalige Gehilfe von Nepenthe saß auf der Kante eines niedrigen Schreibtischs und verstrickte seine dicken Finger in den Kabeln des Schaltpults „Mr. Purviance kommt in ein paar Minuten zu Ihnen, Janeway. Nun hören Sie doch auf herumzuhampeln!“ sagte Hockering. „Es ist Mittagszeit.“
    „Es macht mir ja nichts aus, daß ich von Ihrem lausigen Arbeitgeber nicht zum Mittagessen eingeladen werde, aber ich will wenigstens etwas zu trinken. Und zwar Bier.“
    „Hier gibt’s sowieso nur Apfelkorn“, sagte Hockering. „Ich habe jetzt keine Zeit, den irgendwo auszugraben. Also vergessen Sie’s und warten Sie.“ Hockering senkte sein Kinn und bewegte so das Mikrophon des Schaltpults an seinen Mund. „Hör zu, Ed“, sagte er in das Mikrophon. „Ihr Burschen solltet eure Lagerprobleme in euren Büros bearbeiten. Ist mir egal, was sie sagt, das geht nicht. Nein, weil Purviance Storage die älteste und beste Firma im ganzen Geschäft ist. Gut, eine Sekunde, ich werde das aufschreiben.“ Er schob eine Handvoll Drähte beiseite und winkte Jolson herbei. „Sie sind doch ein Schreiberling. Dann geben Sie mir mal was zu schreiben!“ Er fing den Stift auf, den Jolson ihm zuschnippte. „Okay, Ed. Gut, den Namen habe ich. Ich werde es noch mal überprüfen, aber ich sage dir, es muß ihr Onkel sein. Sie hat für ihn unterschrieben, und wenn es nicht ihr Onkel war, den wir aufgetaut haben, dann ist das nicht unsere Schuld.“
    Jolson schritt durch den Raum, fort von Hockering. Aus dem Empfangsraum führten zwei Türen hinaus, auf einer stand LAGER, auf der anderen PUR VIANCE. Jolson schritt zur Tür von Purviance.
    „Sag ihr, daß Garantiefälle schriftlich eingereicht werden müssen“, sagte Hockering. „Ich muß jetzt aufhören, Ed.“ Erlöste sich von dem Schaltpult und sprang vom Schreibtisch. Er rannte auf Jolson zu und schrie: „Ich habe gesagt, Sie sollten warten, Sie Säufer!“
    „Entweder was zu trinken oder ein Interview“, sagte Jolson. „Janeway ist niemand, der irgendwo herumsitzt.“
    „Sie sind aber dienstgeil!“ meinte Hockering. „Sind Sie sicher, daß Sie wirklich diese Lusche Janeway sind? Wir haben schon ein paarmal Ärger mit Impersonationen gehabt.“
    „Es gibt nur einen Janeway. Und das bin ich, Sie Spatzenhirnente!“
    „Ich habe Sie schon einmal überprüft“, sagte Hockering. „Bin mir aber trotzdem nicht so sicher. Lassen Sie mich noch mal Ihren Ausweiskram sehen!“
    Jolson zog das Päckchen hervor. „Wir können das ganze Interview auch abblasen, wissen Sie. Das können Sie Purviance ausrichten. Ich werde auch in zwei anderen Universen willkommen geheißen, und da gibt es wenigstens was zu saufen.“
    Hockering grapschte sich eine von Jolsons Händen und besah sich seine Fingerkuppen. „Stimmen überein.“ Er runzelte die Stirn. „Details“, sagte er plötzlich. Er riß Jolson die Augenklappe ab.
    Jolson sagte: „Sie Strauchdieb!“
    Hockering schluckte und reichte ihm die Augenklappe zurück. „Tut mir leid, Mr. Janeway.“ Er langte um Jolson herum und klopfte in einem besonderen Rhythmus an die Tür von Purviance.
    „Ja, herein!“ sagte eine Stimme auf der anderen Seite.

 
24
     
    Der Schaukelstuhl war mit Adlern übersät. Sie waren überall eingeschnitzt, verschlungen, ineinander verbissen, schwarz. In dem regelmäßig auf und ab schaukelnden Stuhl saß ein Mann mit schmalem Mund. Ertrug Pulloverhosen aus Stoff, ein feinkariertes weites Hemd und einen breitkrempigen Echtstrohhut. Seine Finger waren eckig und glatt und umklammerten eine Pfeife mit gelbem Kopf.

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