Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
vorbeigefahren waren, einer silbernen Kanone auf einem steinernen Sockel, war die Fahrbahn zu Ende gewesen. Nun hob und senkte sich der Kreuzer auf den kleinen Wellen eines roten Feldwegs.
    Miß Stures steckte einen neuen Kopf in die Kabine: „Wir sind fast dort. Kann man sich mit Ihnen überhaupt sehen lassen?“
    „Ich bin Floyd Janeway, und das sollte ja wohl jedem genügen“, sagte Jolson zu ihr. Er trug einen der braunen Einteiler des Reporters, seine Ausweise hatte er in die Brusttasche gesteckt. „Jetzt lassen Sie mich in Frieden, Miß Stures. Sie sehen reichlich überflüssig aus. Ich will nicht, daß Sie mit mir zusammen zu diesem Interview gehen. Sie bleiben hier.“
    „Sie wissen doch ganz genau, daß Sie ohne mich überhaupt nichts behalten“, sagte die Androidin. „Sie haben sich nicht einmal daran erinnert, daß der König von Tarragon ermordet wurde, dabei geschah es, während Sie ihn interviewt haben.“
    „Bei diesen Burschen weiß man nie, ob sie gerade lebendig oder tot sind“, sagte Jolson. „Wenn Sie wirklich etwas tun wollen, dann füllen Sie diesen Bierkrug hier auf.“
    Der Kreuzer kroch einen steilen Hügel hoch, zitterte und glitt hinab. Unten am Ende des Wegs lag ein großer See, glatt und eisblau. Mitten auf dem See lag eine helle, grüne Insel, von weißen, kreisenden Vögeln eingerahmt. Auf einem sanften Hügel stand ein blaßgelbes Gebäude, das aus Säulen und Ziselierungen und Marmorblättern und ländlichen Steinschnitzereien bestand.
    „Hübscher Schuppen, was, Boß?“ fragte das Sprechgitter des Lenkmechanismus.
    Auf dem stillen See zogen grellweiße Schwäne umher. „Parken Sie dort im wilden Anis“, sagte Jolson.
    Auf dieser Seite des Sees befand sich ein schmaler, schwarzer Ufersteg. Darauf saß ein drahtiger Mann, der einen Bart rüg. Als Jolson aus der Kabine des geparkten Kreuzers kletterte, stand der Mann, der in einen zottigen, braunen Mantel gekleidet war, auf.
    „Bleiben Sie ja drinnen, Miß Stures!“ sagte Jolson, als er den Kreuzer verließ.
    Der Mann im Mantel wandte Jolson immer noch den Rücken zu und betrachtete sein Kommen über die Schulter. „Haben Sie wieder eine Ladung Leichen am Stiel für mich?“
    „Schauen Sie mir gefälligst ins Gesicht, wenn Sie mit mir reden, Sie rausgeputzter Lackaffe!“ sagte Jolson. Er wankte über den staubigen Weg auf den Mann zu. „Ich bin Floyd Janeway und nicht irgendein schwuler Hoodoo-Wagenlenker.“
    Der bärtige Mann wandte seinen Kopf vollends von ihm ab, bückte sich grunzend und hob einen flachen, weißen Stein von einem kleinen Haufen neben seinen Sandalen. Er warf den Stein über das Wasser. Er hüpfte zweimal von der Oberfläche hoch und verfehlte nur knapp einen Schwan. „Alles, womit wir es hier zu tun haben, Mister, ist die sorgfältige Lagerung gefrorener Leichen.“
    Als Jolson auf den schwarzen Steg schritt, knarrte dieser unter seinen Füßen. „Janeway, Journalist. Sagen Sie Purviance, daß ich hier bin.“
    Der Mann wandte sich um, doch sein schwerer Mantel folgte seiner Bewegung nur langsam. Seine abgetragenen Sandalen stießen den Stapel aus Wurfsteinen um. „Bleiben Sie ungefähr dort stehen, wo Sie sind. Im Augenblick sind drei Weitschußlaser auf Ihren Zappelarsch gerichtet, ganz zu schweigen von zwei weiteren, die Ihnen das Gehirn weggrillen könnten. Zeigen Sie ganz langsam Ihre Ausweispapiere vor. Wenn Ihnen danach sein sollte, irgendwelche Worte oder Merksätze von sich zu geben, dann haben Sie jetzt eine fürchterlich gute Gelegenheit dazu.“
    Jolson zog seine Janeway-Papiere hervor und sagte: „Immer an North Dakota denken, okay?“
    „Werfen Sie die Papiere rüber, aber sachte“, sagte der Wächter im Mantel. Er beugte sich vor, um die Ausweise zu fangen, und auf seinem Handgelenk war ein gefiedertes Pferd zu erkennen.
    „Das ist aber eine hübsche Tätowierung“, sagte Jolson.
    „Mister, mein ganzer Körper ist tätowiert. Mit Darstellungen von Gräbern und Mausoleen. Als ich jung war, hatte ich eine makabre Ader. Ist aber immer noch ein hübsches Memento mori. Ich war mal eine ganz schöne Attraktion in Esperanza City. Ich hatte eine Etage in einem der kleineren Vergnügungstürme für mich und habe ganz schön hohe Eintrittspreise genommen.“
    „Ein interessantes Hintergrunddetail“, sagte Jolson. „Bringen Sie mich jetzt zu Purviance.“
    „Geduld!“ sagte der tätowierte Wächter. „Schauen wir uns doch einmal Ihre Hände an.“ Eine Taube flatterte herbei

Weitere Kostenlose Bücher