Das Chamäleon-Korps
Straßenanzug auch nie aus.“
„Ich verstehe immer noch nicht, wieso Sie …“, fing Jolson an.
„Sie sagten, Sie hätten früher einmal von mir gehört?“
„Klar, Jose Terranova. Ich habe über Sie gelesen, als ich noch zur Schule ging. Als Sie damals mit der Prinzessin vom Kondominium A weggelaufen sind. Die Affäre mit dem Mädchenorchester. Die Sache, als Sie beim Siebzehnundvier die beiden Zwillingspremierministerinnen gewonnen haben. Klar.“
„Ich hatte“, sagte Terranova, „ein bißchen Pech.“ Obwohl es draußen erst Mittag war, herrschte in dem kleinen stickigen Zimmer Zwielicht. „Lernen Sie vernünftig Buchhaltung. Das ist das Geheimnis des Lebens. Vermeiden Sie Prozesse. Verklagen Sie nie jemanden. Trinken Sie nicht übermäßig, und setzen Sie ein offizielles Testament auf. Mein Ratschlag für Sie.“
„Wie lange leben Sie schon im Vergnügungsviertel?“
„Ein paar Jahre.“
„Wollen Sie wieder zurück nach draußen?“
„Nein. Ich habe mich von all diesen Sachen zurückgezogen. Zuviel Druck, dauernd irgendwelche Miezen aufreißen zu müssen. Viel zu anstrengend. Jetzt lebe ich wie ein Einsiedler. Ein betrunkener Einsiedler. Aber trotzdem.“ Terranova blickte zu Jolson hoch. „Warum hat man Sie denn überfallen?“
„Die Pro-Zombie-Partisanen wollen nicht, daß ich die Präsidentin spreche.“
„Wissen Sie“, sagte Terranova, „dieses Mädchen, Jennifer Crosby. Ich kannte ihre Familie. Als sie fünfzehn war, war sie in mich verknallt. Na ja, das waren ja die meisten Mädchen auf Barafunda. Jenny kannte ich, und sie schrieb mir Briefe. Ein nettes, empfindsames Mädchen. Ich hab’ sie ich weiß nicht mehr wie lange schon nicht mehr gesehen.“
Jolson setzte sich auf den einzigen Stuhl im Raum. „Würde sie Sie immer noch erkennen?“
„Jenny? Wahrscheinlich, wenn ich plötzlich auftauchen würde. Aber das werde ich nicht. Unwahrscheinlich.“
„Schauen Sie“, sagte Jolson. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mir Ihre Identität ausborgte? Ich muß mit dem Mädchen reden, und die Identitäten, die ich bisher benutzt habe, sind mittlerweile abgenutzt.“
„Ausborgen?“
„So etwa.“ Jolson zeigte auf sein Gesicht und verwandelte sich langsam in ein gereinigtes, nüchternes Abbild von Terranova.
Terranova grunzte. „Das ist ein guter Trick.“ Er schloß seine Augen eine Sekunde lang. „Sie müssen einer von diesen Typen vom Chamäleonkorps sein, nicht?“
„Ja.“
„Ich weiß nicht, ob Sie einfach reingehen und mit Jenny sprechen können. Nicht mal als ich. Die meisten Leute wissen nicht, daß ich hier bin. Sie glauben, daß ich mich auf eine meiner Plantagen zurückgezogen habe. Dieser Teil ist also kein Problem. Aber selbst Terranova zu seinen besten Zeiten mußte immer noch einen Termin machen und auf die Präsidentin warten. Außer bei Katy Beecher, und die mußte ich heiraten.“
„Dann macht es Ihnen nichts aus, wenn ich mich für Sie ausgebe?“
„Nein, das amüsiert mich. Wenn Sie versprechen, zurückzukommen und mir zu erzählen, wie es war.“
„Das werde ich“, sagte Jolson.
„Wie heißt sie noch?“ murmelte Terranova.
„Wer?“
„Carol Hammersmith. Da war eine Ankündigung in den Nachrichten in der Bar. Eine Cocktailparty in der neuen Zombie-Fabrik, die sie gerade am Rand – am guten Rand – der Stadt aufgemacht haben. Das ist morgen abend, und diese Carol Hammersmith gibt die Party. Wir waren einmal eng liiert. Ihr Mann ist einer der jüngeren Premierminister in Jennys Kabinett, ein Pro-Zombie-Mann und auch im Aufsichtsrat der Zombie-Fabrik.“
„Wenn ich als Sie dort hingehe, wird mich Mrs. Hammersmith dann einlassen?“
„Richtig“, sagte Terranova, setzte
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