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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Kin­der ge­ge­ben ha­ben. Sie lie­ben mich al­le, al­le glau­ben sie an Son­nen­blu­me. Sie glau­ben an das, wo­für die­ser al­te Ort hier steht, und sie ver­ste­hen auch, warum ich mich nach die­ser al­ten Stadt be­nannt ha­be. Denn das ist die Be­deu­tung von Ji­ra­sol in der al­ten Spra­che, müs­sen Sie wis­sen.“ Er fisch­te zwei blaue Schnapp­sein aus der Do­se. „Die sta­bi­li­sie­ren die Wir­kung des an­de­ren Zeugs, das ich ein­neh­men muß. Ei­ne Be­ru­fung zu ha­ben, ein Schick­sal, das es zu er­fül­len gilt, Bron­zi­ni, das ist ei­ne schreck­li­che Ver­ant­wor­tung. Sie kön­nen jetzt ge­hen. Auf Wie­der­se­hen, viel Glück auch. Neh­men Sie sich den Rest des Ta­ges frei.“
    Jol­son roll­te nä­her an Son­nen­blu­me her­an, wäh­rend Bron­zi­ni den Turm ver­ließ.
    „Mir Din­ge vor­zu­wer­fen!“ sag­te Son­nen­blu­me und spül­te die Schnapp­sein mit Sau­er­milch hin­un­ter. „Schmeckt ja nicht be­son­ders. Mir Din­ge vor­zu­wer­fen, da­bei sind sie es selbst. Das ist ja das gan­ze Pro­blem. Macht man es für sie, dann ist al­les in Ord­nung, dann sind sie glück­lich und sa­gen, daß sie einen gern ha­ben. Man kann ex­plo­die­ren­de Leu­te zu­sam­men­bas­teln, und al­les ist in Ord­nung, so­lan­ge es für sie ist, aber nicht, wenn es für mich ist.“ Er setz­te sich wie­der und griff nach ei­nem Hand­dik­ta­phon. „Man hat ein Ge­wis­sen, und sie kri­ti­sie­ren einen. Und wenn ich was Gu­tes tue und die Kin­der mich mö­gen, dann ver­ste­hen sie es nicht. Nein, das ist schon in Ord­nung, und auch der Streß ge­hört eben da­zu. Ja, so ist es. Man kann nicht ein Füh­rer von so et­was wer­den und im Un­recht sein. Nicht wahr? Ja, es ist al­les in Ord­nung. Ich soll­te bes­ser auf mei­ne Sa­chen auf­pas­sen. Nein, ich bin jetzt Son­nen­blu­me. Das ist es, was zählt, den Na­men die­ser al­ten Stadt und ih­re Re­li­gi­on und ih­re Rui­nen­phi­lo­so­phie an­ge­nom­men zu ha­ben. Das be­deu­tet doch schließ­lich et­was.“ Er schnitt ei­ne Gri­mas­se in Rich­tung Mi­kro­phon und rieb es an sei­nem Kinn. „Ich füh­le mich nie mehr wohl. Ganz und gar nicht. Na ja, war ja auch zu er­war­ten. Wenn das al­les vor­bei ist, wenn sie nicht mehr das Sa­gen ha­ben, dann wird’s mir wie­der gut­ge­hen. Wenn sie al­le ex­plo­diert sind. Wenn das Tö­ten auf­hört, dann hört auch der Streß auf. Es muß­te ja auf­hö­ren, so für sie zu ar­bei­ten. Ich weiß doch selbst am bes­ten, was ich mit den Sa­chen an­fan­gen soll, die ich mir für sie aus­den­ken muß­te.“ Er stand auf, dann setz­te er sich wie­der. „Ge­nug jetzt. Al­les klappt wun­der­bar. Hat der Mann vom Cha­mä­le­on­korps nicht ge­sagt, daß er ir­gend et­was Tol­les ge­macht hat? Ir­gend­was je­den­falls.“ Er schritt an das Fens­ter­ge­wöl­be, wo der schwar­ze Vo­gel im­mer noch her­um­pick­te.
    Jol­son roll­te durch das Durch­ein­an­der hin­ter ihm her. Er ver­wan­del­te sich in sich selbst und nahm Son­nen­blu­me in den Po­li­zei­griff. Er nahm dem zer­brech­li­chen Mann die Pis­to­le aus dem Hüft­half­ter. „Okay, Slack“, sag­te er.
    Son­nen­blu­me ver­dreh­te den Kopf und sah ihn an. „Sie sind wie al­le Kin­der hier. Nichts am Lei­be, lau­fen schlam­pig her­um. Ich ver­su­che, ih­nen bei­zu­brin­gen, daß es nicht ge­nügt, Über­zeu­gun­gen zu ha­ben, man braucht auch Stil.“
    „Bron­zi­ni!“ rief Jol­son.
    Der Ma­jor kehr­te zu­rück. Er rich­te­te ei­ne Pis­to­le auf Son­nen­blu­me. „Hier sind ein paar Kla­mot­ten, Jol­son. Das ist ei­ner der Nach­tei­le, wenn man Ma­schi­nen nach­macht.“
    Jol­son dreh­te Son­nen­blu­me lang­sam her­um und ließ ihn los. Er fing den Ein­tei­ler, den der Ma­jor ihm zu­warf, und zog ihn an. „Jetzt ge­hen wir in Ihr Kom­mu­ni­ka­ti­ons­zen­trum, Slack, und ru­fen uns ein biß­chen Un­ter­stüt­zung vom Amt für Po­li­ti­sche Spio­na­ge und von der Pro­vi­so­ri­schen Re­gie­rung her­bei.“
    „Sie wol­len mei­ne Ar­beit hier brem­sen?“
    „Ja.“
    „Es scheint Ih­nen nicht klar zu sein, wie wich­tig ich bin“, sag­te Son­nen­blu­me zu ihm. „Sie er­ken­nen wohl nicht, wie wich­tig ich für jun­ge Leu­te bin.“
    „Aber ja doch!“

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