Das Chamäleon-Korps
wollten. Hab’ sie entgegengenommen, da ich sowieso zu Ihnen wollte.“
Jolson, der nun wie ein mannshoher, weißemaillierter Computer aussah, rollte an Sonnenblume heran.
„Warum wollten Sie zu mir?“ fragte Slack.
Bronzini sagte: „Um Meldung über eine erfolgreiche Mission zu erstatten.“
Slack schüttelte den Kopf und machte sich daran, sich von dem schwarzen Metallstuhl zu erheben, auf dem er gerade saß. „Ich arbeite gerade, diktiere ein paar Aufzeichnungen. Hat Ihnen meine Wache das nicht gesagt?“
Bronzini nickte. „Ich war der Meinung, dies hier sei wichtig genug, um Sie stören zu dürfen. Ihre Wache meinte das auch.“
Slack leckte sich die trockenen, brüchigen Lippen. „Es mag ja sein, daß Sie dies für eine merkwürdige Frage halten – aber wer sind Sie eigentlich?“
„Ich bin Ed Bronzini.“
Slack tastete das Dach einer zerkratzten Forschungsmaschine ab und fand ein Häufchen roter Pillen. „Sie machen sich ja gar keine Vorstellungen davon, mit welch einem Streß meine Stellung verbunden ist.“ Er kratzte vier Pillen zusammen, legte sie in seine Handfläche und schluckte sie hinab. Er zuckte wieder mit den Augen und atmete mit weit geöffneten Zähnen ein. Er besah sich die Oberfläche der Maschine genauer. „Oje!“ Er sprang um das Gerät herum und ging an einen Kühlschrank, riß die Tür auf und trank aus einem Becher mit einer gelben Flüssigkeit. Dann eilte er zu seinem Stuhl zurück und nahm nochmals vier Pillen. „Hab’ die Reihenfolge durcheinandergebracht. Müßte wohl erst das gelbe Zeug nehmen und dann das rote.“ Er gähnte und zuckte mit den Augen. „Ja, also gut, hallo Bronzini. Was ist denn los?“
„Ich bin auf den neuen Agenten des Chamäleonkorps gestoßen, als ich draußen im Dschungel auf Patrouille war“, sagte Bronzini. „Wir haben uns um ihn gekümmert.“
„Chamäleonkorps?“ Slack machte eine abweisende Handbewegung. „Mir schwirrt zuviel im Kopf herum, Bronzini. Die ganze Koordination hier, die Erlösung dieses Planeten zu beaufsichtigen, der philosophische Führer von so vielen netten jungen Leuten zu sein … es macht einen fertig. Gestern abend bin ich bis spät nach Mitternacht in der Chirurgie aufgehalten worden. Ich hab’ zwar nicht auf die Uhr geschaut, aber ich bin mir ziemlich sicher, daß es so spät war. Ich habe Implantationen durchgeführt.“ Er machte einen Kreis mit Daumen und Zeigefinger. „Ich liebe diese jungen Leute, Bronzini, und ich habe keinerlei Schwierigkeiten, die Mädchen als Krankenschwestern einzusetzen. Na ja, man muß immer hinter ihnen her sein, damit sie sich vor der Operation auch Hände und Gesicht waschen, aber ansonsten sind sie wirklich lieb und zuvorkommend. Aber ich bringe es doch nicht fertig, auch nur einem von diesen verdammten Kindern Chirurgie beizubringen. Viel zuviel Aufwand, meinen sie. Genau wie an der Universität. Deshalb bin ich auch in die Forschung gegangen. Ich konnte schließlich nicht wissen, was die Regierung vorhatte, nicht wahr?“
„Geht’s meiner Tochter gut?“ fragte Bronzini.
Slack rieb sich mit seinem Fingerkreis über den trockenen Mund. „Wer ist das?“
„Marina, meine Tochter.“
„Ach so, ja, natürlich“, sagte Slack. „Triezen Sie mich nicht dauernd deswegen. Es geht ihr ausgezeichnet. Solange Sie weiterhin nette Sachen für Sonnenblume machen, paßt er schon auf, daß ihr nichts zustößt.“ Slack stand wieder auf. „Denken Sie immer daran, daß sie freiwillig zu mir gekommen ist. Sie hatte die Art von Welt satt, die Sie und Ihre Konsorten für sie geschaffen haben. Sie liebt Sonnenblume und das, wofür er steht.“ Er öffnete eine Kommode und nahm eine Pillendose auf. „Das ist etwas, das mir die
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