Das Chamäleon-Korps
bekommen.“
„Das muß aber ein gebrauchter gewesen sein“, sagte das Mädchen und runzelte die Stirn. „Denn irgend so ein Komitee hat Paps dazu gezwungen, das Ding vor zwanzig Jahren aus dem Verkehr zu ziehen. Die Firmengeschichte kenne ich ganz gut, weißt du. Ich habe sehr viel davon zu hören bekommen, während ich heranwuchs.“
Die Tür des Ladens wurde aufgerissen. Jolson wirbelte herum und griff mit der Hand an die kleine Blasterpistole, die nun neben seiner Wahrheitsausrüstung unter seinem Arm hing.
Der blasse, dunkelhaarige Mann, der in den Posterladen trat, war Sol S. Mahones, den Jolson zuletzt unter einem Tisch im vornehmsten Teil von Esperanza City gesehen hatte. „Hallo, Kath“, sagte Mahones. Er streckte Jolson eine Hand hin. „Ich weiß nicht, wer Sie sind, aber ich bin jedenfalls auf der Seite der Props und der ganzen Randbezirksideologie.“
„Ich bin Will Roxbury“, sagte Jolson.
„Sol S. Mahones“, sagte der Reporter. „Heute streife ich wieder im Randbezirk umher, Kath. Meine Lieblingsbeschäftigung.“
„Ich dachte, Sie hätten sich auf Korruption spezialisiert“, sagte Jolson.
Mahones lehnte sich an ein Regal mit Liebespuppen. „Hier gibt’s genug Korruption, Will.“
Mahones kratzte sich an einem seiner spitzen Ellenbogen. „Aber mich lockt nicht nur die Korruption hierher, wie Kath bestätigen kann. Was würdest du sagen, wie alt ich bin, Will?“
„Vierzig.“
„Vierunddreißig“, sagte Mahones. „Ist schon gut, daß du dich verschätzt hast. Ich weiß ja, daß wir, wir fürchterlich überalterten Knacker, für euch jungen Leute alle wie wandelnde Mumien aussehen. Obwohl ich vierunddreißig bin. Will, ich verstehe euch junge Leute. Wenn ich die Atmosphäre engagierter Jugend atme, dann wird mir immer so anders, ich fühle mich inspiriert und gefühlsmäßig aufgeladen. Stimmt es nicht, Kath?“
„Wenn er die Atmosphäre engagierter Jugend atmet, dann wird ihm immer ganz anders“, sagte das Mädchen.
„Hat einer von euch mal von der Reisberson-Bewegung gehört?“ fragte Mahones.
„Nein“, sagte Kath, und Jolson sprach es ihr nach.
„Ein politischer Aufstand auf Tarragon, vor ungefähr hundert Jahren“, erklärte der Reporter. „Ich wollte gerade sagen, daß Lanny Kubert und die Props die aufregendste Jugendbewegung seit dem Reisberson-Aufstand sind.“ Erhob die Arme. „Hast du schon all die Schilder gelesen, Will? ‚Die Liebe ist schnell zu Fuß’, ‚Liebe ist wie Leinen’, ‚Die Liebe regiert Palast, Hütte und Heide’, ‚Liebe verlacht die Schlosser’. Meine Generation, Will, Kath, meine Generation versteht die Botschaften nicht, die hier hängen.“
„Ich bin mir selbst nicht allzu sicher, daß Liebe wie Leinen ist“, sagte Kath. „Son sagte mir, daß sie Sprüche mit vielen L s wollten. Zombies schreiben gerne L s.“
„Son“, nahm Mahones das Stichwort auf, „Son ist der größte Dichter seit William Oliver Hickey. Nein, der größte seit Jerrold Sunlite Ross. Meine Generation leugnet das, das sieht ihr ähnlich. Sie greift Son sogar an. Hast du den jüngsten Verriß von Son Brewster jr. im Barnum Indy Netz gesehen, Will?“
„Hab’ ich verpaßt.“
„Das war so ein typischer Angriff der alten Garde, von einem sogenannten liberalen Reporter namens Floyd Janeway, so einem Relikt aus der Vergangenheit. Ja, Will, da hast du mal wirklich einen Mann, der aussieht wie vierzig und nicht wie vierunddreißig. Er sieht aus wie fünfzig. Er ist auch fünfzig. Dieser große, mutige Korrespondent Janeway hat Son reichlich übel mitgespielt.“
„Der gehört doch zur Barnum-Nachrichtenagentur und zur Solaren Neun-Planeten Nachrichtenagentur, nicht?“ fragte Jolson.
„Genau der,
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