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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Stein auf Jol­sons Was­ser­werk kam, konn­te er die sech­zig Dol­lar Mie­te nicht be­zah­len. Er nahm ei­ne Hy­po­thek auf einen Teil sei­nes Be­sit­zes auf, und das Spiel ging wei­ter.
    Ei­ne hal­be Stun­de spä­ter hat­te Al­ber­to nichts mehr, was er noch flüs­sig ma­chen konn­te. Als er ei­ne Stra­fe von hun­dert Dol­lar be­zah­len muß­te, war er da­zu nicht in der La­ge. „Ver­dammt“, sag­te der Com­pu­ter. „Aus­ra­diert! Jun­ge, Jun­ge, wie konn­te das nur pas­sie­ren?“ Er rieb sich lang­sam die Hän­de. „Hör mal, du kannst doch jetzt nicht ein­fach Lei­ne zie­hen! Du mußt mir ei­ne Re­van­che ge­ben. Wie wär’s mit noch ei­nem Spiel­chen, Freund?“
    „Nix“, sag­te Jol­son. „Du hast ei­ne Wet­te ab­ge­schlos­sen. Wirst du Wort hal­ten?“
    „Aber ich ge­win­ne doch sonst im­mer!“ schrie Al­ber­to. Sei­ne Me­tall­hän­de er­grif­fen das Spiel­brett und war­fen es um. Die Kar­ten und Spiel­stei­ne und Häu­ser und Ho­tels reg­ne­ten auf die Tisch­plat­te her­ab und fie­len auf den Bo­den. Der Com­pu­ter gab ein grun­zen­des Ge­räusch von sich. „Al­so gut, hast ja recht. Du sollst nicht den­ken, daß ich nichts als ein blö­der Spiel­ver­der­ber bin. Al­so gut, du und die Mie­ze, ihr könnt bei­de ab­hau­en. Aber mit Glüh­soh­len, und we­he ihr kommt noch mal her! Sonst ver­ges­se ich noch, daß ich als Gent­le­man pro­gram­miert wur­de. Ein Ge­schäft ist ein Ge­schäft, ei­ne Wet­te ist ei­ne Wet­te. Nimm mei­nen Pri­vat­aus­gang und mach die Flie­ge!“
    Zehn Mi­nu­ten spä­ter war Jol­son drau­ßen und be­för­der­te Jen­ni­fer in ei­nem Bo­den­kreu­zer­taxi da­von. Das Mäd­chen war nicht mehr ganz so bleich, und als sie durch die hell­be­leuch­te­ten nächt­li­chen Stra­ßen fuh­ren, wur­de sie lang­sam wach.

 
14
     
    Das flie­gen­de Ge­mü­se schim­mer­te röt­lich in der Mor­gen­son­ne, und der glat­tra­sier­te Mann am Heck des schwe­ben­den Kreu­zers duck­te sich und lä­chel­te waa­ge­recht. „Das ist völ­lig in Ord­nung“, sag­te er mit sei­ner tie­fen, gleich­mä­ßi­gen Stim­me. „Es ist ge­sund, sei­ne Ag­gres­sio­nen auf phy­si­sche Wei­se aus­zu­drücken. Die Wohl­fahrtspa­trouil­le hat da­für vol­les Ver­ständ­nis.“ Ei­ne grü­ne Es­pe­ran­za­to­ma­te traf ihn über der lin­ken Brust, und er lä­chel­te wie­der. „In man­chen der tiefer­ste­hen­den so­zio­öko­no­mi­schen En­kla­ven man­cher Pla­ne­ten wür­den Ak­tio­nen, wie sie hier statt­fin­den, star­ke Kri­tik pro­vo­zie­ren. Das ist auf Es­pe­ran­za und hier im Rand­be­zirk nicht der Fall, Kin­der. Ein wei­te­res Bei­spiel für die auf­ge­klär­te Po­li­tik, von der ich euch er­zäh­len möch­te.“
    „Du fa­selst durch die Röh­re!“ schrie ein ha­ge­rer Ju­gend­li­cher in ei­nem ab­ge­tra­ge­nen pur­pur­nen Sport­an­zug. Er schleu­der­te ei­ne Me­lo­ne auf den be­ben­den Kreu­zer. Über das grel­le WP-Em­blem spritz­ten Ker­ne.
    Jol­son, der am Ran­de der Men­schen­mas­se stand, die aus et­wa zwei Dut­zend Rand­be­zirks­ju­gend­li­chen be­stand, steck­te die Hän­de in sei­nen eng­an­lie­gen­den, et­was mi­li­tä­risch wir­ken­den, grell oran­ge­far­be­nen An­zug. Die laue Mor­gen­bri­se strich durch sei­ne dunklen Haar­flech­ten. Er war jetzt ha­ger und sah et­wa wie zwan­zig aus.
    „Ihr Ge­hir­n­am­pu­tier­ten“, sag­te ein Ju­gend­li­cher in ei­nem en­gen blau­en An­zug, „ver­steht ja nicht ein­mal die grund­lie­gends­ten Pro­ble­me, Stoops.“ Er schüt­tel­te den Kopf, und sei­ne zi­tro­nen­far­be­nen Ohr­rin­ge wa­ckel­ten.
    „Du siehst das al­les to­tal straight, weil du von ei­ner kor­rup­ten Be­hör­de be­zahlt wirst. Hör mal, Stoops, ich will dir mal was aus ei­ner neu­en Ar­beit von Sol S. Ma­ho­nes vor­le­sen.“
    „Ku­bert“, er­wi­der­te der blon­de WP-Mann, „du wirst mir nicht die­sen gan­zen Mist an den Kopf schmei­ßen.“ Er wich ei­ner blas­sen ro­sa Ba­na­ne aus. „Ich will dich mal lie­ber mit den Tat­sa­chen kon­fron­tie­ren, Ku­bert. Wo könn­test du denn wohl sonst als un­ab­hän­gi­ger Bür­ger­meis­ter­schafts­kan­di­dat rum­lau­fen, wenn nicht in ei­ner

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