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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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auf­ge­wach­ten Jen­ni­fer über die Ge­pflo­gen­hei­ten des Rand­be­zirks un­ter­hal­ten kön­nen.
    Jol­son ver­lang­sam­te sei­nen Gang, schritt über ei­ne ver­rot­te­te Pflas­ter­stein­stra­ße und ging um ei­ne wei­te­re Ecke. Ei­ne schma­le Hüt­te mit Holz­bal­ken­fassa­de sag­te zu ihm: „Die Lie­be ist so all­ge­gen­wär­tig wie das Licht.“
    Jol­son ent­deck­te das Laut­spre­cher­git­ter un­ter dem ver­gol­de­ten Tür­klop­fer und ant­wor­te­te: „Ich brauch’ kei­nen Sta­chel­beers­lum“, und hoff­te, daß ihn Jen­ni­fer kor­rekt über den Rand­be­zirks­jar­gon in­for­miert hat­te.
    In der Fer­ne er­tön­te ei­ne Sta­po­si­re­ne. Auf der Schei­be des klei­nen Hüt­ten­fens­ters stan­den die Wor­te AN­DEN­KEN AN DEN RAND­BE­ZIRK. Jol­son blick­te sich erst um, dann ging er hin­ein.
    Er war im Wohn­zim­mer der Hüt­te. Es diente als La­den­lo­kal. An al­len Wän­den hin­gen ge­bo­ge­ne und buck­li­ge Re­ga­le, und von der Bal­ken­de­cke hin­gen Pos­ter, Ka­len­der und Schil­der an Dräh­ten her­ab. „Fangt ihr vie­le Tou­ris­ten?“ frag­te Jol­son.
    Un­ter ei­nem Pos­ter mit der Auf­schrift ‚Lie­be ge­nügt, und wenn die Welt auch dar­ben soll­te. Tre­tet den Props bei!’ be­fand sich ein klei­nes, ma­ge­res jun­ges Mäd­chen von et­wa acht­zehn Jah­ren. Sie trug ein ro­sen­gel­bes Hemd­kleid, und ihr Haar war lang und hell­rot­braun. Ih­re Ar­me wa­ren dünn, ih­re Bei­ne lang. „Bist du neu im Rand­be­zirk?“
    Jol­son sag­te: „Hm, ja, ge­ra­de an­ge­kom­men, drit­ter Klas­se aus Murd­sto­ne. Im Au­gen­blick ver­su­che ich, der Sta­po aus­zu­wei­chen.“
    „Ich bin Kath Hof­stadt­er.“
    „Will Rox­bu­ry.“
    „Ich lei­te die­sen La­den ab und zu für die Props.“
    „Das“, sag­te Jol­son, der kei­ne Si­re­nen mehr hör­te, „ist wohl die Amou­re Pro­p­re Ge­sell­schaft von die­sem Ku­bert, wie?“
    „Stimmt“, sag­te das Mäd­chen. Sie setz­te sich auf ei­ne Fi­ber­glas­pack­kis­te. „Lan­ny Ku­bert hat den Na­men aus ir­gend­ei­nem al­ten Jar­gon von so ei­nem Pla­ne­ten im Son­nen­sys­tem über­nom­men. Er heißt Selbst-Lie­be.“
    „Die­ser Son Brewster jr.“, sag­te Jol­son, „ist doch auch bei den Props, ha­be ich ge­hört.“
    „Klar“, sag­te Kath und klopf­te mit den Fin­gern auf ih­re Knie. „Son ist bei den meis­ten Ak­ti­vi­tä­ten im Rand­be­zirk da­bei. Er ist der Typ, der das hier be­schafft, die Pos­ter und al­les an­de­re. Auf Peregri­ne gibt es da so ei­ne ziem­lich her­un­ter­ge­kom­me­ne Zom­bie­fa­brik, die sie her­stellt. Son läßt al­les dru­cken und ein­schmug­geln. Aber die Slo­gans schrei­be ich.“
    „Die Lie­be sieht nicht mit den Au­gen, son­dern mit dem Ver­stand“, las Jol­son von dem obers­ten Pos­ter ab, das auf ei­nem gan­zen Sta­pel ne­ben dem Mäd­chen lag. „Na ja, klingt je­den­falls bes­ser als das Zeug, das sie drü­ben in der Stadt auf Bal­lons pin­seln.“
    Kath leg­te die Hän­de un­ter ihr Kinn. „Wie­so bist du nach drau­ßen ge­gan­gen? Die Sta­po sieht es gar nicht gern, wenn man rü­ber­geht. Wenn man viel rum­läuft, kann man si­cher sein, daß man bald ein­ge­sperrt wird oder daß noch Schlim­me­res pas­siert.“
    „Ich hab’ mal ei­ne Do­ku­men­ta­ti­on über die­se Ver­gnü­gungs­tür­me und ih­re Um­ge­bung ge­se­hen“, sag­te Jol­son. „Als ich noch zu Hau­se auf Murd­sto­ne war.“
    „Na ja“, sag­te Kath. „Als ich sag­te ‚schrei­ben’, da mein­te ich ei­gent­lich nur, daß ich die Zei­len aus Bü­chern und Speicher­bän­dern her­aus­ko­pie­re. Bän­dern wie ‚Ge­flü­gel­te Wor­te aus al­ler­lei Uni­ver­sen’ und so wei­ter.“
    „Wie lan­ge bist du schon im Rand­be­zirk?“
    „Fast ge­nau ein Jahr“, sag­te das schlan­ke Mäd­chen. „Mei­ne El­tern sind auf Bar­num, weißt du. Mein Va­ter stell­te Kriegs­spiel­zeug her. Hof­stadt­er Spiel­zeug – Spiel­wa­ren aus fünf­zig Krie­gen und ein­hun­dert­fünf­zig Po­li­zei­ak­tio­nen. Viel­leicht hast du schon ein­mal von ihm ge­hört.“
    „Ja, so­gar auf Murd­sto­ne“, sag­te Jol­son. „Als ich sie­ben war, ha­be ich mal einen Land­be­frie­dungs­kas­ten ge­schenkt

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