Das Chamäleon-Korps
Vegetariersatelliten. Ich fordere andauernd einen Mechaniker der Wohlfahrtspatrouille an, aber sie sagen, daß mich die Bildungsprogramme vielleicht so sehr weiterbilden werden, daß ich schließlich einen Job auf dem Arbeitsmarkt finde. Aber wer würde schon einen zweiundfünfzigjährigen nackten Ballettänzer einstellen?“
„Kath“, sagte Jolson leise zu ihr, „ich habe alles, was du brauchst. Wir sollten bald gehen.“
Sie legte die Finger an den Mund und biß auf einen Knöchel. „Meinst du wirklich, daß ich Esperanza verlassen sollte?“
„Ja.“
Grout drückte auf einen Schalter, und die Wand wurde einen Augenblick lang kahl, dann erschien ein orangefarbener Schneesturm. „Dies ist der Wetterbericht der Königlichen Meteorologischen Gesellschaft. Schneefälle, gefolgt von stürmischen Winden. Alle Krabbenfänger bleiben im Hafen.“
„Ich weiß nicht einmal genau, von welchem Planeten die Wetterberichte stammen“, sagte Grout. „Dieses Zimmer ist ja so was von kaputt! Ich wüßte doch wenigstens ganz gern, wo es nun eigentlich schneit. Oder auch, was eigentlich eine Krabbe ist. Wenn man sich auf der falschen Seite von zweiundfünfzig Jahren befindet, dann hegt und pflegt man jedes kleine bißchen an Informationen.“
„Nur ein wenig näher bei dir“, sang Turkus und entschuldigte sich.
Kath legte die Handflächen auf ihre Hinterbacken. Sie nickte. „Ja, Will, dann gehen wir wohl.“
Grout sagte: „Wenn man erst mal ein alter Knacker ist, dann will einen niemand mehr haben. Ich gehe einmal die Woche runter zur Berufungslotterie. Ich habe niemals Glück, niemals. Einmal haben sie mir auf Murdstone einen Job als Zeitungsausträger angeboten, aber dazu hätte ich ein eigenes Motorrad haben müssen. Man hat mir sogar den Job eines Schornsteinfegers in diesem Gebäude hier angeboten. Unmöglich für jemanden von meiner gedrungenen Statur, das habe ich ihnen dann auch gesagt. Früher, als es mir noch besser ging, war ich freischaffender Sargträger. Ich bin nach Esperanza emigriert, weil ich mir dachte, daß es ja hier wohl mehr als genug Arbeit für einen Sargträger geben müßte. Aber ich hatte nicht mit den Gewerkschaften gerechnet. Bei den paar Beerdigungen, für die ich angeheuert wurde, hat die verdammte Gewerkschaft Streikposten aufgestellt, Unkraut werfen lassen und Streikbrecher! Schwarzarbeiter!’ gerufen. Schließlich hatte ich niemanden mehr, der mit mir noch zusammenarbeiten wollte. Normalerweise braucht man ein halbes Dutzend Leute für einen Sarg. Als gewerkschaftlich nicht organisierter Solo-Sargträger hat man von Anfang an schlechte Karten.“
„Wir müssen jetzt gehen, Mr. Grout“, sagte Kath. „Danke, Turkus. Wir werden uns bestimmt mal wiedersehen.“
„Ganz bestimmt“, sagte Turkus und grüßte sie mit seiner echten Hand.
„Müßt ihr wirklich so eilig weg?“ fragte Grout. „Jetzt kommt doch die Nacht!“
„Ja, wir müssen gehen“, sagte Jolson.
„Mir fällt ein, daß ich noch einen Topf Maté unterm Wellenbad stehen habe. Wir werden ihn zum Abschied heiß machen“, sagte Grout.
Jolson führte Kath zum Ausgang. „Nein.“
Die Tür wurde von außen geöffnet, und Oberleutnant Stoops lächelte traurig in den Raum hinein. „Kath, Kath!“ sagte er. „Wenn es nicht solche hilfsbereiten Leute wie Mr. Grout gäbe, dann müßte die WP tagelang nach Ausreißerinnen wie dir suchen.“
„Sie haben die Stapo gerufen?“ fragte Turkus Grout und stand auf.
„Nein, ich habe die Wohlfahrtspatrouille gerufen. Die zahlt eine Belohnung für Hinweise, die zur Entdeckung vermißter Personen führen. Wenn man im Leben nichts mehr zu melden hat, dann nimmt man das Geld, wo man es eben bekommt.“
„Drecksack!“ sagte
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