Das Chamäleon-Korps
sitzen.
Wenige Minuten später dröhnte der große Bus von der Autobahn herunter und blieb auf einem roten, kiesbestreuten Parkplatz vor dem Cafe ‚Zum Ewigen Frieden’ stehen.
„Da können Sie die ganze Nacht aufbleiben“, sagte das blonde Mädchen. „Sehen Sie die Schilder.“
Jolson blickte hinaus. „Ja“, sagte er. Unter dem rubinroten Schild WIR SCHLIESSEN NIE parkten zwei Bodenkreuzer. Auf dem einen standen die Worte ESPERANZA CITY BESTATTUNGSFINANZIERUNGSDIENST, auf dem anderen HOBARTS SELBSTANGEBAUTER MATÉ. „Ich gebe Ihnen einen Becher Maté aus.“
„Oh, fein“, sagte das blonde Mädchen. „Ich heiße Mary Jane, was Sie wahrscheinlich noch nicht wissen, da ich es Ihnen noch nicht gesagt habe.“
„Will Roxbury“, sagte er, als sie die Eingangsrampe emporschritten.
Das Cafe war altmodisch und mit Fallstühlen bestückt. Jeder Tisch und seine Stühle standen in einer eigenen Grube. Nur zwei der etwa zwanzig Gruben waren besetzt, obwohl gerade ein beinahe voller Bus angekommen war.
Als sie in der Grube saßen, warf Mary Jane ihre Nase in Falten, während sie auf die Bedienungskonsole zeigte. „Ich kann keinen Maté hier drauf erkennen, Will.“
„Hier“, sagte Jolson. „Unter dem Ingwerbier. Nummer zweiundzwanzig.“ Er wählte zwei Becher und steckte eine Kreditkarte in den Schlitz.
„Eitelkeit. Ich trage nie meine Augenkorrekturschalen. Ich finde, daß die Augenfarbe dadurch entstellt wird. Meinen Sie nicht auch?“
Die Becher würden aus den Ausgabeschlitzen auf der Tischplatte gepreßt.
„Nein“, sagte Jolson.
Zwei Gruben weiter wedelte ein spitzköpfiger Mann mit einem Handrecorder einer fetten, ringbesetzten Frau in einem schwarzen Nadelstreifenanzug vor der Nase herum. Die Frau kniete am Grubenrand. „Das hier ist mir wichtig, Mrs. Erasmus“, sagte er. „Und jetzt hören Sie damit auf, mich über den ganzen Planeten zu verfolgen.“
„Sie schulden uns noch fünfundneunzig Dollar für die Testamentseröffnung“, sagte Mrs. Erasmus, „und dreiundsechzig Dollar für verschiedene Auslagen. Ihre Raten für die Dauerpflege stehen schon derart lange aus, daß das Unkraut um die Krypta Ihres armen verstorbenen Onkels nur so hochsprießt. Und die Narzissen sind auch schon alle eingegangen.“
„Er ist nicht einmal mein Onkel“, sagte der Mann mit dem Recorder und erhob sich in seiner Grube. „Er ist der Onkel des Mannes, der in meiner Hütte gewohnt hat. Sie schicken Ihre Rechnungen immer an den falschen Adressaten, Mrs. Erasmus. Alles, was ich möchte, ist, an meinen Gedichten zu arbeiten, und die einzigen Orte, an denen ich in aller Ruhe arbeiten kann, sind Cafes, die in der Nacht geöffnet haben.“
„Sie brauchen mir nichts über Ihren Modus vivendi zu erzählen“, sagte Mrs. Erasmus. „Ich habe genügend Informationsbänder über Sie, um damit eine Ziege erwürgen zu können.“
„Auf diesem Planeten gibt es keine Ziegen.“
„Jetzt werden Sie nicht lyrisch! Sie sind nicht besser als irgend jemand sonst! Ich will die zweihundertsechsundvierzig Dollar, und Ihr armer Onkel Edwin kann in Frieden ruhen. Und ich kann diese Akte endlich abschließen und die nächsten paar Tage hierin den Dampfbädern verbringen. Wenn ich Sie schon bis zu einem Etablissement verfolgt habe, dem ein wunderbares Dampfbad angeschlossen ist, dann will ich auch wenigstens etwas davon haben.“
„Entschuldigung“, sagte Jolson zu Mary Jane. Er verließ ihre Grube und schritt zu der kauernden Mrs. Erasmus hinüber. Er hockte sich neben sie und fragte: „Ma’am, ist das da draußen vielleicht Ihr Bodenkreuzer?“
„Ist er. Und jetzt stören Sie mich nicht beim Geldeintreiben.“
„Würden Sie
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