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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Wahl.“
    „Sie plün­dern Fried­hö­fe, nicht?“
    „Ja“, sag­te Na­dia und mus­ter­te ihn arg­wöh­nisch. „Ha­be ich da in Ih­ren Au­gen einen Hauch von Miß­bil­li­gung wahr­ge­nom­men?“
    „Nein“, sag­te Jol­son, „ich bin selbst aus dem Rand­be­zirk. Ich ha­be nichts ge­gen euch.“
    Na­dia lä­chel­te. „Die­ses be­mal­te Fens­ter ha­be ich selbst ge­mopst. Sind ech­te Halb­edel­stei­ne drin.“
    Drau­ßen schep­per­te Me­tall. Ein großer breit­schult­ri­ger Mann in ei­nem grü­nen Um­hang sprang in die Kryp­ta hin­ab. Er hat­te er­grau­tes blon­des Haar, das ihm bis zum Un­ter­kie­fer her­ab­hing, und einen ver­filz­ten Schnurr­bart. Als er un­ten einen Sack auf die Kon­so­le der Ma­schi­ne stell­te, be­gann die­ser zu sur­ren und spiel­te ein Stück ei­ner com­pu­ter­kom­po­nier­ten Hym­ne. Der Sack war mit alt­mo­di­schen Sprachuh­ren aus Gold und Sil­ber ge­füllt. „Le­mon und ich ha­ben das hier kurz vor Son­nen­auf­gang dort ge­fun­den, wo man die Mit­glie­der die­ser Sek­te be­gräbt. Die­se Leu­te, die dar­an glau­ben, daß sie ih­re Uh­ren an­las­sen müs­sen. Wir ha­ben zwan­zig Stück von den ver­damm­ten Din­gern er­wi­scht.“
    „Das ist ja phan­tas­tisch, Tre­vor!“ sag­te das Mäd­chen. „Will hier hat mir ge­ra­de ge­sagt, daß er ganz wild dar­auf ist, bei uns mitz­u­ma­chen.“
    Tre­vors Grin­sen nahm nur die lin­ke Hälf­te sei­nes ge­bräun­ten Ge­sichts in An­spruch. „Läufst du vor ir­gend­wel­chen Schwie­rig­kei­ten im Rand­be­zirk weg?“ frag­te er Jol­son.
    „Die Wohl­fahrtspa­trouil­le sucht mich – das Si­mu­la­ti­ons­bü­ro, du weißt schon.“
    „Mein Mit­ge­fühl!“ sag­te Tre­vor. „Na­dia, such ein Mes­ser und schnei­de Will frei.“ Er be­gann da­mit, die Kryp­ta zu durch­stö­bern, und sto­cher­te in Beu­teh­au­fen und Pa­pier­sta­peln her­um. „Wo sind denn die An­trags­for­mu­la­re?“
    Na­dia hol­te ein bat­te­rie­ge­trie­be­nes Tran­chier­mes­ser aus ih­rem Aus­schnitt und schnitt Jol­son los. „Oben auf den halt­ba­ren Krän­zen, Tre­vor.“
    „Da ha­be ich schon nach­ge­se­hen.“
    Tre­vor setz­te sich auf einen glat­ten El­fen­bein­grab­stein. „Ich wer­de dir un­se­re Ope­ra­ti­ons­wei­se er­klä­ren, Will. Wir ar­bei­ten wie Gue­ril­le­ros, le­ben vom Land und von den Leu­ten, wann im­mer es mög­lich ist. Wir wech­seln stän­dig un­se­re Stütz­punk­te. Manch­mal le­ben wir in Grä­bern und Kryp­ten, manch­mal auch in den Zier­wäl­dern zwi­schen den ein­zel­nen Fried­hö­fen. Was dei­ne Be­zah­lung an­geht, so wür­dest du am An­fang et­wa zwei­hun­dert die Wo­che bei uns be­kom­men.“
    „Da ha­be ich im Rand­be­zirk aber mehr ge­macht“, sag­te Jol­son und rieb sich sei­ne Hand­ge­len­ke.
    „Hier gibt es aber auch kei­ne Wohl­fahrtspa­trouil­le, über die man sich Sor­gen zu ma­chen brauch­te“, sag­te Tre­vor. „Nur die Fried­hofs­po­li­zei, und mit der kom­men wir schon klar. Aber du mußt ja auch nicht bei uns mit­ma­chen, Will. Wir kön­nen dich auch schla­fen le­gen und in einen Sarg pa­cken. Ich brau­che aber schon einen zwei­ten Ge­hil­fen, des­halb bin ich auch so hart­nä­ckig.“
    „Er will aber doch bei­tre­ten“, sag­te Na­dia. Sie be­rühr­te war­nend Jol­sons Knie und schnitt ihm schließ­lich die letz­ten Fuß­fes­seln durch.
    „Klar“, sag­te Jol­son.
    „Ich ha­be frü­her auf Bar­num im Mar­ke­ting ge­ar­bei­tet“, sag­te Tre­vor. „Ob­wohl es nicht ganz das­sel­be ist, ein Lei­chen­fled­de­rer zu sein, ver­su­che ich trotz­dem, mei­nen Be­trieb pro­fes­sio­nell zu lei­ten. Ich ha­be Auf­nah­me­for­mu­la­re für Leu­te, die mit­ma­chen möch­ten, und ich füh­re auch Buch und le­ge Ak­ten an.“
    „Und wenn die Fried­hofs­po­li­zei die ent­deckt?“ frag­te Jol­son.
    Tre­vor grins­te. „Mit der kom­me ich schon klar, Will“, sag­te er. „Au­ßer­dem ar­bei­ten im Au­gen­blick so­wie­so nur zwei Leu­te für mich. Die Ak­ten von zwei Leu­ten kann man ver­klei­nern und ganz gut ver­ste­cken.“
    Jol­son rieb sich die tau­ben Hand­ge­len­ke und stampf­te mit den Fü­ßen auf dem Bo­den auf, um sei­nen Kreis­lauf wie­der

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