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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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müs­sen, und dann ha­be ich die­sen Job beim VFV be­kom­men. Wir schrei­ben über al­le Fried­hö­fe auf Es­pe­ran­za, über die­je­ni­gen, die bei den Fans am be­lieb­tes­ten sind.“ Sie blick­te durchs Fens­ter und run­zel­te ih­re Na­se. „Die­ses Jahr sind Pfer­de nicht be­son­ders in. Jetzt steht man auf Gie­bel und Schluch­ten.“
    „Und die Leu­te“, frag­te Jol­son, „kau­fen Ih­re Zeit­schrif­ten, um et­was über Fried­hö­fe zu le­sen?“
    „Ge­nau“, sag­te die große Blon­di­ne. „Ich schät­ze, daß ich das al­les ein biß­chen durch­ein­an­der er­klä­re. Bis­lang saß ich am Krebs­sche­ren­pult – so nen­nen wir das in der Fan­zi­ne-Bran­che –, am Krebs­sche­ren­pult und ha­be Vor-Ort-Be­rich­te um­ge­schrie­ben, auf den Stil des VFV zu­ge­schnit­ten. Wir ha­ben einen sehr ei­ge­nen Stil.“
    „Ich le­se nicht viel“, sag­te Jol­son. „Ich mag mehr Bil­der und Lärm.“
    „Na­tür­lich“, sag­te die Blon­di­ne. „Sie ge­hö­ren ja auch zur Ge­ne­ra­ti­on zwi­schen acht­zehn und zwan­zig. Ich ge­hö­re zur Ge­ne­ra­ti­on von drei­und­zwan­zig bis fünf­und­zwan­zig, und zwi­schen uns bei­den gibt es das, was man einen Ge­ne­ra­tio­nen­sprung nennt.“
    „Ha­ben Sie“, frag­te Jol­son, „schon mal von die­sem Ge­frier­be­trieb auf ei­ner In­sel drau­ßen hin­ter den Fried­hö­fen ge­hört?“
    „Ja“, sag­te das Mäd­chen, „aber wir ha­ben nie dar­über ge­schrie­ben. Zu un­se­rem Pu­bli­kum zäh­len nur sehr we­ni­ge Kryo­nik-Fans, wie die Um­fra­gen er­ge­ben ha­ben. Na ja, über die­se Leu­te auf der In­sel, da hört man ja auch so ei­ni­ge Din­ge!“
    „Was denn ge­nau?“
    Die Blon­di­ne sag­te: „Ge­nau­es weiß ich auch nicht. Das Mäd­chen, das vor mir am Krebs­sche­ren­pult saß, hat ziem­lich viel ge­klatscht, und sie hat mir er­zählt, daß vor ei­ni­gen Jah­ren mal ein Re­por­ter von ir­gend­ei­nem Fan­zi­ne dort­hin ge­gan­gen ist und nie mehr zu­rück­kehr­te. Sie sag­te, sie sei sich si­cher, man ha­be ihn auf Eis ge­legt. Sie hat­te lau­ter sol­che Ge­schich­ten auf La­ger.“
    Der Rei­ter­fried­hof war zu En­de, und auf bei­den Sei­ten der Stra­ße sah man dich­te, dunkle Wald­stücke. Dün­ner, glit­zern­der Ne­bel zog lang­sam eng am Bo­den auf die Fahr­bahn. „Sonst ha­ben Sie nichts ge­hört?“
    „Nein, über die In­sel nicht. Sie hat mir er­zählt, daß Mer­le Mur­mac schwul sei, aber das glau­be ich nicht. Beim VFV ma­chen wir auch vie­le Me­di­en-Fan­zi­nes.“
    Auf ih­rer neb­li­gen Stra­ßen­sei­te wa­ren ver­gol­de­te Fi­gu­ren in dop­pel­ter Le­bens­grö­ße zu er­ken­nen. „Ein neu­er Fried­hof“, sag­te Jol­son. „Was ist denn das für ein Mo­tiv hier?“
    „Na ja, die­se Sta­tu­en sind kei­ne Denk­mä­ler“, er­klär­te die Re­por­te­rin, „son­dern Prei­se. Dies ist Fried­hof Num­mer fünf­zehn, und der be­kommt im­mer den Fred­dy. Das ist der Ko­sen­a­men für den Fre­de­rick-P.-Dicker­son-Preis. Num­mer fünf­zehn hat schon sechs Stück ge­won­nen. Das ist ein Re­kord. Zwei da­von für Pfle­ge und Ori­gi­na­li­tät der Ra­sen­flä­chen.“
    „Sie­ben Stun­den Rast“, sag­te der Bus­fah­rer über die Laut­spre­cher.
    „Wie?“ frag­te Jol­son.
    „Die Bus­se ver­las­sen im­mer die Au­to­bah­nen um Mit­ter­nacht“, sag­te die blon­de Re­por­te­rin. „Da­nach ist die Stra­ße ein­fach zu ge­fähr­lich. Ich weiß ja, daß es un­glaub­lich klingt, weil das hier ja im­mer­hin mehr oder we­ni­ger ge­weih­te Er­de ist, aber nachts ma­chen al­le mög­li­chen Leu­te die Stra­ßen un­si­cher. Ghou­le, Grabräu­ber, Ban­di­ten, Busch­klep­per und so wei­ter. Im Mo­tel ‚Zum Ewi­gen Frie­den’ dort vorn gibt es aber ein ganz gu­tes Ca­fe, wenn Sie sich nicht gleich ins Bett le­gen wol­len.“
    „Ich muß wei­ter. Ich dach­te, daß die­ses ver­damm­te Ding die Nacht durch­fah­ren wür­de. Ich bin ja prak­tisch wäh­rend der Fahrt auf­ge­sprun­gen.“
    „Nein, das tun sie al­le nicht mehr. Hat zu­viel Är­ger ge­ge­ben“, sag­te sie. „Wenn wir hal­ten, ge­be ich Ih­nen einen Kaf­fee aus.“
    „Ver­dammt!“ sag­te Jol­son. Er woll­te auf­ste­hen, dann blieb er je­doch

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