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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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ihn mir viel­leicht für die bei­den Ta­ge, die Sie hier­blei­ben möch­ten, ver­mie­ten?“
    Sie dreh­te sich um und sah ihn miß­bil­li­gend an. „Das wür­de ich viel­leicht, aber die­ser Pen­ner hier, der kei­ner­lei Re­spekt vor den Ver­stor­be­nen hat, will ja nicht zah­len.“
    „Der Typ, den sie ei­gent­lich be­lan­gen müß­te, ist vor sechs Jah­ren aus­ge­zo­gen“, sag­te der Dich­ter.
    Jol­son wand­te sich an Mrs. Eras­mus und sag­te: „Ich ha­be not­ge­drun­gen Ih­re Un­ter­hal­tung mit­ge­hört und mag gar nicht dar­an den­ken, daß On­kel Ed­wins Ru­he noch nicht voll be­zahlt ist. Ich wür­de die Rech­nung ger­ne selbst be­glei­chen, wenn Sie mir Ih­ren Kreu­zer ver­mie­ten.“
    Mrs. Eras­mus stell­te sich äch­zend auf. „Sie sind ein jun­ger Phil­an­throp. Ich ha­be mir das schon ge­dacht, trotz Ih­rer lan­gen Haa­re, jun­ger Mann. Sie müs­sen mir hun­dert Dol­lar Kau­ti­on hin­ter­las­sen, einen Ver­trag in drei­fa­cher Aus­füh­rung un­ter­schrei­ben und mir Ih­re ge­sam­ten Aus­wei­se mit Aus­nah­me der­je­ni­gen, die Sie für den Fahr­zeug­be­trieb be­nö­ti­gen, hier­las­sen. Okay?“
    Als Jol­son wei­ter­fuhr, war der Ne­bel be­reits dich­ter. Er muß­te vor­sich­tig fah­ren, ob­wohl die nächt­li­che Fahr­bahn ru­hig und leer war.
    Nach­dem er vom Mo­tel ‚Zum Ewi­gen Frie­den’ aus drei­ßig Mei­len ge­fah­ren war, gab der ge­mie­te­te Kreu­zer plötz­lich ein mal­men­des Ge­räusch von sich. Das Fahr­zeug kam auf der glit­schi­gen Fahr­bahn ins Schleu­dern. Plötz­lich schal­te­te sich der Mo­tor ab, und das Ge­trie­be und die Glei­ter dreh­ten oh­ne je­de Syn­chro­ni­sa­ti­on durch. Jol­son stell­te den Be­triebs­he­bel auf AUS und öff­ne­te die Ka­bi­nen­tür.
    Er schwang ein Bein aus dem Kreu­zer und woll­te ge­ra­de auf die neb­li­ge Stra­ße stei­gen, als et­was sei­nen Fuß pack­te und dar­an zog. Er schlug mit dem un­te­ren Rück­grat auf das Tritt­brett auf, rutsch­te dann auf die Stra­ße, und be­vor er einen Schmer­zens­schrei aus­sto­ßen konn­te, streck­te ihn ein Schlag übers Ohr nie­der.

 
20
     
    Über ei­nem der Sär­ge sah er durch ein ova­les, klei­nes, mit ros­ti­gem Schmie­de­ei­sen ver­zier­tes Fens­ter in den dün­nen, grau­en Mor­gen hin­aus. Jol­son zit­ter­te in der Hocke so lan­ge, bis er wach war. Er be­fand sich auf ei­ner kal­ten Stein­plat­te. Sei­ne Hand­ge­len­ke wa­ren hin­ter sei­nem Rücken mit et­was zu­sam­men­ge­bun­den, das sich wie di­cke Woll­schals an­fühl­te, sei­ne Fuß­knö­chel wa­ren über Kreuz mit ver­gol­de­ten Kor­deln ge­fes­selt. Als er sei­ne Knie zur Sei­te dreh­te, warf er einen halb­vol­len Sack mit süß­stoff­gla­sier­ter Haus­tier­nah­rung um. Der ka­rier­te Sack fiel fünf Fuß her­ab, bis er auf dem Bo­den der Kryp­ta an­kam, und ver­streu­te Ku­geln über einen Sta­pel ver­bli­che­ner Bei­leids­kar­ten.
    Jol­son gähn­te au­to­ma­tisch und at­me­te tief ein. Die Luft stach ihm na­del­scharf in die Lun­gen. Ein hal­b­es Dut­zend Sär­ge la­gen im matt be­leuch­te­ten Raum auf Re­ga­len, die dem sei­nen äh­nel­ten. Der ihm am nächs­ten lie­gen­de Sarg war mit hand­ge­schnitz­ten länd­li­chen Sze­nen ge­schmückt, und wäh­rend er ihn noch be­trach­te­te, fing ein Schaf an zu leuch­ten. Jol­son schwang sei­ne ge­fes­sel­ten Bei­ne von der Re­gal­kan­te und setz­te sich auf­recht. Da­bei stieß er mit ei­nem Stie­fel ge­gen einen Sarg, und ein Sta­pel Fern­seh­zeit­schrif­ten des letz­ten Jah­res pol­ter­te her­ab.
    Links von sei­nen bau­meln­den Bei­nen stand ein trag­ba­res Mi­kro­film­le­se­ge­rät, auf des­sen Kon­troll­pa­neel ein an­ge­bis­se­nes Sand­wich lag. Durch das ova­le Fens­ter sah Jol­son zu, wie der Tag drau­ßen Far­be an­nahm. In­zwi­schen wür­de Jen­ni­fer auf der In­sel sein. Jol­son ver­such­te, sei­ne Hän­de aus­ein­an­der­zu­rei­ßen, doch die zot­ti­gen Fes­seln hiel­ten stand.
    Am an­de­ren En­de der Kryp­ta er­schi­en ein far­bi­ges Fens­ter oben auf den Mar­mor­trep­pen und kam auf ihn zu. ZUM GE­DÄCHT­NIS AN DEN LIE­BEN ON­KEL VIN­CENT stand in grü­nen Glas­knöp­fen am obe­ren Rand

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