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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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wollen ...«
    »Nein, hier ist es schon in Ordnung. Ich möchte sogar, daß Tiffany das auch mitbekommt.«
    »Also gut. Was liegt Ihnen auf dem Herzen?«
    »Nun ... die anderen haben mich gebeten, mit Ihnen zu sprechen, da ich sowieso hierher wollte, um Paps zu besuchen.« Plötzlich wirkte der Junge verunsichert. »Worum es geht, ist ... nun, wir sind Ihnen alle sehr dankbar für das, was Sie uns mitgeteilt haben, daß Sie uns ausbezahlen und nach Jewell zurückschicken wollen, aber ...«
    »Was? Einen Moment mal!« unterbrach Tiffany. »Davon haben Sie mir aber nichts erzählt, Hauptmann.«
    »Weil es Sie nicht betraf«, erwiderte der Kommandant angespannt. »Jedenfalls vorläufig nicht. Was wollten Sie sagen, Junior?«
    »Nun, Sir«, fuhr der Junge fort und nahm dabei die Schulter ein Stück zurück, »wir wollten Sie bitten, Ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. Wir möchten bleiben, bis die Sache erledigt ist. Was uns betrifft, so hat sich seit unserer ursprünglichen Vereinbarung nichts geändert.«
    »Nichts, sagen Sie?« knurrte Narrisch. »So würde ich das, was mit Ihrem Vater und Tiffany geschehen ist, allerdings nicht beschreiben.«
    »Für Tiffany kann ich zwar nicht sprechen«, meinte der Junge. »Aber mein Vater hat sich schon öfter Knochen gebrochen. Das gehört zu unserem Beruf. Und was die anderen betrifft, so sind wir über die Risiken dieser Abmachung rechtzeitig aufgeklärt worden, und wir haben sie auch akzeptiert. Nur weil daraus nun Wirklichkeit geworden ist, heißt das doch nicht, daß sich deswegen auch die anderen Vertragsbedingungen ändern würden. Wir alle sind bereit, weiterhin für Sie zu arbeiten, falls Sie uns das gestatten.«
    »Alle?«
    »Nun, wir hatten bisher noch keine Gelegenheit, uns mit Tif- fany zu besprechen«, gestand der Junge. »Deshalb wollte ich die Angelegenheit in ihrem Beisein zur Sprache bringen.«
    »Du kannst mich getrost dazuzählen, Junge«, sagte die Schauspielerin entschieden. »Sieht ohnehin so aus, als würde ich noch eine Weile hier festsitzen, aber ...« Sie setzte sich auf und legte die Arme um die Knie, um das Gleichgewicht halten zu können. »Lassen Sie mich Ihnen einmal etwas sagen, Herr Narrisch. Sie mögen ja vielleicht eine große Nummer in der Geschäftswelt oder sogar beim Militär sein, aber es sieht ganz danach aus, als hätten Sie noch eine Menge zu lernen, was das Showgeschäft betrifft.«
    »Das stimmt, nehme ich an«, gestand der Kommandant mit leisem Kopfschütteln. »Hätte einer von Ihnen die Güte, mich aufzuklären?«
    Tiffany stieß ein undamenhaftes Schnauben aus.
    »Sie scheinen dem gängigen Vorurteil aufzusitzen, daß alle Unterhaltungskünstler Sensibelchen sind, die man ständig bemuttern und beschützen muß. Nun, nichts könnte der Wahrheit ferner liegen als das. Unser Beruf ist gesellschaftlich nie wirklich akzeptiert worden, und jeder, der seinen Unterhalt in dieser Branche verdient, muß sich nonnalerweise mit sehr viel körperlicher und geistiger Mißhandlung abfinden, und das nicht etwa nur im Ausnahmefall. Sie mögen ja vielleicht glauben, daß das Theater etwas Hochkulturelles und Künstlerisches ist, aber unsere Wurzeln liegen beim fahrenden Volk. Sie haben mehr mit dem Karneval und der Jahrmarktsbude zu tun als mit Eröffnungsgalas im Nadelstreifenanzug.«
    »Wir sind es gewöhnt, mit den Einheimischen Streit zu bekommen«, ergänzte Docs Sohn gelassen. »Es ist fast so, als wären wir Zigeuner, und so wird es uns nach einer Weile geradezu zur Gewohnheit, bedrängt oder ausgebeutet zu werden - oder für immer als erste beschuldigt zu werden, wenn in der näheren Umgebung etwas schiefgeht. Meistens müssen wir kuschen und uns anpassen, sonst wirft man uns aus der Stadt, aber diesmal haben wir die Macht der Behörden ausnahmsweise mal auf unserer Seite. Herrje, wir sind die Macht der Behörden.«
    »Was der Junge Ihnen mitteilen möchte. Hauptmann«, fügte die Schauspielerin hinzu, »ist, daß wir vielleicht temperamentvoll sind und unsere Arbeit gelegentlich aus einem Impuls heraus hinschmeißen mögen, aber daß uns niemand von einer Bühne vertreiben kann ... möglicherweise mit Ausnahme des Regisseurs oder des Besetzungsleiters. In diesem Fall sind Sie das. Wenn Sie uns nun mitteilen sollten, daß unsere Leistung mangelhaft ist oder daß Sie den Etat kürzen müssen, dann ist das eine Sache. Aber erzählen Sie uns bitte nicht, daß Sie uns aus der Besetzung nehmen, nur weil es zu unserem eigenen Besten

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