Das Chaos-Casino
Person selbst, vertraut sein dürften - sich im Augenblick wegen einer zerschmetterten Kniescheibe und mehrfacher Kieferfraktur einer medizinischen Behandlung unterziehen muß. Wie ich schon sagte, dieses seltsame Zusammentreffen ist alles andere als glaubwürdig. Deshalb schlage ich Ihnen vor, bei Ihrer eigenen Truppe Erkundigungen einzuziehen, wer den Angriff befohlen hat.«
»Entschuldigen Sie, sagten Sie gerade, er ist hier? In dieser Klinik?«
»Nein, Hauptmann. Er befindet sich in einem anderen Haus. Wir haben auf Loreley mehrere Kliniken, auch wenn das nicht an die große Glocke gehängt wird. Ich war der Meinung, daß es die Situation nur unnötig verkompliziert, wenn er- in derselben Institution behandelt würde wie Ihre Leute. Statt dessen werde ich ihn mit dem nächsten verfügbaren Schiff von der Station fortbringen lassen, um ihm eine intensivere Behandlung zu ermöglichen. Wenn ich auch alles andere als erfreut über sein eigenmächtiges Handeln bin, so sorgen doch auch wir für die Unseren.«
»Ich verstehe.« Narrisch legte die Stirn in Falten. »Ich hatte eigentlich gehofft, mit ihm persönlich sprechen zu können, um zu erfahren, wer ihn angegriffen hat.«
»Seine Verletzungen machen es ihm unmöglich, zu sprechen, Herr Narrisch.« Maxines Stimme strahlte ganz kurz eine spürbare Kälte aus. »Aber er kann noch schreiben. Ich empfehle Ihnen, daß Sie Ihre Nachforschungen auf Ihre eigenen Leute beschränken, um festzustellen, wer den Angriff befohlen hat. Wer ihn ausgeführt hat, wissen wir bereits.«
»Wer war es denn?«
»Ich sagte schon, daß es keiner von Ihren Legionären war, Hauptmann. Und da der Überfall nicht auf dem Grundstück des Fette Chance stattfand, glaube ich kaum, daß die Angelegenheit in Ihren Zuständigkeitsbereich fällt. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich muß mich mit dringenden Angelegenheiten befassen.«
Damit beendete sie die Verbindung.
Narrisch blickte den Hörer für einige Sekunden grübelnd an, bevor er ihn wieder sanft auf die Gabel legte.
»Was ist los. Hauptmann?« fragte Tiffany, als sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte.
»Ich weiß es nicht genau«, gestand der Kommandant. »Es sieht so aus, als hätte man die Person, die Sie und Doc angegriffen hat ...«
Er wurde von einem schrillen Piepen seines Armbandkommunikators unterbrochen. Trotz der Dringlichkeit des Tons starrte Narrisch das Gerät einige weitere Augenblicke an, bevor er auf das Signal antwortete. Es gab nur wenige Befehlskommunikatoren, wie er einen trug, so daß die befohlene Funkstille die Nutzung der reservierten Kanäle nicht beeinträchtigte. Dennoch - er hatte Mutter den Befehl gegeben, ihn während seines Besuchs in der Klinik nur bei einem dringenden Notfall zu benachrichtigen.«
»Narrisch«, sagte er schließlich und gab den Kanal frei. »Tut mir leid, daß ich Sie belästigen muß, Hauptmann«, ertönte Mutters Stimme ohne ihre üblichen Scherze, »aber hier im Casino platzen gewissermaßen die Seifenblasen, und ich dachte, daß Sie das erfahren sollten. Zuerst einmal haben wir die beiden fehlenden Kommunikatoren wieder, und ...«
»Einen Moment mal. Wer hat sie zurückgebracht?« »Es war der Feldwebel ... Schokoladen-Harry, meine ich.« »Harry! Das hätte ich wissen müssen.« Narrisch zog eine Grimasse. »Hören Sie, Mutter. Geben Sie die Meldung durch: Ich will, daß Harry so schnell wie möglich zurückgezogen wird ! Die Gegenseite sucht nach ihm. Es ist mir egal, ob wir einen Trupp losschicken müssen, um ihn unter Begleitschutz einzuholen, aber wir müssen ...«
»Das versuche ich Ihnen gerade zu sagen, Herr Hauptmann«, unterbrach ihn Mutter. »Er ist bereits da. Wir haben ihn oben in Ihrer Suite untergebracht. Er ist verletzt, will aber nicht, daß wir einen Arzt rufen. Sie sollten so schnell wie möglich zurückkommen.«
Der Versorgungsfeldwebel lag ausgestreckt auf dem Sofa der Suite, von Beeker und einer Gruppe herumstehender Legionäre bewacht, als Narrisch in sein Zimmer kam. Harry war bis zur Hüfte unbekleidet, und der Kommandant konnte schon von der Türöffnung aus die gewaltige, purpurn angelaufene Schramme erkennen, die sich sogar von seiner dunklen Haut abhob und sich von der Achselhöhle bis zur Hüfte und über einen großen Teil des Brustkorbs zog.
»Hallo, Schoko«, sagte er. »Es ist schön, Sie wiederzusehen.« »Hallo, Haup’mann«, ertönte die matte Antwort. »Wie läuft’s?«
Der Feldwebel verlagerte seine riesige Gestalt, und
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