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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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war, daß er bis jetzt dafür gesorgt hat, daß ich wußte, was gerade los war, auch wenn es mich nicht direkt was anging. Aber jetzt erfahre ich immer nur von ’n paar Sachen, die passieren, und auch dann immer erst, nachdem es vorbei ist. Ich stehe die meiste Zeit hier rum und poliere Gläser und frage mich, was wohl mit der Mannschaft los sein mag. Ich will Ihnen was sagen, Beeker, das geht mir an die Nieren. Wissen Sie, ich fange immer öfter an, irgendwas zu quasseln oder über irgendwas nachzudenken und mich an meinen Nebenmann zu wenden, um es ihm zu erzählen. Nur daß eben kein Nebenmann da ist. Ich meine, hier sind zwar jede Menge Leute und so, aber niemand, mit dem ich mich unterhalten kann. Wissen sie, was ich meine?«
    »Ohne das Offensichtliche strapazieren zu wollen, Harry«, bemerkte der Butler, als der Bockfahrer seinen Wortvorrat erschöpft hatte, »hört es sich so an, als seien Sie einsam.«
    Harry dachte ein paar Takte nach; dann brach sein Gesicht in ein gewaltiges’ Lächeln aus.
    »Verdammt! Wissen Sie was, ich glaube, Sie haben recht, Beeker! Teufel aber auch! Das ist mir überhaupt nicht eingefallen ... wahrscheinlich deswegen, weil ich noch nie einsam gewesen bin.«
    »Entschuldigen sie, Harry« - Beekers Stimme klang sanft - »aber wollten Sie nicht eigentlich sagen, daß Sie bis vor kurzem immer einsam waren?«
    Hätte irgendein anderer so etwas behauptet, Harry hätte ihn einfach nur ausgelacht, aber er hegte sehr großen Respekt für Beeker, deshalb dachte er ernsthaft darüber nach.
    »So habe ich es noch nie gesehen«, meinte er schleppend, »aber ... wissen Sie, das ist komisch. Als ich zum ersten Mal von diesem Auftrag hörte, habe ich mich wirklich darauf gefreut, wieder allein arbeiten zu können ... raus der der Uniform und so, und mich vielleicht auch ’n bißchen unter solche Leute mischen, wie ich sie früher gekannt habe. Aber irgendwie komme ich nicht richtig rein. Hier ist sogar noch ’n anderer Bockfahrer, der mit mir ständig über die alte Zeit quatschen will, aber ich hab’ Schwierigkeiten, den richtigen Schwung aufzubringen und damit rumzuprahlen, wie böse der alte Club doch war. Und je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr sieht es so aus, als hätten wir damals nur Scheiße gebaut - wie wir die ganze Zeit damit beschäftigt waren, uns gegenseitig einzureden, was für harte Burschen wir doch wären, damit bloß nie jemand glaubte, wir hätten Angst. Tatsache ist, daß der einzige Ort, wo ich mich wohl fühlen konnte, wenn ich so sein durfte, wie ich bin, der Haup’mann und die Truppe waren.«
    »Ich kann nicht behaupten, daß mich das sonderlich überrascht, Harry«, antwortete der Butler. »Nun bin ich natürlich schon sehr lange bei Herrn Narrisch und habe die Wirkung beobachten können, die er auf diejenigen hat, die ihn umgeben. Lassen Sie mich Ihnen versichern, daß Sie mit Ihrer Reaktion nicht allein dastehen. Wenn man ein Leben lang das Gefühl hatte, daß man immer so tun müßte, als wäre man jemand anders, und dann jemandem begegnet, der die Leute nicht nur so akzeptiert, wie sie sind, sondern sogar schätzt, dann erzeugt das häufig ... «
    »Entschuldigung, Beeker«, unterbrach ihn Harry. »Bleiben Sie bitte dran.«
    Die lebhafte Aktivität, die nun an der Tür einsetzte, fesselte die Aufmerksamkeit des ehemaligen Schweberadfahrers. Vier Männer waren soeben eingetreten, und Stilman war ihr offenkundiger Anführer. Ohne Harry zu beachten, nahmen sie an einem Tisch Platz und riefen lautstark nach einer Runde.
    »Ist okay, Beeker«, sagte Harry. »Nur eine kleine Feindbewegung. Was sagten Sie gerade?«
    »Nur, daß viele Menschen, die sich schon seit langem damit abgefunden haben, allein zu sein und in einer Gruppe den Außenseiter darzustellen, plötzlich feststellen, daß ...«
    Harry hörte nur mit halbem Ohr zu, während er in scheinbarer Nachlässigkeit den Tisch mit den Schlägertypen im Auge behielt.
    Sie schienen in guter Stimmung zu sein, klopften einander auf den Rücken, gaben sich die Hände, und er sah, wie Stilman unter den anderen drei dicke Briefumschläge verteilte, die wahrscheinlich mit Geld gefüllt waren.
    »Bleiben Sie dran, Beeker«, sagte Harry, immer noch zu dem Tisch hinüberschielend. »Möglicherweise ist hier etwas im Gange. Vielleicht sollten Sie die Meldung durchgeben, daß ...« Er brach mitten im Satz ab, als ihm das Blut plötzlich in den Adern gefror.
    Stilman hatte zwei Gegenstände aus der Tasche geholt und

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