Das Chaos-Casino
dann ist es unsere Schuld, weil wir gegen Ihre ausdrückliche Anweisung gehandelt haben.
Wir waren’s, die beschlossen haben, auf eigene Faust Soldat zu spielen, das Hotel zu verlassen und niemanden von Ihren Regulären mitzunehmen.«
Der Kommandant schüttelte den Kopf.
»Ich hätte nie geahnt, daß es dazu kommen würde«, wandte er ein. »Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich niemals ...«
»Hören Sie mir zu, Hauptmann«, unterbrach ihn die Schauspielerin. »Es ist unsere Schuld, nicht Ihre. Alles klar? Wenn ich Ihnen schon keine Vorwürfe mache, dann machen Sie sich gefälligst auch keine. Ich hätte es nie zulassen sollen, daß Doc mich dazu überredet, mit ihm zu gehen.«
»Ich bin sicher, daß Doc auch nicht geglaubt hat ...«
»Halt, halt! Ich versuche ja auch gar nicht, es jetzt Doc in die Schuhe zu schieben«, beeilte sich Tiffany hinzuzufügen. »Ich habe schon seit langem immer meine eigenen Entscheidungen getroffen und die Konsequenzen getragen, die guten wie die schlechten. Ich bin inzwischen ein großes Mädchen geworden, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte.«
»Oh, das ist mir durchaus aufgefallen«, erwiderte Narrisch und mußte lächeln. »Glauben Sie nicht, daß ich völlig unsensibel oder blind wäre. Es ist nur, daß die Führung dieses Ladens mehr von meiner Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, als ich erwartet hatte. Deshalb kann ich im Augenblick wirklich keine Ablenkung gebrauchen.«
»Eine Ablenkung, wie? Na, das ist ja immerhin etwas«, murmelte die Schauspielerin.
»Wie bitte?«
»Was? Ach, nichts.« Sie schaffte es, ihn mitansehen zu lassen, wie sie ein Augenlid zu einem kräftigen Zwinkern schloß. »Wenigstens weiß ich jetzt endlich, was ein Mädchen tun muß, um Sie in sein Schlafzimmer zu locken.«
Das Lächeln verschwand von Narrischs Antlitz, als hätte jemand das Licht ausgeschaltet.
»Da Sie schon wach sind, Tiffany, wollte ich Ihnen nur mitteilen, daß Sie sich keine Sorgen zu machen brauchen wegen ... wegen des Schadens in Ihrem Gesicht. Ich habe bereits einen plastischen Chirurgen angefordert, und wir werden für alle Unkosten aufkommen und Ihr Gehalt solange weiter zahlen, wie es dauert, bis die letzten Spuren dieses Zwischenfalls beseitigt sind.«
»Ich weiß. Der Arzt hat es mir gesagt. Nur ...« Die Schauspielerin drehte dem Kommandanten ihr Gesicht zu. »Wissen Sie, es ist irgendwie komisch. Ich war ja noch ziemlich benommen von den Schmerzmitteln, die er mir gegeben hat, aber ich glaube, er hat irgendwas davon gesagt, daß Maxine Pruet für alle Unkosten aufkommen würde.«
Narrischs Miene verrutschte ein wenig.
»Ich weiß«, antwortete er. »Mir hat man dasselbe gesagt. Aber das werden wir noch sehen. Sie sollten sich jetzt einfach nur ausruhen und sich darauf konzentrieren, gesund zu werden, und Sie sollten sich auch keine Gedanken darüber machen, wo das Geld herkommt. Um die Verhandlungen mit Frau Pruet werde ich mich schon kümmern.«
Er setzte sich in Richtung Tür in Bewegung.
»Und bis dahin«, fuhr er fort und zwang sich zu einem heiteren Tonfall, »versäumen Sie nicht, mich wissen zu lassen, wenn ich irgend etwas für Sie tun kann.«
»Naja ... da wäre schon was, Herr Hauptmann.«
»Was denn?«
»Wenn Sie mit dem Chirurgen sprechen ... ob es wohl möglich wäre, daß er sich gleich auch ein wenig um meine Nase kümmert? Ich fand sie immer etwas zu groß, und wenn er sowieso schon operiert ...« Sie verstummte.
»Betrachten Sie es als bereits geschehen.« Narrisch lächelte. Er war sich jetzt sicherer, daß Tiffany nicht nur ihm zuliebe geschau- spielert hatte. »Ich werde dafür sorgen, daß er sich vorher mit Ihnen darüber bespricht, wie das Endergebnis aussehen soll, und sie können alle Korrekturen ausführen lassen, die Sie wünschen.« »Danke, Hauptmann«, sagte sie. »Ich weiß ja, daß es wahrscheinlich albern klingt, aber ...«
»Entschuldigen Sie. Herr Hauptmann?«
Sie blickten sich um und sahen Docs Sohn in der Türöffnung stehen.
Tiffany winkte. »Hallo, Junge! Willkommen in der Horrorshow.«
»Hallo, Tiffany.«
»Hallo, Junior«, sagte Narrisch. »Ihr Vater ist ein Stück den Gang hinunter untergebracht. Vorhin war er wach, als ich mit ihm gesprochen habe.«
»Ich weiß, Hauptmann«, erwiderte der Jüngling. »Ich war schon bei ihm, danke. Ich habe Sie gesucht.«
»Ach ja?« Der Kommandant warf einen kurzen Blick auf Tiffany. »Ich war gerade fertig. Wenn Sie mit mir in den Gang kommen
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