Das Chaos-Casino
eingezeichnet ist?«
»Mal sehen«, erwiderte der Orientale und trat an ihre Seite, um sich die Pläne genauer ansehen zu können. »Ich habe zwar nur das Wohnzimmer gesehen, aber ...«
»Was ist hier los?«
Oberst Streitaxt stand in der Tür. Sie trug noch immer ihr schwarzes Fledermauskleid, und der Zorn machte sie trotz ihrer geringen Körpergröße zu einer stattlichen Erscheinung, wie ein Dämon aus einer Oper, der durch Stimme und Präsenz den Raum beherrschte.
Die Legionäre saßen wie gelähmt da. Obwohl sie alle davon gehört hatten, daß sich die Frau Oberst im Komplex aufhielt, hatte niemand damit gerechnet, daß sie auch zu ihrer Versammlung erscheinen würde.
»Mein Gott! Das sieht ja hier aus wie auf einer Waffenmesse! Die Hälfte dieser Waffen kenne ich ja nicht einmal!«
Wenngleich es allgemein bekannt war, daß Willard Narrisch die Ausrüstung seiner Kompanie aus seinem persönlichen Vermögen aufzustocken pflegte, war doch nicht jedermann mit der Tatsache vertraut, daß er seine Verbindungen zu seinem Vater, dem Munitionsbaron, dazu nutzte, neue Waffen anzuschaffen, die noch in der Prüfungsphase waren und. schon gar nicht auf dem allgemeinen Markt erhältlich gewesen wären.
»Muß ich Sie daran erinnern, daß Sie Weltraumlegionäre sind und nur eine begrenzte Befugnis beim Einsatz angemessener Gewalt gegen Zivilisten haben?«
Die Kompanie wechselte nervöse Blicke; dennoch machte keiner eine Bewegung.
»Nun, diese Wildwest-Show hört mir SOFORT AUF! Ich befehle Ihnen, alle Waffen bis auf die Handfeuerwaffen wieder abzugeben und ...«
»Einen Augenblick mal, Frau Oberst l«
Rot im Gesicht und mit steifen Gliedern, brach Leutnant Rembrandt die erstarrte Ölgemäldeszene auf. Die Menge teilte sich wie das Rote Meer, um einen Durchgang zu öffnen, an dessen beiden Enden je eine der Frauen stand.
Neben Trooper an die hintere Wand gelehnt, verfolgte Lex die Konfrontation mit professioneller Neugier und Interesse. Obwohl weder Streitaxt noch Rembrandt laut sprachen, benutzten beide das, was man nur eine >Befehlsstimme< nennen konnte, wozu eine kontrollierte Projektion aus dem Kehlverschluß gehörte, um die sie jeder Bühnenschauspieler beneidet hätte.
»In Hauptmann Jokers Abwesenheit«, erklärte Rembrandt, »bin ich der amtierende Kompaniechef dieser Truppe. Was gibt Ihnen das Recht, meiner Truppe Befehle zu erteilen?«
»Sind Sie verrückt geworden ?« sprudelte es aus Streitaxt hervor. »Ich bin Oberst und der ranghöchste Offizier hier ...«
»... der sich zur Zeit auf Urlaub befindet und kein integrales Glied der gegenwärtigen Befehlskette ist!« brüllte Rembrandt. »Wir haben unseren ursprünglichen Marschbefehl von General Blitzkrieg bekommen. Für die Dauer dieses Auftrags haben Sie überhaupt keine Befehlsgewalt über uns! Tatsächlich sind Sie, was mich betrifft, nur eine ganz gewöhnliche Zivilistin.«
»WAS?!«
»Meine allgemeinen Befehle lauten, daß ich mein Kommando solange wahrzunehmen habe, bis ich rechtmäßig davon enthoben werde, und ich akzeptiere Sie oder was Sie sagen nicht als rechtmäßige Enthebung!«
Die Frau Oberst starrte sie einen Augenblick fassungslos an; dann klappte ihr Mund wieder zu.
»Die allgemeinen Befehle der Legion nach eigenem Ermessen auszulegen, liegt gewiß nicht in Ihrem Zuständigkeitsbereich, Frau Leutnant!«
»Dann stellen Sie mich doch vor das Kriegsgericht!« schoß Rembrandt zurück. »Aber bevor ich nicht für schuldig befunden und offiziell meines Kommandos enthoben wurde, steht diese Truppe unter meinem Befehl und nicht Ihrem!«
Streitaxt zuckte zurück; dann blickte sie sich im Raum um. Die Legionäre zeigten eine Reihe von Gemütsregungen, vom Mürrischen bis zum Amüsierten. Aber es war nicht zu übersehen, daß sie auf Rembrandts Seite standen und daß es hier für ihre eigene Position keine erkennbare Unterstützung gab.
»Ich verstehe«, sagte sie durch zusammengebissene Zähne. »Also gut, wenn Sie eine ordentliche Autorisierung haben wollen, dann werde ich eine beschaffen! Ein Anruf bei General Blitzkrieg sollte die Angelegenheit ein für allemal klären. Ich rate ihnen allen, nichts Überstürztes zu unternehmen, bevor ich zurückgekehrt bin.«
Sie wollte zur Tür gehen, blieb aber abrupt stehen, als Leutnant Rembrandts Stimme das plötzliche Schweigen durchbrach.
»Also gut! Ich möchte, daß Sie alle das folgende bezeugen: Mit sofortiger Wirkung setze ich hiermit kraft meiner Autorität das Kriegsrecht in
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