Das Chaos-Casino
halbes Dutzend Leute aus Harrys Versorgungstrupp, die auch als die größten Diebe, Fledderer und Trickbetrüger der ganzen Kompanie galten, kamen gerade in den Raum und zogen und schoben dabei einen kleinen Wagen mit Schwebekisten. Selbst im versiegelten Zustand verriet ihr Äußeres, was sie enthielten, und die Menge stieß ein leises Johlen aus.
»Stellt sie einfach hier an der Wand ab!« befahl der Versorgungsfeldwebel, packte selbst die erste lange Kiste und bediente die Schwebeskala, bis die Kiste auf dem Teppichboden aufsetzte.
Mit großer Geste drückte er eine Kombination auf der Tastatur des Schlosses, und der Kistendeckel öffnete sich zischend.
»Bedient euch!« rief er, doch dann überlegte er es sich anders. »Nein ... das streiche ich ersatzlos. In Linie antreten! Jason! Die sollen für alles unterschreiben, was die Kisten enthalten! Wir müssen sichergehen, wer was bekommen hat, damit wir ihnen einheizen können, wenn die Sachen nicht in gutem Zustand zurückkommen.«
Wie erwartet, enthielten die langen, flachen Kisten die Gewehre und andere Langwaffen, die beim Abmarsch der Kompanie von ihrem alten Dienstort im Sumpf land verpackt worden waren. In den quadratischen Kisten befand sich Munition.
»Nun, ich denke, damit wäre die Frage nach unserer Feuerkraft wohl gelöst«, meinte Rembrandt und sah mit gerunzelter Stirn zu, wie die Waffen ausgeteilt wurden, unternahm aber nichts und brachte auch keinen Einwand vor, als die Legionäre die Waffen ergriffen und sich im Raum verteilten, wo sich jeder daranmachte, die Waffe seiner Wahl auszuwickeln, zu überprüfen und zu laden.
»Ich dachte mir, was immer auch passieren mag, es kann nicht schaden, ein paar zusätzliche Argumente griffbereit zu haben.« Harry zwinkerte; dann wurde seine Miene wieder ernst. »Also gut, wie weit sind wir bisher?«
»Nicht sehr weit«, gestand der ältere Leutnant. »Bevor wir nicht wissen, wo man ihn festhält, können wir nicht allzuviel unternehmen. Das Problem ist, daß alle dabeisein wollen. Wir hatten schon große Mühe, auch nur die diensttuende Mannschaft auf ihrem Posten zu behalten, während wir daran arbeiten. Was mich übrigens an etwas erinnert ...«
Sie hob ihren Annbandkommunikator an die Lippen und betätigte den Rufknopf.
»Hier Mutter!« ertönte die schnelle Antwort.
»Hier Rembrandt, Mutter«, sagte der Leutnant. »Wie kommen Sie zurecht?« »Och, wenn nicht jedermanns Sohn und Tochter hier alle fünfzehn Minuten persönliche Auskünfte über den neuesten Stand der Dinge einholen würde, wäre es der reinste Urlaub.«
Der Leutnant lächelte trotz des Drucks, unter dem sie stand. »Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein, ignorieren Sie mein Gejammer einfach. Ich habe die Sache im Griff - jedenfalls im Augenblick. Machen Sie damit weiter, herauszufinden, wo sich der Hauptmann aufhält, und überlassen Sie es mir, die Wölfe vorm Tor zu verscheuchen.«
»Also gut, Mutter. Aber melden Sie sich, wenn es Ihnen zuviel wird. Rembrandt Ende.«
Sie wandte sich wieder den Lageplänen zu.
»So, wie ich das sehe, sind die wahrscheinlichsten Stellen hier und hier.« Sie zeigte mit dem Finger auf zwei Punkte. »Wir müssen jemanden hinschicken, um die Sache kurz zu überprüfen ... Brandy?«
»Hier, Leutnant«, sagte der Hauptfeldwebel und trat vor.
»Meinen Sie, wir könnten ...«
»Entschuldigen Sie mich bitte!«
Der Butler des Kommandanten stand in der Tür.
»Was ist, Beeker?«
»Ich ... ich wollte mich nicht einmischen«, sagte Beeker und sah dabei ungewohnt unbehaglich aus, »und wie Sie wissen, halte ich in Ihrer Organisation ja auch keinen Rang inne, aber in diesem Falle haben wir ein gemeinsames Interesse - nämlich das Wohlergehen meines Arbeitgebers -, und ich glaube, daß ich über eine Information verfüge, die Ihnen bei Ihrer Planung behilflich sein könnte.«
»Machen Sie sich mal keine Sorge um Ihren Rang bei uns, Beek«, erwiderte Reinbrandt. Wie alle in der Kompanie hegte Rembrandt großen Respekt für den Butler - ja sogar mehr als die meisten anderen, seit er ihr dabei behilflich gewesen war, die Schauspieler zu rekrutieren. »Was haben Sie auf dem Herzen?«
»Ich ... ich kann Ihnen sagen, wo Herr Narrisch festgehalten wird.«
»Das können Sie wirklich?«
»Ja. Ich kann Ihnen mit Bestimmtheit sagen, daß er sich im Augenblick in Maxine Pruets Suite aufhält - Zimmer 4200. Jedenfalls war er vor fünfzehn Minuten noch dort.«
Rembrandt legte die Stirn in Falten. »He, Sushi! Ich dachte,
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