Das Chaos-Casino
auszuführen, den Sie ihr so beiläufig aufgebürdet haben, und wieviel Sorgen sie sich gemacht hat, ob Sie ihre Bemühungen auch billigen würden, von den Ergebnissen einmal ganz zu schweigen.«
»Und deshalb wollte sie auch, daß ich ihre Entscheidungen noch einmal durchgehe, bevor wir sie endgültig machen«, beendete Narrisch den Gedankengang. »Und natürlich hat mein Geschnauze ihr Selbstvertrauen nur noch weiter verwundet, anstatt es zu stärken, was wiederum das genaue Gegenteil dessen ist, was ich wollte.«
»Es fällt schwer zu erkennen, daß Ihre gegenwärtige Haltung irgend etwas Positives hervorbringen wird ... sofern ich meine eigene bescheidene Meinung kundtun darf, Sir«, bestätigte der Butler gnadenlos.
Narrisch seufzte wieder, fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht, als wollte er Wasser wegwischen, und schien in sich selbst zusammenzusacken.
»Tut mir leid, Beek«, sagte er. »Ich scheine in letzter Zeit etwas müde zu werden. Weißt du, als ich die Mannschaft, die verdeckt arbeitet, zum letztenmal einwies, mußte Armstrong mich darauf hinweisen, daß ich redundant wurde - daß ich die Bedienungsprozedur dreimal erläutert hatte, obwohl keiner irgendwelche Fragen dazu hatte. Kannst du dir so etwas vorstellen? Armstrong? Muß mich daran hindern, mich vor versammelter Mannschaft zum Idioten zu machen?«
»Leutnant Armstrong hat sich sehr entwickelt«, bemerkte Beeker, »aber ich begreife, worauf Sie hinauswollen. Ich denke allerdings, daß Ihre Soldaten ebenso wie ich selbst eher dazu neigen dürften, sich Sorgen zu machen, als irgendwelche kleinen Verfehlungen in Ihrem Auftreten zu kritisieren.«
»Ja. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, daß ich nicht mit optimaler Effizienz vorgehe, vor allem in der Abteilung Manieren. Was soll ich sagen, außer, daß es mir leid tut?«
»Sie könnten versuchen, genau das zu sagen - nur zu Leutnant Reinbrandt«, schlug der Butler vor. »Schließlich ist sie es, und nicht ich, die in dieser Situation die Verletzung davongetragen hat.«
»Richtig.« Narrisch nickte und blickte wieder den Gang entlang, als erwartete er, daß sein Leutnant schon bei Nennung ihres Namens erscheinen würde. »Vielleicht kann ich sie erwischen, bevor ...«
»Was mich selbst betrifft«, fuhr Beeker fort, »so würde ich von Ihnen wohl am liebsten hören, daß sie vorhaben, etwas Schlaf nachzuholen ... Sir ...«
»Wie bitte? Was war das, Beek?« fragte der Kommandant und widmete dem Butler wieder seine Aufmerksamkeit.
»Sie hatten eine rhetorische Frage gestellt, Sir«, erläuterte der Butler. »Ich habe es lediglich dazu genutzt, meiner Meinung Ausdruck zu verleihen.«
»Ach so.«
»Und nach meiner Meinung, Sir, ist es im Augenblick nicht vorrangig, daß Sie sich für vergangene Fehlurteile entschuldigen, sondern daß Sie sich etwas Schlaf genehmigen, um die Gefahr zu reduzieren, die Situation durch spätere Fehler weiter zu verkomplizieren.«
Narrisch runzelte die Stirn.
»Du meinst also, ich soll mich hinlegen?« fragte er schließlich und reduzierte Beekers Aussage auf ihren schlichtesten Kern.
»Das scheint mir angebracht zu sein, Sir. Sie haben selbst eingeräumt, daß Sie >müde< würden.«
»Das geht nicht - jedenfalls jetzt noch nicht«, widersprach Narrisch kopfschüttelnd. »Ich habe zu viel zu tun, bevor heute abend die Einweisung der Schauspieler stattfindet. Ich kann es mir zeitlich nicht leisten.«
»Wenn ich diesen Hinweis anbringen darf, Sir, so glaube ich nicht, daß Sie es sich leisten können, nicht zu schlafen - vor allem, wenn Sie eine wichtige Einweisung vorhaben. Vielleicht könnten Sie einige Ihrer geplanten Vorbereitungen auch delegieren?«
Narrisch überlegte einen Augenblick; dann nickte er langsam.
»Ich glaube, du hast recht, Beek. Es ist schon schlimm genug, wenn ich die Leute anschnauze, die ich kenne, aber wenn ich mit den neuen auch so umgehe ...« Er schüttelte wieder den Kopf, diesmal energischer. »Also schön, ich werde versuchen, ein bißchen zu schlafen. Aber nur, wenn du mir versprichst, mich zwei Stunden vor der Besprechung zu wecken.«
»Sie dürfen das Versprechen als gegeben betrachten, Sir.«
»Und - Beeker? Es ist gut, Sie wieder dabei zu haben. Trotz Sarkasmus und allem.«
»Es ist gut, wieder dabei zu sein, Sir.«
Die Einweisung der Schauspieler verlief reibungslos ... weitaus besser, als ich je zu hoffen gewagt hatte, besonders wenn man die Umstände bedachte.
Da ihre Arbeit geheim sein sollte,
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