Das Chaos-Casino
hatte Leutnant Rembrandt ihnen keine Einzelheiten über die >Rollen< mitgeteilt, um die sie sich bewarben; sie hatte lediglich die erforderlichen Warnungen formuliert, daß es möglicherweise etwas gefährlich werden könnte. Und sie hatte auch darauf hingewiesen (was den Schauspielern augenscheinlich viel wichtiger war), daß es keine >Pla- katnennungen< oder andere Würdigungen ihrer einzelnen Leistungen geben würde. Kurzum, der einzige Lohn, den die Schauspieler sich erhoffen dürften, würde finanzieller Art sein. Wie angesichts des Stils meines Arbeitgebers, Probleme zu lösen, nicht anders zu erwarten, war die Bezahlung großzügig, so daß sich trotz mangelnder Information und Geheimnistuerei mehr als genug Bewerber einfanden.
Dennoch muß es wenigstens für einige unter ihnen ein nicht geringer Schock gewesen sein zu erfahren, daß die »Truppe<, für die sie vorgesprochen hatten, ausgerechnet die Weltraumlegion war, oder daß sie sich durch ihre Einwilligung tatsächlich zum Wehrdienst verpflichtet hatten. Die Lockerheit, mit der sie diese Nachricht aufnahmen und verinnerlichten, war ein Tribut an ihre Professionalität ... oder an ihre Habgier.
»Soviel erst einmal zur Grundinformation, die ich bei der ersten Zusammenkunft abhandeln wollte«, sagte Narrisch mit einem letzten Blick auf seine Notizen. »Ich bin sicher, daß Sie alle Fragen haben. Ich möchte Sie jedoch daran erinnern, daß uns noch viel Zeit zur Verfügung stehen wird, bis wir Loreley erreichen, und daß spezifische Informationen zum Dienstplan im Zuge späterer Einweisungen der gesamten Kompanie zur Sprache kommen werden. Einige Ihrer Fragen sollten vielleicht auch besser privat gestellt und beantwortet werden. Die Leutnants Rembrandt, die Sie bereits kennengelernt haben, und Armstrong werden während der Reise zur Verfügung stehen. Falls Ihnen das lieber sein sollte, können Sie aber auch mit Feldwebel Moustache oder mir sprechen.«
Er machte eine Pause, um auf die erwähnten Personen zu zeigen, die im Augenblick in Rührt-euch-Stellung rechts und links von ihm standen, die Vorstellungen noch einmal bekräftigend, die er zu Beginn der Versammlung gemacht hatte.
»Also gut«, fuhr er fort, »gibt es irgendwelche Fragen, die Sie vor versammelter Mannschaft stellen möchten? Dinge, die alle Legionäre auf Zeit betreffen?«
Die Schauspieler, die an einem Ende des Ballsaals des Raumtransporters in Zuschauerformation saßen, tauschten für ein paar Momente Blicke aus. Seitdem die Führer der Kompanie in ihren unerwarteten schwarzen Uniformen erschienen waren, um mit der Besprechung zu beginnen, hatte Schweigen geherrscht, und auch jetzt noch schienen alle zu zögern.
»Herr Narrisch?«
»Für die Dauer des Auftrags heißt das >Hauptmann ]oker< oder einfach nur >Hauptmann<.« Der Kommandant lächelte leise. »Ja? Sie haben eine Frage?«
»Sie haben gesagt, daß wir auch aussteigen könnten, wenn wir wollten, nun, da wir die ganze Geschichte gehört haben. Wie würde das genau funktionieren? Ich meine, jetzt, da wir gestartet und schon unterwegs sind, wäre es doch wohl ein bißchen schwierig, nach Jewell zurückzukehren?«
»Man würde Ihnen eine Rückfahrkarte nach Jewell aushändigen - natürlich auf unsere Kosten -, und zwar nachdem wir unseren Auftrag beendet haben«, erklärte Narrisch. »In der Zwischenzeit würden Sie auf Loreley von allen Verbindungen mit der Außenwelt abgeschnitten bleiben. Sie wären zwar unsere Gäste, wir würden für sämtliche Spesen aufkommen und Ihnen auch ein kleines Handgeld geben. Sie sollten aber bedenken, daß Ihr Verdienst dann erheblich niedriger wäre, als wenn Sie zu Ihren Verträgen stehen und bei uns Dienst leisten würden.«
Bei dieser Erklärung setzte ein Geraune in der Versammlung ein, doch Narrisch hob Schweigen gebietend die Hand.
»Glauben Sie mir, ich bedauere es, diese Maßnahme ergreifen zu müssen, aber wir können nicht das Risiko eingehen, daß zu viele Leute herumlaufen, die von der Ersatzaktion wissen, die wir hier versuchen. Das würde eine Gefahr für unsere verdeckt arbeitenden Mitglieder bedeuten. Aber auch für jene von Ihnen, die tatsächlich Dienst leisten, wenn sich herumspräche, daß nicht alle Legionäre, die das Casino bewachen, eine Kampfausbildung genossen haben. Ich kann die Notwendigkeit der Geheimhaltung diese Auftrages gar nicht genug betonen. Nun wäre es uns selbstredend lieber, Sie würden sich bereit erklären mitzumachen, aber wir haben auch
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