Das Chaos-Casino
werde in Zukunft noch vorsichtiger sein - oder einfach nur übliche langärmlige Hemden tragen, damit man sie überhaupt nicht sieht.«
Seufzend schüttelte Narrisch den Kopf.
»Es hört sich so an, als seien Sie auf diesen Plan versessen«, sagte er. »Jedenfalls ist es für mich jetzt zu spät, Ihnen diese Sache auszureden.«
»Keine Sorge, Herr Hauptmann. Er funktioniert einwandfrei. Tatsächlich habe ich soeben eine Menge Informationen für Sie erhalten, beispielsweise einen grundsätzlichen Umriß des Plans, nach dem die Gegenseite vorzugehen gedenkt.«
»Ach ja?« plötzlich war Narrisch interessiert. »Dann gibt es also tatsächlich einen Versuch, das Casino zu übernehmen?«
»Allerdings«, bestätigte Sushi. »Und der Kopf, der hinter allem steht, ist eine Frau namens Maxine Pruet.«
Wenn der Legionär auf eine überraschte Reaktion gehofft haben sollte, wurde er enttäuscht.
»... die hier auf Loreley den größten Teil des Verbrechens anführt«, beendete der Kommandant für ihn den Satz. »Ja, den Namen kennen wir bereits. Wir waren uns nur nicht sicher, ob sie tatsächlich die Absicht hat, gegen uns vorzurücken. Dann ist sie also die treibende Kraft hinter Huey Martin, wie? Das ist gut zu wissen. Wir waren uns nämlich nicht sicher, ob Huey nur Teil eines größeren Zusammenhangs ist oder auf eigene Rechnung operiert.«
»Über den Casinomanager wissen Sie auch schon Bescheid?« fragte Sushi etwas geknickt.
»Der Mann ist so krumm wie eine Schlange, und die Croupiers, die er eingestellt hat, sind es auch«, erwiderte Narrisch gelassen. »Wir haben festgestellt, daß sie von Anfang an bereits Gewinne abschöpften und nur auf den richtigen Augenblick gewartet haben, um in vollem Ausmaß loszuschlagen. Wenn das deren großartiger Plan sein soll, dann sind wir darauf vorbereitet.«
»Oh, es steckt noch sehr viel mehr dahinter, Herr Hauptmann«, informierte ihn Sushi. »Zum ersten sagt Max, daß sie in den Casinocomputer eingedrungen sind.«
»Was?«
Narrisch saß plötzlich kerzengerade in seinem Sessel.
»Und das ist noch nicht das Schlimmste«, fuhr der Legionär fort. »Wissen Sie noch, wie Sie gesagt haben, daß wir das organisierte Verbrechen daran hindern müssen, einen Fuß in die Tür zu setzen, was den Besitz des Casinos angeht? Nun, dafür ist es bereits zu spät. Die haben den Fuß schon drin.«
Kapitel 9
Tagebucheintrag #215
In früheren Eintragungen habe ich gelegentlich im Nebenzug das Temperament meines Arbeitgebers erwähnt. Wenn er auch wie jeder andere Mensch dazu neigt, ein gelegentliches Aufflackern der Gereiztheit oder Verärgerung zu entwickeln, sind diese doch bedeutungslos verglichen mit seinem wirklichen Zorn.
Jeder, der einmal im Brennpunkt gestanden hat, wenn er sich in einer solchen Stimmung befindet, unternimmt gemeinhin größte Anstrengungen, diese Erfahrung nicht wiederholen zu müssen, was auch auf mich selbst zutrifft. Glücklicherweise ist er im Normalfall nicht schnell zu erzürnen, und solange bestimmte Themen und Situationen vermieden werden, ist die friedliche Koexistenz mit ihm nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich.
Eine Situation jedoch, die unter Garantie eine Explosion auszulösen vermag, liegt dann vor, wenn er, sofern der geneigte Leser mir den Kalauer verzeihen möge, das Gefühl hat, zum Narren gehalten worden zu sein.
Gunther Rafael blickte von seinen Unterlagen auf, als die Tür zu seinem Büro mit ausreichender Wucht zugeschlagen wurde, um das Papier von seinem Schreibtisch zu wehen. Man brauchte kein Diplom zu haben, um zu erkennen, daß die schwarzgekleidete Gestalt, die soeben eingetreten war, sich in einem Zustand des Zorns befand.
»Stimmt etwas nicht, Herr Narrisch?«
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Maxine Pruet Mitgesellschafterin des Fette Chance ist?« bellte der Legionskommandant ihn ohne Umschweife an, während sich auf seinem Gesicht Gewitterwolken den Platz streitig machten.
Der Jugendliche zuckte zusammen. »Ich ... ich dachte nicht, daß es wichtig wäre. Ist es das?«
»Nicht wichtig?« tobte Narrisch. »Um Gottes Willen, sie ist der Kopf der Bande, die versucht, Ihre Firma zu übernehmen! Das organisierte Verbrechen, vor dem wir Sie eigentlich schützen sollen!«
»Das kann nicht sein«, widersprach Rafael stirnrunzelnd. »Sie gehört zu den angesehensten Geschäftsleuten hier auf Loreley. Ich glaube, sie besitzt sogar einige der hiesigen Casinos.«
»Sie hat in allen Casinos die
Weitere Kostenlose Bücher