Das Chaos-Casino
Geschäftsverhandlung zu holen.«
In einer Zimmerecke hatte Beeker, der sich außerhalb der Kamerareichweite aufhielt, den Vorzug, die seltene Gelegenheit zu nutzen, die beiden Männer vergleichen zu können.
Paul Narrisch sah viel eher aus wie ein Militärkommandant als sein Sohn - oder auch als die Mehrheit aller aktiven Offiziere, wenn man es genau bedachte. Sein Gehabe und seine Körperhaltung offenbarten, was sein Erbfolger in reiferen Jahren einmal entwickeln mochte. Während sein Sohn nur schlank war, hatte der ältere Narrisch das hagere, durchtrainierte Aussehen eines Wolfs. Seine Züge wiesen die scharfen, kantigen Flächen einer Granitklippe auf, während die seines Sohnes noch die Weichheit der Jugend zeigten. Tatsächlich wies nur das graue Haar an seinen Schläfen auf sein Alter hin, doch selbst das wirkte eher wie ein Indiz seiner Kraft als wie ein Hinweis auf seine Senilität. Alles in allem würde jeder, der Paul Narrisch zu Gesicht bekäme, zu dem durchaus richtigen Schluß gelangen, daß mit diesem Mann nicht gut Kirschen essen war, vor allem dann nicht, wenn er verärgert wirkte, was augenblicklich der Fall zu sein schien.
»Na schön, jetzt hast du mich«, knurrte das Bild. »Was hast du denn diesmal für ein Problem?«
»Problem?« wiederholte der Kommandant. »Weshalb glaubst du, daß es ein Problem gibt?«
»Vielleicht deshalb, weil du mich immer nur anrufst, wenn du in irgendeiner Klemme steckst«, wies sein Vater ihn zurecht. »Es würde dich ja nicht gerade umbringen, gelegentlich mal eine Zeile zu schreiben, weißt du.«
»Wenn ich mich richtig erinnere«, erwiderte der Kommandant gereizt, »so habe ich dich das letzte Mal wegen des Waffenhandels mit den Zenobiern angerufen. Das ist ja wohl nicht sonderlich schlecht für dich ausgegangen, oder? Die Exklusivrechte für eine neuartige Waffenkonstruktion im Austausch gegen etwas wertloses Sumpfland?«
»Eine Abmachung, die du bereits getätigt hattest, bevor du das Sumpf land unter Kontrakt hattest, wie ich mich erinnere«, verteidigte sich der ältere Narrisch. »Aber ich will es gelten lassen. Tut mir leid, wenn ich ein bißchen schnell auf hundert bin. Diese Verhandlung läuft sehr viel schwieriger, als ich es erwartet habe, und das geht mir auf die Nerven. Das Irritierende dabei ist, daß ich etwas Besseres anbiete, als die haben wollen, aber sie geben nicht nach. Es ist zwar eine Versuchung, nachzugeben, aber du weißt ja, was am Schluß dabei rauskommt, wenn ich es tue.«
»Dann werden sie behaupten, du hättest sie reingelegt«, ergänzte der jüngere Narrisch. »Mann, ganz schön hart, Paps.«
»Wie auch immer«, meinte Paul Narrisch. »Das ist jedenfalls mein Problem, und ich sollte nicht zulassen, daß es sich zwischen uns schiebt. Also, warum rufst du mich denn nun an?«
Von seinem Beobachterposten konnte Beeker sehen, wie sein Arbeitgeber leicht zusammenzuckte, bevor er antwortete, weil er erkannte, daß er sich ungewollt selbst in die Ecke gedrängt hatte.
»Ich fasse mich kurz, weil du mitten in einer Konferenz steckst«, sagte der Kommandant. »Es läuft darauf hinaus, Paps, daß ich mir deine Kammerjäger ausborgen will. Sie mieten, um genau zu sein.«
Es sprach für den älteren Narrisch, daß er jetzt nicht auf Kosten seines Sohnes mit einem »Siehst du! Habe ich es nicht gleich gesagt?« antwortete. Statt dessen widmete er sich einfach dem anstehenden Problem.
»Meine was?« fragte er stirnrunzelnd.
»Deine Kammerjäger«, wiederholte der Legionär. »Jedenfalls hast du sie immer so genannt. Du weißt doch, Alberts Mannschaft - die Computerprüfer.«
»Ach so. Die.« Paul Narrisch nickte. »Tut mir leid, mein Sohn. Da kann ich dir nicht helfen.«
»Ach, komm schon, Paps«, warf der Kommandant ein. »Du weißt doch, daß ich nicht darum bitten würde, wenn ich sie nicht wirklich brauchte. Und was den Preis anbelangt, haben wir ja wohl beide keine Spielchen nötig. Ich mache mein Angebot bei unserem nächsten Geschäft zwei Prozent günstiger, aber darüber hinaus ...«
»Hoppla ! Hör mal auf, Willie«, unterbrach der ältere Narrisch und hob dabei beschwichtigend die Hand. »Ich habe nicht gesagt, daß ich dir nicht helfen will. Ich habe gesagt, daß ich es nicht kann! Albert und seine Mannschaft arbeiten nicht mehr für mich. Sie haben sich von mir getrennt und ihre eigene Firma gegründet. Wenn ich sie heutzutage brauche, muß ich sie selbst erst unter Vertrag nehmen.«
»Ich verstehe«, sagte der
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