Das Chaos-Casino
nichtsdestotrotz erheblich sein dürfte - und ich weiß, welche Abneigung Sie dagegen hegen, Leute dafür bezahlen zu müssen, daß sie ihren vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen.«
Er machte eine Pause; dann nickte er seinem Arbeitgeber zu. »Jetzt, Sir.«
»Oh«, erwiderte Narrisch pflichtbewußt.
Während Beeker respektvoll wartete, daß sein Arbeitgeber diese Information verdaute, hing ein Schweigen in der Luft.
»Also gut«, sagte Narrisch schließlich. »Ich begreife, daß wir da etwas tun müssen. Hast du noch weitere Gemmen der Erkenntnis auf Lager?«
Es war eigentlich als Scherzfrage gemeint, doch in der Gesellschaft, mit der Narrisch Umgang pflegte, war das immer gefährlich.
»Um genau zu sein, Sir«, fuhr Beeker fort, »ist mir zudem der Gedanke gekommen, daß Sie darüber hinaus auch ein Überprü- fungs- oder Sicherungssystem für die Hotelrezeption installieren sollten.«
»Die Rezeption?«
»Ich hege die Vermutung, daß der Computer in großem Umfang sowohl für die Reservierungen als auch für das Hotelrechnungswesen genutzt wird, und abgesehen von ärgerlichen Doppelbuchungen gibt es auch seit langer Zeit ein Gesetz, das die Hotels in einem solchen Fall dazu verpflichtet, den überschüssigen Gästen eine gleichwertige Unterkunft zu beschaffen und dafür aufzukommen.«
»Und es gibt sehr viele Reisegruppen, die angeblich eine Reservierung für die Eröffnung gebucht haben«, beendete Narrisch grimmig den Gedankengang.
Der Kommandant holte seinen Port-A-Brain-Minicomputer aus der Tasche und schob einen Stuhl vor das Zimmerholo- phon.
»Häng dich an die Strippe und bestell uns etwas Kaffee«, sagte er. »Wir haben viel Arbeit vor uns. Und Beek?«
»Ja, Sir?«
»Ich will keine Klagen mehr darüber hören, daß ich nicht genug Schlaf bekomme. Jedenfalls für eine Weile nicht.«
Es wäre eine Untertreibung gewesen, zu behaupten, daß Lawrence Bombest überrascht war, einen Holoanruf von Willard Narrisch zu empfangen. Wenn er auch einen zähneknirschenden Respekt für die Arbeit entwickelt hatte, die Narrisch leistete, als er seine heruntergekommene Kompanie der Weltraumlegion aufmöbelte, während sie vorübergehend im Plaza untergebracht gewesen waren, hätte er sich doch nicht einmal in seinen kühnsten Träumen zu dem Gedanken hinreißen lassen, daß die beiden sich irgendwie nahestehen könnten.
In seiner Position als Manager des Plaza Hotels, eines der ältesten, angesehensten Hotels auf Haskins Planet, hatte es zu seinen Pflichten gehört, als Hüter dieser stattlichen Unternehmung aufzutreten, und wenn die Legionäre sich auch sehr viel besser benommen hatten als ursprünglich befürchtet, waren er und ihr Kommandant deswegen doch mehr als einmal in die Rolle von Widersachern gezwungen worden. So sehr ihn schon der bloße Anruf an sich überraschte, reagierte er erst recht völlig perplex, als er erfuhr, um was es ging.
»Ich weiß, daß wir beide sehr beschäftigt sind. Bombest«, sagte das gespenstische Holobild, »deshalb komme ich gleich zur Sache. Wären Sie bereit, für eine kurze, befristete Zeit Abschied vom Plaza zu nehmen, um hier auf Lorely ein Hotel zu leiten? Sagen wir, für ungefähr einen Monat?«
»Ich ... ich müßte erst darüber nachdenken, Herr Narrisch«, stammelte der Manager, den die Frage völlig unvorbereitet traf.
»Leider haben wir nicht die Zeit dazu«, widersprach das Abbild kopfschüttelnd. »Ja oder nein?«
»In diesem Fall befürchte ich, daß die Antwort wohl nein lauten müßte«, sagte Bombest. »Selbst wenn alles dafür spräche, so gestattet mir mein bestehender Arbeitsvertrag hier leider nichts Derartiges. Ich müßte um den erforderlichen Urlaub ersuchen, einen Stellvertreter besorgen ...«
»Ich fürchte. Sie unterschätzen mich schon wieder, Bombest«, unterbrach Narrisch ihn. »Das ist schon alles geregelt. Ich habe es mit Reggie Page geklärt ... Sie erinnern sich noch an den Namen? Der Generalmanager des Webber-Konzerns, dem die Hotelkette gehört? Jedenfalls habe ich ihm die Situation erklärt, und er hat eingewilligt. Ihnen Urlaub zu gewähren, natürlich bezahlten, und bis zu Ihrer Rückkehr für Ersatz zu sorgen. Übrigens hoffe ich, daß es keiner besonderen Erwähnung bedarf, daß Sie für Ihre Arbeit hier großzügig entlohnt werden, und ein Spesenkonto gibt es natürlich auch, so daß Ihr Doppeleinkommen für die fragliche Zeit erheblich sein wird.«
»Und das haben Sie alles schon im voraus arrangiert?«
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