Das Chaos-Casino
Legionär nachdenklich. »Sag mal, war es eine freundschaftliche Trennung?«
»Was meinst du damit?«
»Stehen du und Albert noch auf freundschaftlichem Fuß, oder geht der gleich in die Grätsche, sobald man nur den Namen Narrisch erwähnt?« erläuterte der Kommandant. »Es sieht nämlich ganz danach aus, daß ich ihn selbst ansprechen muß, und ich möchte nur wissen, ob ich dafür besser einen Mittelsmann bemühe oder nicht.«
»Oh, es gab keine Ressentiments - jedenfalls nicht von seiner Seite«, erklärte Paul Narrisch. »Aber es ist nicht leicht, mit ihm ins Geschäft zu kommen. Er gewährt nicht einmal mir einen Rabatt auf seine Dienstleistungen, obwohl ich dafür aufgekommen bin, als er seine Mannschaft rekrutierte und ausbildete.«
»Na ja, du hast ihn ja schließlich nicht wegen seines Charakters eingestellt«, erwiderte der Legionär glucksend. »Und warst nicht du es, der immer sagte, daß man sich Loyalität nur verdienen, aber nicht kaufen kann?«
»Fang nur nicht an, mit meinen Zitaten um dich zu werfen, Wenn ich dir nicht auch ein paar um die Ohren hauen soll«, warnte der ältere Narrisch ihn düster. »Also, gibt es noch irgendwelche anderen Nichtprobleme, bei denen ich dir helfen kann? Wie ich schon sagte, ich stecke mitten in einer Verhandlung.«
»Nein, das war’s. Wenn du mir nur noch sagen könntest, wo ich Albert erreiche, dann krieche ich dir wieder aus dem Pelz.«
»Bleib dran, meine Sekretärin wird dir die Adresse durchgeben«, wies der ältere Narrisch ihn an. »Ich muß mich jetzt beeilen. Du weißt ja, wie deine Großmutter ist, wenn man sie zu lange warten läßt.«
»Oma?« der Legionär blinzelte. »Hast du die Verhandlung mit ihr?«
Paul Narrisch zog eine Grimasse. »In der Tat. Und sie ist gerade in einer ihrer >Kreuzzugsstimmungen<. Du weißt ja, was das heißt.«
Der Kommandant gab ihm ein übertriebenes Schaudern zur Antwort.
»Na, dann viel Glück, Paps«, sagte er. »Ist nicht böse gemeint, aber es hört sich so an, als könntest du es gebrauchen. Grüß sie schön von mir, wenn du meinst, daß es helfen könnte.«
»Damit ich mir wieder ihre Tiraden über dich und dein Pfadfinderfähnlein anhören muß?« fragte der ältere Narrisch. »Danke, nein. Kein Bedarf. Muß jetzt los ... meine besten Grüße an Beeker.«
»Das ist also, kurz zusammengefaßt, die Situation, Albert«, schloß Narrisch. »Können Sie mir helfen?«
Das Holoabbild des Computerspezialisten nickte bedächtig. Er hatte die fahle, unreife Hautfarbe eines Menschen, der gewohnheitsmäßig eine Kathodenröhre als Höhensonne benutzte.
»Ich muß dazu zwar ein paar Leute von anderen Aufträgen abziehen, aber ich denke, wir kriegen es hin.«
»Gut«, sagte der Kommandant. »Wann dürfen wir Sie erwarten?«
»Ich muß mir natürlich erst die Flugpläne anschauen, aber ich schätze, wir können in etwa zwei Wochen dort sein. Es ist nicht sehr weit entfernt von unserem gegenwärtigen Standort.«
»Das ist nicht schnell genug«, widersprach Narrisch kopfschüttelnd. »Wir müssen die Sache vor der Galaeröffnung über die Bühne bringen, und die findet in einer Woche statt. Chartern Sie ein Schiff, wenn es sein muß, aber ...«
»Unmöglich«, unterbrach Albert ihn kopfschüttelnd. »Wir könnten vielleicht in einer Woche dort sein, aber Programmierprobleme auch nur zu diagnostizieren, läßt sich in einem derart eng gesteckten Zeitrahmen nicht bewältigen, und schon gar nicht, sie zu beheben.«
»Doppelte Bezahlung«, erwiderte der Kommandant flach.
»Wenn Sie uns allerdings«, fuhr der Analytiker fort, ohne mit der Wimper zu zucken, »die Programme uploaden können, dann können wir sie während des Flugs bearbeiten und brauchen vor Ort nur noch die Revision aufzurufen. Das wäre zwar ziemlich eng, aber ich schätze, daß wir es schaffen könnten.«
»In Ordnung.« Narrisch nickte. »Ist ein Vergnügen, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Albert.«
Seufzend unterbrach er die Verbindung.
»Na, wenigstens hätten wir das erledigt.«
»Wenn Sie meinen, Sir.« Der Kommandant musterte seinen Butler mit hochgezogener Augenbraue.
»Diesen Ton kenne ich, Beek«, sagte er. »Was gibt es für ein Problem?«
»Erlauben Sie mir. Ihnen eine Frage zu stellen, Sir?«
»Du meinst, warum ich Rafael nicht einfach das Geld borge, um Maxine auszuzahlen?« Der Kommandant schüttelte den Kopf. »Abgesehen von der ethischen Frage, ob wir uns aus einem Problem dieser Größenordnung einfach freikaufen
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