Das Chaos-Casino
erhobener Augenbraue. »Das hört sich so an, als wären Sie bei der ganzen Angelegenheit dabei gewesen. Haben Sie nicht gesagt, daß es während Leutnant Rembrandts Schicht geschah?«
»Jawohl, Sir. Ich ... ich habe gewissermaßen ein bißchen dort herumgelungert, bevor ich meine offizielle Schicht antrat. Jedenfalls war ich wach, Sir, und ich dachte, ich könnte ihr zur Hand gehen, wenn ich doch ohnehin auf war. Sie hat auch schon mehrmals das gleiche für mich getan.«
»Sie sollten Ihre Freizeit dazu verwenden, ein bißchen zu schlafen und sich anderweitig zu entspannen, Leutnant. Deshalb haben wir die Dienstpläne auch so aufgestellt. Sonst sind Sie möglicherweise nicht voll auf dem Damm, sollte während Ihres Dienstes tatsächlich etwas passieren.«
»Jawohl, Sir. Ich werde mich daran halten, Sir.«
»Und nun erzählen Sie mir ...«
»Natürlich wäre es uns eine große Hilfe, wenn der Herr Hauptmann mit gutem Beispiel voranginge ...«
Der Kommandant musterte ihn einen Augenblick.
»Leutnant«, sagte er schließlich, »versuchen Sie etwa, das Thema zu wechseln?«
»Jawohl, Sir.«
»Gut, dann vergessen Sie das mal. Ich will wissen, was mit der Reporterin geschehen ist.«
»Sie wird unter Bewachung in ihrem Zimmer festgehalten. Sir. Ihr Kameramann ebenfalls. In einem angrenzenden Zimmer, um genau zu sein, Sir.«
»Was?«
Obwohl Narrisch beinahe mit dieser Antwort gerechnet hatte, war er trotzdem wie gelähmt.
»Es fiel uns nichts besseres ein, um sie daran zu hindern.«
»Sie haben eine Vertreterin der interstellaren Presse gekid- nappt? Gegen ihren Willen?«
»Es schien uns unpraktisch, erst zu warten, bis wir es mit ihrem Willen tun könnten, Sir.«
Der Kommandant schoß seinem Offizier einen scharfen Blick zu, doch Armstrong verzog die Lippen nicht einmal zu einem Schmunzeln.
»Also gut, Leutnant. Wenn Sie schon dabei sind, schlaue Antworten zu formulieren, können Sie mir vielleicht auch mal erklären, weshalb ich nicht darüber informiert wurde, wo ich doch wach und erreichbar war. Diese Sache hat sich während Ihrer Schicht abgespielt, oder?«
»Ich wollte es Ihnen ja sagen, Sir«, erwiderte Armstrong und behielt seine ausdruckslose Miene bei. »Aber da waren Sie gerade damit beschäftigt, die Expedition anzuführen, die den Casinomanager gegen seinen Willen in seinem Zimmer festsetzen sollte. Wenn der Herr Hauptmann sich erinnern wollen, bat ich ihn um einen Augenblick Zeit, worauf er mich fragte, ob es wichtig sei.«
Stirnrunzelnd erinnerte sich Narrisch dunkel an den kurzen Wortwechsel. »Und Sie hielten das nicht für wichtig?«
»Ich ging davon aus, daß der Herr Hauptmann meinte ob meine Frage zeitlich dränge, und das war nach bestem Wissen und Gewissen meiner Überzeugung nach nicht der Fall. Der Herr Hauptmann möge bedenken, daß die Reporterin zu diesem Zeitpunkt schon seit mehreren Stunden festgehalten worden war, und ich hielt es für unwahrscheinlich, daß ein paar weitere Stunden die Situation oder die Laune signifikant verändern würde ... Sir.«
»Ich schätze, das entbehrt nicht einer gewissen Logik, auch wenn sie etwas krumm sein mag.«
»Danke, Sir.«
»Das läßt aber immer noch die Frage offen, warum Sie es nicht gerade eben erwähnten, als ich Sie um Ihren Bericht bat.« »Ich ... ich wollte gerade darauf zu sprechen kommen, Sir«, sagte Armstrong. »Ehrlich.«
Narrisch blickte ihn einen Augenblick finster an; dann seufzte er schwer.
»Na ja, was geschehen ist, ist geschehen«, meinte er. »Für die Zukunft möchte ich aber klarstellen, daß sowohl Sie als auch Leutnant Rembrandt bitte davon ausgehen werden, daß jeder wichtige Vorfall, wenn er mit der Presse zu tun hat, sofort an mich gemeldet wird. Und mit sofort meine ich in Realzeit, ob ich gerade schlafe oder nicht. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
»Jawohl, Sir. Ich werde es beachten, Sir.«
»Also gut. Gibt es noch irgendwelche anderen kleinen Vorfälle, von denen ich erfahren sollte?«
»Entschuldigen Sie, Sir, aber es gibt noch eine Sache, die Sie über Jennie wissen sollten.«
»Was wäre das?«
»Als wir sie informierten, daß sie in ihrem Zimmer eingesperrt werden würde, sagte sie ... na ja ... unter anderem deutete sie an, daß sie bereits davon wußte, daß wir einige unserer Soldaten durch Ersatzleute ausgetauscht haben.«
»Ach ja?« Narrisch blickte nachdenklich drein. »Wie hat sie das wohl rausbekommen? Wahrscheinlich waren zu viele unbekannte Gesichter in den Berichten über
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