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Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition)

Titel: Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Nürnberger
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Die Leute sagten über ihn: Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch ! (Johannes 7, 46) Oft war, was er sagte, sehr brisant und provokant, sodass es hieß, das Volk entsetzte sich … über seine Lehre (Matthäus 7, 28).
    Noch entsetzter reagierte das Establishment. Es bestand aus Pharisäern, Sadduzäern, Hohepriestern, Schriftgelehrten und reichen Großgrundbesitzern. Daneben gab es noch, als Außenseiter, die Zeloten. Mit allen legte sich Jesus an, was nicht sehr diplomatisch war und letztlich wohl zu seiner Kreuzigung führte.
    Das oberste Leitungsgremium war der Sanhedrin, auch Hoher Rat genannt, bestehend aus 71 Mitgliedern, die sich hauptsächlich aus Priestern, jüdischen Ältesten und Schriftgelehrten zusammensetzten. Den Vorsitz hatte der Hohepriester. Er war sowohl religiöses wie weltliches Oberhaupt der Juden.
    Sein Amt war erblich und ein Amt auf Lebenszeit, bis die Römer kamen. Sie benannten selbst den Hohepriester und setzten ihn auch wieder ab, wenn sie mit ihm unzufrieden waren. Er blieb aber stets der erste Ansprechpartner der Römer und musste daher über ein entsprechendes diplomatisches Geschick verfügen.
    Die Priester und Ältesten rekrutierten sich mehrheitlich aus den Sadduzäern, die wiederum überwiegend den adligen Volksgruppen angehörten. Die Sadduzäer waren die römerfreundlichste Gruppe des Judentums, und das heißt natürlich auch: opportunistisch, geschmeidig, mit einem natürlichen Gefühl für Machtverhältnisse, zugleich aber gebildet, weltläufig, offen gegenüber hellenistischen Einflüssen. Sie profitierten von ihrer Römerfreundlichkeit, waren privilegiert und daher an einer Änderung der Verhältnisse wenig bis gar nicht interessiert. Dass sie dafür im Volk nicht besonders beliebt waren, nahmen sie in Kauf.
    Theologisch unterschieden sie sich von der populären Glaubensrichtung der Pharisäer dadurch, dass sie nur die Schrift als autoritative Quelle gelten ließen und die mündliche Überlieferung, aus welcher der Talmud hervorging, ablehnten. Sie glaubten nicht an eine Auferstehung von den Toten, und auch nicht an die Existenz von Dämonen und Engeln. Im Tempeldienst sahen sie den Schwerpunkt des religiösen Lebens, daher verschwanden die Sadduzäer zeitgleich mit dem Tempel, als dieser im Jahr 70 zerstört wurde.
    Die Pharisäer definierten sich zur Zeit Jesu vor allem als Opposition zu den Sadduzäern. Sie lehnten deren opportunistische Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht ab, fühlten sich ihnen deshalb moralisch überlegen. Der von den Sadduzäern beherrschte Tempel war in den Augen der Pharisäer etwas Zweitrangiges. Erstrangig waren das mosaische Gesetz und die Propheten, aber auch die mündliche Überlieferung. Eigentlich waren die Pharisäer gute Sozialdemokraten, und erst infolge etlicher jüdisch-christlicher Auseinandersetzungen viele Jahrzehnte nach Jesus bekamen sie von den Christen den schlechten Ruf verpasst, den sie bis heute haben.
    Da den Pharisäern die Thora wichtiger war als der Tempel, kamen sie nach dessen Zerstörung im Jahr 70 besser zurecht als alle anderen. Sie hatten sich schon längst vom Tempel emanzipiert. Ihnen genügte die Synagoge. Sie hatten gelernt, ihren Alltag unabhängig vom Tempeldienst durch strenge Einhaltung der jüdischen Vorschriften und das Pochen auf soziale Gerechtigkeit zu heiligen. Sie waren im Volk beliebt, und nach der Zerstörung des Tempels ging aus ihnen das jüdische Rabbinertum hervor, das im Lauf der Jahrhunderte das europäische Geistesleben ebenso befruchtet hat wie die christlichen Theologen und Philosophen.
    Dass Jesus sterben musste, lag bestimmt nicht an den Pharisäern allein, an ihnen vielleicht noch am wenigsten, denn der Hohe Rat, der Jesus verurteilte, an Pontius Pilatus auslieferte und von diesem verlangte, Jesus zu kreuzigen, war nicht von Pharisäern, sondern vom konservativen Adel und den sadduzäischen Tempelpriestern dominiert. Deren Kreise, deren Geschäfte und Interessensverflechtungen dürfte Jesus viel empfindlicher gestört haben als die Interessen der Pharisäer. Mit diesen stritt er nur um theologische Fragen. Und vielleicht neideten die Pharisäer ihm ein bisschen den Erfolg bei den einfachen Leuten, die sie doch als ihre Klientel betrachteten.
    Bei den Sadduzäern dagegen und den Mitgliedern des Hohen Rats standen handfeste Macht- und Finanzinteressen auf dem Spiel. So scheiterte Jesus wohl eher aus politischen und wirtschaftlichen denn aus theologischen Gründen. Die hat es

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