Das Cottage im Wald
Kopf zu heben, damit ich den Schlafanzug herausziehen kann.”
Carin stützte sich auf den Ellenbogen, und Sean griff unter das Kissen. Sofort spürte sie die angenehme Wärme, die sein Körper ausstrahlte, und den frischen Duft seines Atems.
Tatsächlich zog er ein Paar schwarze Boxershorts unter dem Kissen hervor. Er könnte genauso gut ohne schlafen, dachte Carin verärgert. Sie war überzeugt davon, dass er nur einen Grund gesucht hatte, um an ihr Bett zu kommen.
Sean blieb stehen und sah Carin sekundenlang eindringlich an. Wieder fühlte sie heißes Verlangen in sich aufsteigen. Doch dann wandte er sich ab und ging in sein Bett. Carin atmete auf. Es wäre schwer gewesen, ihm zu widerstehen, sehr schwer.
Vergeblich versuchte Carin einzuschlafen, doch Seans Nähe ließ sie keine Ruhe finden. Sosehr sie sich auch bemühte, ihre Gefühle zu verdrängen, es hatte keinen Sinn. Sie sehnte sich so heftig nach Seans Liebe, dass es schmerzte.
Grübelnd lag sie da und lauschte dem rhythmischen Schlagen der Wellen am Strand. Hin und wieder war der Schrei eines Seevogels zu hören. Sean lag an der anderen Seite des Wohnwagens und gab keinen Laut von sich. Offensichtlich war er eingeschlafen.
Ärger stieg in Carin auf. Wie konnte Sean nur so seelenruhig schlafen, während sie hellwach war? Ein heißer Drink, das hilft vielleicht, überlegte sie. Aber alles, was sie dazu brauchte, befand sich direkt neben Seans Bett. Auf keinen Fall durfte sie ihn wecken. Das konnte fatale Folgen haben. Carin warf sich auf die andere Seite und versuchte erneut einzuschlafen. Vergeblich.
Vorsichtig stand sie auf, schlich auf Zehenspitzen durch den Raum und blieb vor Seans Bett stehen. Es war so stockdunkel, dass sie Seans Körper unter der dünnen Decke kaum erkennen konnte. Am liebsten hätte sie ihn nun berührt, hätte sein Gesicht und sein dichtes dunkles Haar gestreichelt und ihn geküsst. Die Versuchung war so groß, dass Carin vor Verlangen zu zittern begann. Nein, tu’s nicht, sagte ihr die Stimme der Vernunft, und schnell wandte sie sich ab.
An die Spüle und den Herd zu kommen, war jedoch gar nicht so einfach. Alles lag fürchterlich dicht beieinander. Carin beschloss, auf den heißen Drink zu verzichten und stattdessen nur ein Glas kalte Milch zu trinken. Der winzige Kühlschrank stand direkt neben dem Kopfende von Seans Bett. Carin zwängte sich in die enge Lücke und öffnete vorsichtig den Kühlschrank. Dann nahm sie die Milchflasche heraus und füllte ein Glas. Die Flasche noch in der Hand, trank sie einen erfrischenden Schluck.
“Mir kannst du auch was einschenken.”
Vor lauter Schreck glitt Carin die Flasche aus der Hand, fiel auf den Rand der Spüle und schließlich auf Seans Bett, wobei sich die Milch in einer großen Lache über seine Bettdecke ergoss.
“Verdammt noch mal, kannst du nicht aufpassen!”, fluchte er, sprang mit einem Satz aus dem Bett und knipste das Licht an.
“Hättest du mich nicht so erschreckt, wäre das nicht passiert”, verteidigte sich Carin. Sie hob die Flasche auf und suchte nach einem Lappen, um die Milch damit aufzusaugen, die mittlerweile schon größtenteils im Bettzeug versickert war. “Ich wusste ja nicht, dass du wach bist.”
“Wenn du wie ein Trampel in der Dunkelheit herumgeistern musst, ist das auch kein Wunder, oder?”
“Ich konnte eben nicht schlafen und hatte Durst. Außerdem kann ich nichts dafür, dass du aufgewacht bist. Ich war wirklich leise. Du hast eben einen leichten Schlaf.”
“Und was machen wir jetzt? Ich habe keine frische Decke mehr.” Sean ließ den Blick über Carins kurzes, dünnes Nachthemd gleiten, und sie hielt vor Anspannung den Atem an.
“Leg dich in mein Bett”, antwortete sie kühl und zwang sich, ruhig zu bleiben. “Ich kann sowieso nicht schlafen. Ich setze mich hier hin und lese oder mache sonst was.”
“Das sieht dir ähnlich”, spottete Sean. “Weißt du, wie spät es ist? Zwei Uhr nachts.”
“Das macht nichts”, erwiderte Carin trotzig. “Ich brauche nur eine Decke zum Einwickeln, dann bin ich schon zufrieden.”
“Was du nicht sagst. Das Dumme dabei ist nur, dass es keine Decke mehr gibt. Geh wieder ins Bett, Carin. Und stör mich nicht mehr.” Sean zog die nasse Decke vom Bett und ging nach draußen, wo er sie zum Trocknen über einen Busch hängte.
Carin schwieg, um ihn nicht noch mehr zu verärgern. Seufzend trippelte sie zurück zu ihrem Bett und kuschelte sich unter die Decke.
Sonnenstrahlen fielen durch
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