Das Cottage im Wald
soll vorzüglich sein. Ich liebe gutes Essen, Sie auch, Carin?”
Carin stimmte leise zu und setzte sich dann auf den Rücksitz von Stephanies Mercedes Cabrio.
Restaurant und Menü waren ausgezeichnet, doch keiner der drei hatte großen Appetit. Stephanie bemühte sich, Seans schlechte Laune zu ignorieren, doch schließlich färbte die trübe Stimmung auch auf die beiden Frauen ab. Die meiste Zeit über saßen sie schweigend am Tisch und stocherten lustlos in ihrem Essen herum.
“Wie lange werden Sie noch hier bleiben?”, wandte sich Carin an Stephanie, um das beklemmende Schweigen zu brechen.
“Nur noch bis morgen”, antwortete Stephanie zu Carins Erstaunen. “Die Suche nach Sean hat mich schon genug Zeit gekostet. Nun muss ich sehen, dass ich wieder zurück an meinen Schreibtisch komme.”
Carin wunderte sich im Stillen, dass der Job Stephanie wichtiger war als ihre Ehe. Und Sean?
“Nein, ich gehe nicht mit”, beantwortete er rasch Carins unausgesprochene Frage, als hätte er ihre Gedanken gelesen. “Ich werde die Abmachung, die ich mit John getroffen habe, in jedem Fall einhalten.”
“Ich versuche ihm schon die ganze Zeit klarzumachen, dass er falsche Prioritäten setzt”, sagte Stephanie gequält. “Er müsste sich eigentlich um sein eigenes Geschäft kümmern.”
“Das liegt in guten Händen.”
“Aber du kannst nicht erwarten, dass David alle Entscheidungen allein trifft”, beharrte Stephanie. “Ganz bestimmt gibt es Situationen, in denen er deinen Rat braucht. Lass mich ihm wenigstens sagen, wo du bist.”
“Nein! Und jetzt Schluss damit. Kommt, wir gehen.” Sean schob den Stuhl zurück und stand auf, und Stephanie und Carin blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
“Es tut mir leid, dass wir Ihnen den Abend verdorben haben”, entschuldigte sich Stephanie. “Sean ist wirklich unmöglich, wenn er schlechte Laune hat. Könnten Sie nicht einmal mit ihm reden?”
“Ich?” Carin sah sie verdutzt an. “Auf mich hört er doch erst recht nicht.”
Stephanie betrachtete Carin nachdenklich. “Ich dachte, Sie und Sean seien gute Freunde. Jedenfalls hat er mir viel von Ihnen erzählt.”
“Wirklich?”
“Als ich ihn heute Nachmittag zum ersten Mal sah, fiel mir sofort auf, wie sehr er sich verändert hat. Das muss an Ihnen liegen, Carin. Als er von zu Hause fortging, war er nur ein Schatten seiner selbst.”
Carin wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. “Ja, er hat sich verändert, das gebe ich zu. Das heißt, soweit ich das überhaupt beurteilen kann. Ich kenne ihn ja erst seit ein paar Wochen. Aber wenn, dann bestimmt nicht meinetwegen, sondern weil die Arbeit hier auf dem Hof ihn ausfüllt.”
“Na ja, das mag schon sein”, stimmte Stephanie widerstrebend zu. “Sean liebt es, im Freien zu sein. Vielleicht brauchte er wirklich eine Veränderung.”
Am nächsten Morgen erschien Sean allein im Büro. “Ist Stephanie schon weggefahren?”, fragte Carin überrascht.
“Vor ein paar Minuten”, antwortete Sean knapp. “Können wir jetzt anfangen? Wir haben heute viel zu tun.”
Seans üble Laune hielt den ganzen Tag über an. Umso überraschter war Carin, als er sie am Abend bat, am nächsten Morgen um acht Uhr fertig zu sein.
“Das ist doch nicht dein Ernst?”, fragte sie perplex.
“Warum nicht?”
“Weil …, ich meine, wegen Stephanie und so …”
“Es hat sich nichts geändert”, erwiderte Sean schroff, “wir fahren.”
Carin überkam ein Gefühl aus Furcht und freudiger Erwartung. Sie wusste, Sean würde seinen Willen durchsetzen. Sie wollte ja mit ihm zusammen sein. Aber würde sie es schaffen, ihre Gefühle zu verbergen?
“Hast du denn schon Pläne gemacht? Ich meine, wohin fahren wir überhaupt? Hast du Zimmer für uns gebucht?”
“Das überlasse ich dem Zufall.” Ein verheißungsvolles Lächeln lag auf Seans Gesicht, als er das Büro verließ.
Am Samstagmorgen war Carin schon lange vor der vereinbarten Zeit fertig. Sie hatte kaum geschlafen, hatte sich über ihre Gefühle zu Sean den Kopf zerbrochen.
Sean stand kurz vor acht vor der Tür. “Schön, dass du fertig bist”, begrüßte er Carin und nahm ihre Reisetasche. Dann warf er sie in den Kofferraum seines Wagens, nahm Carin den Hausschlüssel aus der Hand und schloss die Tür ab. Schweigend gab er ihr den Schlüssel zurück. Das fängt ja gut an, dachte Carin gereizt.
Trotz seines kompromisslosen Verhaltens wirkte Sean ungemein anziehend auf sie. Carin war klar, was er mit
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