Das Cottage im Wald
das Fenster und bildeten helle Muster auf den Vorhängen, als Carin die Augen aufschlug. Sie hatte tatsächlich fest geschlafen. Ihr Blick fiel auf Seans Bett. Es war bereits zugeklappt, und nichts deutete darauf hin, dass er heute Nacht hier geschlafen hatte. Er war nirgendwo zu sehen.
Carin wusch sich rasch und zog sich an. Sie hatte sich gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt, als die Wohnwagentür aufging. “Aha, das Mädchen, das behauptet, nicht schlafen zu können, scheint nun endlich wach zu sein.” Sean lächelte vergnügt.
Vor lauter Eile hatte Carin gar nicht auf die Uhr gesehen. “Oh, schon fast zehn”, stellte sie verwundert fest. “Warum hast du mich nicht geweckt?”
“Du hast so fest geschlafen und so schön dabei ausgesehen, da brachte ich es nicht übers Herz.”
Carin spürte, wie sie rot wurde. Der Gedanke, dass Sean sie im Schlaf betrachtet hatte, machte sie verlegen. “Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe”, lenkte sie ab. “Hast du schon gefrühstückt?”
Sean schüttelte den Kopf.
“Dann mache ich uns jetzt schnell was Feines.”
Kurz darauf saßen die beiden an dem winzigen Klapptisch und verzehrten Eier mit Speck. Wieder flammte in Carin die Sehnsucht nach Seans Zärtlichkeiten auf. Sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon brannte in ihr der Wunsch, ihn zu berühren und zu küssen. All diese Gefühle vor ihm zu verbergen war schwer, ja fast unmöglich.
Sie nahm das letzte Stück Speck auf die Gabel und führte es zum Mund. Sean saß ihr schweigend gegenüber und verfolgte jede ihrer Bewegungen, bis sein Blick an ihren Lippen hängen blieb. Carin wurde immer nervöser. Unbehaglich streckte sie die Beine aus und streifte dabei versehentlich Seans Fuß. Die harmlose Berührung löste sofort ein wohliges Prickeln bei ihr aus.
“Du hast einen sehr sinnlichen Mund, Carin”, sagte Sean sanft. “Zum Küssen wie geschaffen. Du bist verdammt sexy, weißt du das? Hast du nicht manchmal Sehnsucht nach einem Mann?”
“Ich brauche keinen Mann nur fürs Bett, falls du das meinst.”
“Genau das meine ich.”
“Darf man fragen, wie du darauf kommst?”
“Ich bin ein Mann, Carin, und du bist eine Frau. Wir haben die ganze Nacht miteinander verbracht, und ich habe dich im Nachthemd gesehen. Das bleibt doch bestimmt nicht ohne Wirkung, meinst du nicht auch?”
“Ach, und nun denkst du, bei mir sei das ganz genauso, und deshalb sei ich bereit, alles mit mir machen zu lassen. Du glaubst wohl, ich hätte es nötig!” Carins Augen blitzten vor Zorn, als sie vom Tisch aufstand. “Da irrst du dich aber gewaltig, Sean Savage. Du ahnst nicht im Geringsten, was ich fühle.”
“Oh doch.” Sean war ebenfalls aufgestanden und war ihr jetzt so nah, dass sie sich fast berührten. “Während der letzten vierundzwanzig Stunden hätte ich dich haben können, Carin, jederzeit. Das weißt du so gut wie ich.”
Carin schloss die Augen. Seans Selbstsicherheit grenzte schon an Unverschämtheit. “Was weißt du schon von mir?”, sagte sie bitter.
“Mehr, als du denkst, Darling.” Er zog sie zu sich heran, und ein vielversprechendes Lächeln umspielte seinen Mund. “Und das werde ich dir jetzt beweisen.”
Und dann küsste er sie wild und fordernd. Gegen ihren Willen reagierte sie voller Leidenschaft, und alles um sie herum schien sich zu drehen. Ich bin nur ein Ersatz für Stephanie, kam es ihr wieder in den Sinn. In Wirklichkeit sieht er nur diese Frau und nicht mich.
Obwohl Seans Kuss in Carin unbeschreibliche Gefühle weckte, versuchte sie mit aller Kraft, sich ihm zu entziehen, bis es ihr tatsächlich gelang, einen Arm freizubekommen. Sie holte aus und schlug Sean ins Gesicht.
So unerwartet der Schlag auch gekommen war, Sean zuckte nicht einmal mit der Wimper. Im ersten Moment war Carin entsetzt über sich selbst, doch dann fasste sie sich und sagte bestimmt: “Mich benutzt man nicht als Ersatz, merk dir das. Wenn du so dringend eine Frau brauchst, dann geh zurück zu deiner eigenen.”
Sekundenlang herrschte spannungsgeladenes Schweigen. Carin fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Sie wollte sich entschuldigen, doch Sean kam ihr zuvor. “Meine Frau ist tot”, sagte er leise und mit ausdrucksloser Miene.
“Was? Stephanie ist tot?”
Sean schüttelte den Kopf. “Nein, nicht Stephanie. Sie ist meine Schwägerin. Josie war ganz anders. Stephanie ist eine wundervolle Frau, doch solche Mädchen findet man leider nur sehr
Weitere Kostenlose Bücher