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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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vergeblich, sich daran festzuklammern, und wurde von einem Strudel erfaßt und mitgerissen.
    Yurkas hatte Mühe, sein Erstaunen zu verbergen.
    »Das kann unmöglich ein einzelner Shrouk getan haben. Selbst sie besitzen nicht die Kräfte, einem Rochen derart zuzusetzen.«
    »Wir müssen weiter, bevor sie uns einholen«, mahnte Ioban. »Es gibt keine andere Erklärung, als daß die Wolke aus giftigen Gasen besteht. Dagegen kann niemand ankämpfen.«
    Die Jäger nickten. Sie hatten ihre Waffen wieder weggesteckt und richteten ihre Aufmerksamkeit auf den schwieriger werdenden Pfad.
    Endlich erreichten sie die ersten Crusen. Hier unten gab es noch keine Hütten, aber sie kamen nun schneller voran, weil sie ein Boot vorfanden. Ein straff gespanntes Seil diente dazu, es gegen die Strömung in die Höhe zu ziehen.
    Ioban hatte an tückischen Stellen des Riffs ähnliche Vorrichtungen anbringen lassen. »Fähren« nannte er sie, weil in seiner Heimat Ayland selbst reißende Flüsse mit Hilfe straff gespannter Seile überquert werden konnten.
    Knapp hundert Mannslängen galt es zu überwinden. Von oben sahen die treibenden Dunstschwaden noch wie wirklicher Nebel aus, der gelegentlich durch das Riff strich. Nur stieg er zunehmend an den Hängen empor und breitete sich gegen die Strömung aus.
    Einige Fallensteller hatten bereits beobachtet, daß Ungewöhnliches geschah. Sie zeigten sich entsetzt, als sie von den Shrouks erfuhren.
    »Sollen wir gegen sie kämpfen?«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Ioban zögernd. »Selbst wenn wir sie heute besiegen, werden doch immer mehr von ihnen kommen. Sie müssen einen Grund dafür haben, daß sie im Riff auftauchen.«
    Mittlerweile hatten sich rund fünfzig Riffbewohner versammelt, unter ihnen auch Frauen und Kinder, die mit den Waffen nicht minder gut umzugehen verstanden als die Jäger. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde vom Überfall der Shrouks.
    »Das Riff gehört uns. Wenn wir nicht kämpfen, werden sie uns vertreiben.«
    »Wozu haben wir die Fallen gegen ungebetene Eindringlinge errichtet? Du hattest recht, Ioban, als du sagtest, eines Tages würden wir unsere Zuflucht verteidigen müssen.«
    »Aber dabei dachte ich nicht an die Horden der Dämonen.« Der alte Mann deutete in die Tiefe, wo die Nebelschwaden bereits die ersten Grusen erreicht hatten und diese einhüllten. »Seht sie euch an, seht genau hin. Es müssen dreißig sein oder mehr. Mitunter ist es klüger, vor einer Gefahr zu fliehen, als darin umzukommen. Noch wissen wir nicht einmal, was sie im Schilde führen.«
    »Wir werden es kaum erfahren, wenn wir uns unter Steinen verbergen.«
    Ein heiserer Aufschrei ließ alle verstummen. Von der anderen Seite her näherte sich ein Trupp von Jägern und Fallenstellern. Entweder hatten sie den Nebel und die darin lauernde Gefahr noch nicht bemerkt, oder sie waren wahnwitzig genug, offen anzugreifen.
    »Wir sollten ihnen beistehen«, rief jemand.
    Ioban versuchte, ihn zurückzuhalten.
    »Das ist Wahnsinn, glaube mir…«
    Aber der Mann schüttelte seine Hand ab und blickte herausfordernd in die Runde.
    »Wir alle haben geschworen, unsere Heimat zu verteidigen.«
    Einige Riffbewohner flohen bereits in höhere Regionen, wo die Crusen dichter beieinander standen und wo es zwischen den Felsen unzählige Verstecke gab. Die anderen schienen unschlüssig.
    Ioban mußte an den verendeten Rochen denken. Er war überzeugt, daß jedem Angreifer ein ähnliches Schicksal bevorstand.
    »Lieber ganz von vorne anfangen und alles neu aufbauen müssen, als nicht mehr dazu in der Lage sein«, sagte ein Jäger. Der alte Ay nickte beipflichtend.
    Unheimliche Schreie hallten durch das Riff, Schreie, wie sie noch nie jemand vernommen hatte. Niemand konnte sich eines Schauders erwehren.
    Zum Teil bestanden die Riffe aus porösem Vulkangestein, in dem sich große, durch eine Vielzahl von Gängen miteinander verbundene Höhlen gebildet hatten. Meist wurden diese möglichen Zufluchtsstätten von Rochen oder anderen kaum minder gefährlichen Tierarten bewohnt, einige aber hatte Ioban schon vor langer Zeit säubern und verschließen lassen. Damals hatte er blutige Machtkämpfe zwischen den im Riff Gestrandeten verhindert, indem er ihnen eine Aufgabe stellte; nun erwies es sich, daß seine Überlegungen auch in zweiter Hinsicht richtig gewesen waren. Vielleicht, gestand Ioban sich ein, hatte er wirklich die Zukunft vorausgesehen.
    Waffenklirren schreckte ihn auf – die ersten Jäger waren mit den

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