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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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und hinabzublicken in das Nichts jenseitiger Existenz. Yurkas erinnerte sich daran, daß der weise Mann oft von solch unverständlichen Dingen gesprochen hatte. Nun begann er erstmals zu verstehen, daß die Wirklichkeit mehr Geheimnisse kannte, als ein einfacher Krieger je verstehen würde.
    Flüchtiger Feuerschein auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht ließ ihn schlagartig alles andere vergessen. Dies war das verabredete Zeichen.
    »Wir greifen erneut an!«
    Der Felsen schien sie förmlich auszuspeien – Wesen, die für ein gemeinsames Ziel kämpften, so verschieden ihr Äußeres und ihre Herkunft auch sein mochten. Nie waren sie einander so einig gewesen.
    Spieße bohrten sich in den Nebel, von kräftigen Armen geschleudert und von wütenden Flüchen begleitet.
    »Haltet auf die Giftwolke!« schrie Yurkas, um den aufbrandenden Lärm zu übertönen. Wie ein Schatten huschte er einen flachen Abhang hinunter. Geröll brach unter seinen Füßen aus und polterte in die Tiefe. Er achtete nicht darauf. Wenn er stürzte, würde die Schwere Luft ihn tragen.
    Nur Augenblicke später hatte er den steil abfallenden Rand des Felsens erreicht. Wenige Mannslängen unter ihm brodelten die Ausläufer der Giftwolke. Yurkas fühlte den von ihr ausgehenden Todeshauch. Es stank nach Schwefel und Pestilenz.
    Benommen griff er nach einem der beiden schweren, dreigezackten Spieße, die er sich auf den Rücken gebunden hatte, und schleuderte ihn weit ausholend in die Tiefe. Flüchtig war ihm, als würde aus der Wolke heraus ein düsterer Arm den Spieß ablenken.
    Ein dumpfes Knurren ließ Yurkas herumwirbeln. Keine fünf Schritte hinter ihm stand ein Shrouk, das ohnehin kaum menschliche Gesicht zur grinsenden Fratze verzerrt. Geifer troff aus dem aufgerissenen Maul, dessen Reißzähne faulig wirkten.
    Eine riesige, mit eisernen Dornen versehene Keule zuckte auf den Jäger herab. Im letzten Moment wich Yurkas dem mörderischen Hieb aus. Sein eigener Schwung riß den Shrouk nach vorne.
    Yurkas wußte, daß ihm nur sehr wenig Zeit blieb. Einem unüberlegt und viel zu hastig geschleuderten Korallenast wich der Shrouk aus. Offensichtlich bereitete es ihm Vergnügen, seinen Gegner in die Enge zu treiben.
    Yurkas zerrte den zweiten Spieß von seiner Schulter, dessen Schaft lang genug war, um ihm den Angreifer vom Leib zu halten. Einen wuchtigen Keulenhieb vermochte er nicht vollständig zu parieren, und der jäh seine Schulter durchzuckende heftige Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen.
    Triumphierend wirbelte der Shrouk die Keule abermals herum… Blindlings und mit aller Kraft stieß Yurkas zu. Ein gellender Aufschrei beantwortete seinen Ausfall, während der Shrouk die Keule fallen ließ und mit beiden Händen den Spieß packte. Noch immer steckte genug von jener ungebändigten Wildheit in ihm, um einen Gegner zu besiegen. Yurkas, der den Schaft fest umklammert hielt, wurde zur Seite geschleudert.
    Der Shrouk begann zu toben, spätestens sein Schreien mußte die anderen anlocken. Schon schlug Yurkas mit dem Schwert zu. Er war selbst wie von Sinnen.
    Zitternd und schweißüberströmt brachte er den Spieß wieder an sich, dessen Schaft zersplittert war. Weitere Shrouks schwebten auf dem Nebel heran. Noch waren sie weit genug entfernt, daß der Jäger es sich erlauben durfte, stehenzubleiben und die kühle Luft in seine brennenden Lungen strömen zu lassen. Aber die häßlichen Kreaturen kamen schnell näher.
    Kräftig stieß Yurkas sich ab. Die Schwere Luft trug ihn einem dicken Seil entgegen, das von einem Felsvorsprung herabhing. Die Shrouks waren mittlerweile bis auf zehn Schritte herangekommen. Mit einem Fluch auf den Lippen schleuderte er ihnen den abgebrochenen Spieß entgegen. Daß sie ihn verfolgten, war beabsichtigt, keineswegs aber, daß sie ihm so nahe kamen. Yurkas war gezwungen, um sein Leben zu klettern. Der Hanf riß ihm die Haut in Fetzen von den Händen, er spürte nicht, daß es warm über seine Arme rann.
    Der Nebel unter ihm verschluckte alles. Vonirgendwoher erklang verzerrtes Rufen, Yurkas konnte die Richtung nicht feststellen. Wahrscheinlich befanden sich auch andere Jäger in Schwierigkeiten. Aber sie mußten es durchstehen, denn das war keine Auseinandersetzung mit Plünderern. Es ging um mehr – für die Riffbewohner vermutlich um den Erhalt ihrer Zuflucht.
    Yurkas blickte in geifernde Fratzen. Kalter, blanker Stahl reckte sich ihm wie etwas Lebendiges entgegen.
    Endlich bekam er den überhängenden Fels zu

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