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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Shrouks zusammengeprallt. Das Geschehen ließ manchen innehalten, aber der Weise drängte weiter. Nur hin und wieder blieb er stehen und warf einen flüchtigen Blick zurück. Zögernd lösten die Nebel sich auf; allein die Giftwolke hatte Bestand, und sie trieb weiter dicht über dem Boden in die Richtung, in der die Schlucht sich zum eigentlichen Riff hin öffnete.
    Erschreckend schnell war es wieder ruhiger geworden. Ioban sah die Überlebenden des ersten Angriffs vor den nachsetzenden Shrouks fliehen. Sie kamen nicht weit. Einer nach dem anderen wurde von den Horden des Bösen eingeholt und niedergemacht.
    Zehn tapfere Männer, und keiner von ihnen würde davonkommen. Wofür waren sie gestorben?
    Erschüttert wandte Ioban sich ab. Den Lebenden galt es beizustehen, nicht den Toten. Er fühlte Yurkas’ Blick auf sich ruhen, und als er aufsah, nickte der Jäger ihm ermutigend zu.
    Wann endlich würde eine mächtige Hand das Böse von dieser Welt hinwegfegen?
    In jäh aufwallendem Zorn ballte Ioban die Fäuste und reckte sie empor.
    »Ihr Götter«, schrie er in die Düsternis der Schattenzone hinaus, »wo seid ihr, wenn eure Kinder leiden? Steigt herab von euren Gipfeln und steht uns bei in diesem Kampf.«
    Nur ein verzerrtes Echo antwortete ihm. Vergebens wartete er darauf, die Stimmen derer zu hören, die er anrief.
    »Komm«, sagte Yurkas. »Es wird Zeit.«
    Aber Ioban schüttelte sich unwillig:
    »God, Erain, Lavoux, Quyl, Goolux, Orphal – steigt endlich herab zu uns und zeigt, daß ihr es wert seid, angerufen zu werden…«
    »Du forderst die Götter heraus«, erschrak Yurkas. »Sie werden dich vernichten, wenn du nicht sofort schweigst.«
    Ioban lachte nur.
    Er mußte an das blendende Licht denken und an das, was die Stimme gesagt hatte:
    Der Tag deiner Bewährung ist nahe.
    Konnten die Götter ihm zürnen, wenn es wirklich das Kometentier des Lichtboten gewesen war? Lachend ging der Alte auf den engen Höhleneingang zu, der sich vor ihm öffnete, und in dem viele Zuflucht gefunden hatten.
*
    Zu fühlen, wie nahe das Böse war, und nichts dagegen tun zu können, war schlimmer noch als die Ungewißheit. Irgendwo im Hintergrund der Höhle weinte ein Kind.
    Ioban hoffte, die Laute würden nicht nach außen dringen, denn nur dann konnten die Shrouks den Zugang entdecken, der gut verborgen hinter der Schale einer abgestorbenen Cruse lag.
    Allmählich wurde das Atmen zur Qual. Die Luft war warm und stickig und durchsetzt von den Ausdünstungen schwitzender Körper.
    Schaurig schrille Laute hallten durch das Riff. Einmal zogen Schatten in unmittelbarer Nähe vorüber, und Nebelschwaden krochen über den Fels, als wären sie von eigenem Leben beseelt.
    »Ich muß wissen, was draußen vorgeht«, sagte Yurkas.
    Er hielt es nicht mehr aus. Lautlos verschwand er, ehe Ioban ihn daran hindern konnte.
    Aber schon kurze Zeit später kehrte er zurück, bleich, schweißüberströmt und am ganzen Körper zitternd. Das Schwert in seiner Rechten war blutig.
    Hinter ihm wurde ein Stöhnen laut. Metall klirrte gegen Stein.
    Yurkas stürzte, wälzte sich aber sofort auf den Rücken und zog die Beine an.
    »Verschwindet!« keuchte er. »Zur Seite.«
    Ein Shrouk taumelte durch den Höhleneingang, eine schwere, zweischneidige Streitaxt schwingend. Tierisches Knurren drang aus seinem aufgerissenen Rachen, die Axt zuckte blitzend hoch.
    Yurkas blieb keine Zeit, um wieder auf die Beine zu kommen. Blindlings stieß er sein Schwert von sich, und ein heftiger Ruck ließ das Heft seinen schweißnassen Fingern entgleiten.
    Das Fauchen brach ab. In jähem Erstaunen riß Yurkas die Augen auf. Der Shrouk, der ihn verfolgt hatte, schwankte. Polternd fiel die Axt zu Boden, während seine Hände sich um das Schwert des Jägers verkrampften. Viele Wunden verunstalteten seinen Körper, und jede davon mochte tödlich sein, dennoch schaffte er es, die Klinge hochzuwirbeln.
    Yurkas stand wie gelähmt, unfähig, abwehrend auch nur die Hand zu heben; was immer er draußen gesehen hatte, es mochte schrecklich gewesen sein. Ioban mußte den Dämonenkrieger mit dessen eigener Axt fällen, um dem Jäger das Leben zu retten.
    »Du Narr!« zischte er. »Du wirst uns alle ans Messer liefern.«
    Aber Yurkas schüttelte heftig den Kopf. Er war den Shrouks gefolgt und dabei von ihnen entdeckt worden. Zwei seiner Verfolger hatte er niederstrecken können, nur waren diese Kreaturen zäher als ein Rochen.
    »Wir sind gezwungen zu kämpfen«, sagte er.
    »Du weißt

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