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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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durch den Nebel«, fügte Osrik hinzu.
Er klang nervös.
»Welchen Nebel?« Andrej sah in die Richtung, in die der Bug
der Fenrir wies. Der Tag war so trüb und deprimierend wie der
vorherige. Von der Sonne war nicht mehr als ein verwaschener
gelber Fleck am Himmel zu sehen, und das Meer schien sich
irgendwo auf halbem Wege zum Horizont in grauer Entfernung
aufzulösen, aber von Nebel war weit und breit nichts zu sehen.
»Er wird kommen, keine Angst.« Urd gesellte sich zu ihnen.
Sie sah übernächtigt aus, dabei war sie lange vor Andrej
eingeschlafen … aber wieder einmal verschwunden gewesen,
als er erwachte. »Sobald es wieder dunkel wird.« Ihr Blick
suchte einen Moment lang den Himmel ab. »Aber wenigstens
bekommen wir keine Wolken. Die Nacht bleibt klar.«
Auch Abu Dun legte den Kopf in den Nacken, um in den
Himmel zu sehen, und machte dann ein ratloses Gesicht. So
fühlte sich auch Andrej.
»Das ist in diesem Teil des Meeres immer so«, erklärte Urd.
Nach einem halben Atemzug verbesserte sie sich. »Fast immer.«
»Aber deshalb sind wir nicht hier.« Osrik schenkte Urd ein
entschuldigendes Lächeln, wurde dafür aber umso ernster, als er
sich wieder an Andrej wandte. »Wir erreichen bald die Gewässer, in denen wir auf das Nagelfahr treffen könnten.«
»Das ist nicht gesagt«, mischte sich Urd ein, laut, aber ohne
Osrik dabei direkt anzusehen. »Viele Schiffe haben diesen Teil
des Meeres befahren, ohne das Nagelfahr auch nur zu Gesicht
bekommen zu haben. Manche behaupten sogar, dass es gar nicht
existiert.«
»Es existiert, verlass dich darauf«, sagte Thure. »Ich habe es
mit eigenen Augen gesehen. Und diese beiden da –« Er deutete
auf Andrej und Abu Dun. »– auch.«
Osriks Blick wurde fragend, und Andrej musste an den monströsen Schatten denken, der im Nebel an ihnen vorübergeglitten
war. Er hätte gerne etwas anderes getan, aber schließlich nickte
er widerwillig.
»Und du bist sicher, dass es tatsächlich das Nagelfahr gewesen
ist?«, fragte Urd.
»Nein«, gestand Andrej. »Es war … Etwas. Ich weiß nicht
was, aber es war unheimlich.«
»Dann kann es alles Mögliche gewesen sein«, sagte Urd mit
einem zufrieden wirkenden Nicken. »Ihr kennt euch in diesem
Teil des Ozeans nicht aus, das hast du selbst gesagt. Auch das
Meeresleuchten hat euch Angst gemacht.«
Abu Dun machte ein Gesicht, wie um sofort energisch zu
protestieren, doch Osrik erstickte den beginnenden Streit im
Keim. »Wir werden die Flotte aufteilen. Ich fahre mit meinen
Schiffen ein Stück weit nach Osten und umgehe die Nebelbank,
und ihr solltet dasselbe in westlicher Richtung tun.«
»Und unsere Streitkräfte teilen?«, fragte Thure zweifelnd.
»Hältst du das für klug?«
»Wir hätten die doppelte Kraft, uns zu verteidigen, sollten wir
wirklich auf … irgendetwas stoßen«, pflichtete ihm Abu Dun
bei. Das unmerkliche Zögern in seinen Worten schien Osrik
ebenso wenig zu gefallen wie Andrej, aber nach einem kurzen
Moment, in dem er angestrengt nachgedacht hatte, schüttelte er
dennoch den Kopf. »Und die doppelte Aussicht, dass wenigstens
die Hälfte von uns die Küste Isengards erreicht. Wir brechen
sofort auf, aber wir werden länger brauchen als der Rest der
Flotte, weil wir eine größere Strecke zurücklegen müssen. Nutzt
diese Zeit und gönnt den Männern an den Rudern eine Stunde
Pause. Sie werden ihre Kräfte noch dringend brauchen.«
»Ich will mich nicht einmischen«, mischte sich Abu Dun ein,
»aber Andrej und ich haben schon in vielen Schlachten gekämpft, großen und kleinen.«
»Wie wir alle«, sagte Osrik.
»Das bezweifle ich nicht«, antwortete Abu Dun. »Aber habt
ihr je gegen einen Feind wie diesen gekämpft?«
Osrik sah ihn einen Moment lang abschätzend an. »Einen, den
es gar nicht gibt?«, fragte er dann mit einem amüsierten Seitenblick auf Urd, den sie mit einem wütenden quittierte.
» Wenn es ihn gibt, und er tatsächlich so übermächtig ist, wie
Thure annimmt«, fuhr der Nubier unbeeindruckt fort, »dann ist
es vielleicht nicht klug, unsere Kräfte aufzuteilen.«
»Wenn es wirklich das Nagelfahr ist«, erwiderte Osrik ruhig,
»kann kein Schwert und keine Waffe dieser Welt etwas ausrichten, sollten wir darauf stoßen.«
»Umso wichtiger wäre es, ihm mit möglichst vielen Schiffen
zu begegnen«, beharrte Abu Dun.
Diesmal sah Osrik ihn länger an und mit verändertem Ausdruck. »Du meinst, damit wenigstens einige von uns übrig
bleiben und entkommen können,

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