Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
und anfängt herumzubrüllen, dann spannt sich auch bei den anderen Anwesenden im Raum die Stimmung an. Herrscht jedoch in einer Gruppe eine Stimmung grundsätzlicher Sympathie und gegenseitigen Respekts, dann gehen die Menschen friedlicher, harmonischer miteinander um. »Die innere Verfassung überragt alles andere«, sagt der Dalai Lama. »Wenn Ihr Inneres von Liebe, Herzlichkeit und Güte erfüllt ist, wird es leichter für Sie sein, äußere Probleme zu akzeptieren und ihnen gegenüberzutreten.«
Ich kann dieses einfache karmische Gesetz immer bestens in meiner Partnerschaft beobachten. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag abgespannt und müde nach Hause komme, habe ich manchmal wirklich keine Lust, mit meinem Mann oder den beiden Söhnen sofort fröhlich Konversation zu betreiben. Früher habe ich dann einfach mürrisch geschwiegen oder einsilbige Antworten gegeben – mit dem Resultat, dass sich die Stimmung in der ganzen Familie verdüsterte.
Heute ziehe ich mich für fünf Minuten in mein Zimmer zurück. Sobald ich das Gefühl habe, dass ich wieder halbwegs bei mir bin, wage ich mich ins Familiengetümmel – mit viel besserer Laune, die sich auch auf die anderen Familienmitglieder niederschlägt. Um gut zu anderen zu sein, muss man zuallererst gut zu sich sein.
Alles Tun hat Konsequenzen
Alles was wir tun, hat eine Wirkung auf andere Menschen oder die Welt im Ganzen. Unsere Worte, Gefühle und Handlungen lösen in anderen etwas aus, sie haben einen Effekt. Auch das ist Karma.
Wenn Sie Ihrem Partner sagen: »Hör auf, mich anzulügen«, wird er das vielleicht für eine Unterstellung halten und zornig werden. Oder er wird traurig sein, weil er sich zu Unrecht verdächtigt fühlt. Oder erleichtert, weil Sie ihn endlich darauf angesprochen haben. Das Gleiche ist auch umgekehrt der Fall: Wenn jemand etwas zu Ihnen sagt, wird das immer etwas bei Ihnen bewirken. Sie werden sich glücklich oder niedergeschlagen fühlen, wütend oder besorgt sein, werden über das Gesagte nachdenken und darauf reagieren, was wiederum etwas in Ihrem Gegenüber hervorruft.
Man sieht schnell: Um sich richtig zu verstehen, ist volle Aufmerksamkeit gefordert.
Die meisten unserer Handlungen haben ebenfalls Konsequenzen für andere Menschen oder andere Lebewesen oder die Welt als Ganzes. Wenn wir mit dem Auto fahren, tragen wir dazu bei, dass das Öl weniger und teurer wird, sich der Ausstoß von Schadstoffen erhöht, es zu Staus oder Unfällen kommt. Wenn wir jeden Tag Thunfisch essen, trägt das dazu bei, dass die Fischart vielleicht irgendwann ausstirbt, das biologische Gleichgewicht gestört wird.
Es geht hier nicht um eine Bewertung im Sinne von »Es ist schlecht, wenn wir mit dem Auto fahren oder Fisch essen«. Wir sollten uns nur dem Gedanken öffnen, dass alles, was wir tun, Folgen nach sich zieht. Welche Folgen das sind, lässt sich oftmals nur schwer oder unzureichend bestimmen, weil unser Tun vielleicht Menschen in einem weit entfernten Land oder die Menschheit als Ganzes erst in der Zukunft betrifft. Die Auswirkungen unseres Handelns sind nicht sofort und unmittelbar offensichtlich.
Das Prinzip von Ursache und Wirkung
Selbst in einer Partnerschaft, wo in der Regel nur zwei Menschen beteiligt sind, lässt sich häufig nur schwer ausmachen, welches unserer Worte genau den anderen verletzt hat, welche unserer Handlungen dieses oder jenes Gefühl auslöste. Hat es damit zu tun, was wir gesagt haben oder wie wir es gesagt haben? Hat unser Gesichtsausdruck oder unsere Gestik eine falsche Fährte gelegt?
Wir können nicht wissen, wie eine Botschaft beim Empfänger ankommt. Wie Verletzungen in der Seele eines anderen nachwirken. Ob wir mit unbedachten Äußerungen vielleicht den Keim für das Ende der Liebe quasi einpflanzen. Wenn wir mehr Bewusstsein über diese Zusammenhänge entwickeln wollen, müssen wir lernen, viel genauer hinzuschauen und sehr aufmerksam mit dem anderen umzugehen.
Taten, Worte und Gedanken formen unsere Welt. Deshalb sollten wir uns vor falschen Gedanken hüten, die uns möglicherweise dazu verleiten, Dinge zu sagen, die uns oder anderen Schaden zufügen. Wir müssen uns in jedem Moment unseres Lebens darüber bewusst sein, dass wir permanent das säen, was wir später einmal ernten werden.
Vielleicht ist es eine ernüchternde Erkenntnis: Am Anfang des Weges zu mehr Weisheit stehen keine spirituellen oder mystischen Erfahrungen, sind keine Klangschalen und Gebetsteppiche nötig. Einzig und allein
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