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Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Titel: Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Bärbel Köhle
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Mitgefühl kultivierte ich meinen Egoismus.

    Meine Verwirrung zeigte sich auch darin, dass ich gar nicht wusste, was ich von meiner Partnerin eigentlich erwartete. Oder welchen Platz ich in ihrem Leben einnehmen sollte. Hatte ich eine Partnerin gefunden, interessierte ich mich schon für eine andere. Eine diffuse Mischung aus Abenteuerlust und Angst vor dem Alleinsein, Romantik und sexuellen Bedürfnissen trieb mich damals von einer Erfahrung zur nächsten. In diesen Jahren besaß ich auch nur begrenzt Zugang zu meinem inneren Erleben. Ich verstand oft meine eigenen Gefühle nicht und machte mir auch häufig falsche Vorstellungen über das Gefühlsleben meiner Freundin, weil ich das eigene Gefühlschaos auf sie projizierte.

    Diesen Fehler begehen viele, wenn sie sich verlieben: Statt den anderen erst einmal vorsichtig kennenzulernen, machen wir uns ein Bild von ihm. Wir wissen aber noch gar nichts von ihrem oder seinem Charakter und wie sie oder er mit bestimmten Dingen umgeht. Wenn wir uns vorschnell ein Bild vom anderen machen, ist das gefährlich, weil wir uns dann nicht bemühen, diesen Menschen wirklich zu verstehen und uns genau anzuschauen, wie er denkt und sich verhält. Doch der andere ist ein Mensch mit einer eigenen Persönlichkeit und mit individuellen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die sich von unseren unterscheiden. Wir haben alle unsere ganz persönlichen Vorlieben und Abneigungen, unsere Eigenheiten und Eigentümlichkeiten, Stärken und
Schwächen. Irgendwann wird die Wahrheit – meistens wenn die Phase der ersten Verliebtheit zu Ende geht – hinter dem vorgefertigten Bild aufscheinen, und das von uns verklärte Objekt zeigt sein wahres Gesicht. Gefällt uns die Wahrheit dann gut oder besser, ist alles in Ordnung. Doch oftmals wollen wir uns nicht von unseren Vorstellungen trennen. Wir fühlen uns enttäuscht. Wir sind frustriert.
    Im Grunde liegt hier die Chance, noch einmal zu starten und die Beziehung auf eine realistische Basis zu stellen. Aber wir wollen ja am seligen Zustand der Verliebtheit festhalten, nichts soll das große Glück schmälern, deshalb versuchen wir das falsche Bild noch mehr zu festigen. Doch die Kluft zwischen Wunschbild und Wirklichkeit belastet die Beziehung. Und je mehr wir versuchen, unseren Partner zu ändern, damit er unserer Vorstellung ähnlicher wird, desto größer werden die Spannungen. Viele Beziehungen überstehen aus diesem Grund die erste Phase der Verliebtheit nicht. Bevor es überhaupt ernsthaft begonnen hat, kann es schon zu Ende sein.

    Falsche Ideale und der Markt der Möglichkeiten

    Unsere Kultur fördert dieses Verhalten: TV-Serien und Zeitschriften präsentieren Idealbilder, denen kaum einer genügt. Sie sind randvoll mit Liebesgeschichten und Leidenschaften anderer Menschen. Genau wie die Werbung unsere Emotionen auf materielle Güter lenkt und uns suggeriert, dass wir durch Konsum zu glücklicheren Menschen werden, macht uns die Populärkultur glauben,
dass häufig wechselnde Liebschaften uns die Erfüllung bringen und dass wir nur lange genug suchen müssen, bis wir den Richtigen oder die Richtige finden. Klappt es mit dem einen Partner nicht, nimmt man einfach den nächsten. Oder man will heute mit jemandem zusammen sein, morgen dann wieder für eine Weile als glücklicher Single leben. Ohne Liebeschaos gäbe es weder Literatur noch Kino oder Pop-Songs.
    Wir suchen intensive Gefühle, wollen alles Mögliche ausprobieren. Die Erfahrungen, die wir auf diesem Weg sammeln, sind wertvoll, aber nur dann, wenn wir es nicht dabei belassen, einfach nur Erfahrungen zu machen. Wir müssen lernen, die Erfahrungen einzuordnen, sie genau zu analysieren, damit sie uns helfen, uns in die richtige Richtung weiterzuentwickeln und auf diesem Weg die anderen vier Hauptfehler zu überwinden.
    Hauptfehler Nummer zwei: Gier und Geiz
    Je jünger wir sind, desto stärker ist unser Wollen ausgeprägt. Wenn man Kinder beobachtet, wird einem klar, wie stark Wünsche sein können. »Ich will diese Puppe (oder das Spielzeugauto) haben!« Und zwar unbedingt und auf der Stelle. Kinder weinen und schreien, wenn sie nicht bekommen, was sie sich wünschen. Etwas nicht zu kriegen, das man unbedingt haben will, scheint für ein Kind ein großer Schmerz zu sein. Umgekehrt ist die Freude groß, wenn der Wunsch in Erfüllung geht. Aber nicht für lange. Schon bald kommt ein neues Objekt der Begierde.
Im Prinzip ändert sich an diesem Verhalten im Laufe des Lebens wenig. Auch als

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