Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
uns Gedanken über die Beziehung machen. Gerade wenn man sich glücklich fühlt
und alles so ist, wie man es sich vorstellt, sollte man wachsam sein. Denn wir neigen dazu, alles quasi auf Autopilot zu stellen, wenn die Partnerschaft harmonisch ist. Wir lassen alles so laufen, wie es ist. Wir wiederholen uns, wir erschöpfen uns in Ritualen, versuchen immer wieder die gleiche Routine zu leben. Auf diese Weise wollen wir das einmal gefundene Glück festhalten. Keine Veränderung soll unser Wohlbefinden stören. Viele Menschen haben regelrecht Angst vor Veränderung, weil sie diese als Gefahr ansehen. Doch das ist der sicherste Weg, erst in die Alltagsmonotonie und Langeweile und dann in die Krise zu steuern.
Partnerschaft ist etwas Lebendiges. Wie alles Lebendige braucht sie Entwicklung, Raum, Zuwendung, Engagement. Bequemlichkeit und falsche Zufriedenheit höhlen eine Beziehung von innen her aus. Natürlich ist es ein verständlicher Wunsch, festhalten zu wollen, was einen glücklich macht. Warum sollte man loslassen, wenn man endlich gefunden hat, wonach man suchte? Doch wir können die Zeit nicht anhalten und nicht davon ausgehen, dass alles so bleibt, wie es ist.
Fehlerhaftes Verhalten in Beziehungen hat meist etwas mit Unwissenheit zu tun. Denn wenn man jung ist und am Anfang seiner ersten Beziehung steht, hat man von vielen Dingen schlicht und einfach keine Ahnung. Und das gilt auch für die Liebe.
Mentalübung: Die Einzigartigkeit des anderen erkennen
Immer wieder gibt es Momente, in denen uns andere Menschen attraktiver vorkommen als der eigene Partner: vielleicht weil sie erfolgreicher, zuverlässiger, sportlicher, ordentlicher… sind.
Der Vergleich mit anderen, sagt der Dalai Lama, wertet den Partner ab. Konzentrieren Sie sich deshalb einen ganzen Tag lang einmal nur darauf, das Besondere in Ihrem Partner zu erkennen: das, was seine Persönlichkeit ausmacht, warum er einzigartig ist. Wie lacht er? Wie deckt er den Tisch? Welche Gesten sind für ihn typisch? Ganz banale Tätigkeiten lassen einen Menschen zu dem werden, was er ist: etwas ganz Besonderes.
Raus aus der Fehler-Falle!
»Wir leben nicht, um zu glauben, sondern, um zu lernen«, sagt der Dalai Lama. Lernen lässt sich auch aus Fehlern, die man in der Liebe macht. Es sind vor allem fünf Fehler, die dabei begangen werden und die wir näher vorstellen wollen. Wenn es gelingt, sie zu erkennen, und wenn wir daran arbeiten, sie zu vermeiden, sind wir auf dem besten Weg, glückliche Menschen zu werden, die sich auch mit vollem Herzen auf Beziehungen einlassen können.
Hauptfehler Nummer eins: Unwissenheit und Verwirrung
Unwissenheit hat viele Gesichter und viele Namen – Gleichgültigkeit, fehlende Weitsicht, Unerfahrenheit, Bildungslosigkeit, Unkenntnis. Für Buddhisten verbirgt sich dahinter vor allem die grundlegende Fehleinschätzung, dass man die unterschiedlichen Erfahrungen des Körpers und des Geistes für wirklich hält. Wir halten unsere Sinneswahrnehmungen für real. Wir sind überzeugt davon, dass unsere Gedanken richtig sind. Wir glauben, dass unsere Gefühle unveränderbar sind. Wir halten vergängliche Phänomene für ewigwährend. Die wechselnden Gefühlsregungen und Stimmungen, Launen und Neigungen – seien es die eigenen oder die des Partners –
werden als absolute Wirklichkeit gesehen, als unveränderbar, als unbeeinflussbar, als Wahrheit. Darin zeigt sich: Wir besitzen kein Verständnis unseres Gefühlslebens. Wir begreifen nicht, was in unserem Inneren vor sich geht.
Denn das, was wir als unveränderlich erleben, lässt sich am ehesten mit Wolken vergleichen, die über einen unbewegten Himmel ziehen. Gerade sind wir aufgeregt, weil wir auf den Partner warten; zehn Minuten später ärgern wir uns, weil er zu spät kommt; und kurz darauf lachen wir, als er dann endlich mit einem großen Geschenk eintrifft. Doch es ist nicht nur die fehlende Einsicht in die Natur unserer Emotionen. Wir neigen oft auch dazu, das Leben an sich falsch einzuschätzen. Und ebenso die Menschen, die uns begegnen.
Stefan Rieß
Als ich Mitte zwanzig war, hatte ich überhaupt keine klare Vorstellung von meinem zukünftigen Leben, kein Bild als verantwortungsvoller Familienvater oder Partner, keine klare Vorstellung, worauf es im Leben wirklich ankommt. Materielle Dinge waren mir wichtig, der äußere Rahmen zählte mehr als die inneren Werte. Mir ging es darum, meine Bedürfnisse zu befriedigen und meine Launen auszuleben. Statt Empathie und
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