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Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Titel: Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Bärbel Köhle
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Interesse zuzuhören«, sagt Schmid-Bode. Das gilt auch für den Partner.

    Verständnis statt Überheblichkeit

    All das sind potenzielle Streitpunkte, aber sie müssen es nicht sein, wenn wir lernen, Verschiedenheit als Bereicherung des Lebens zu verstehen. Das kann im ersten Moment verunsichernd sein. Sobald wir uns aber den unterschiedlichen Vorgehensweisen unserer Mitmenschen öffnen, geben wir uns die Möglichkeit zu Weiterentwicklung und innerem Wachstum. Entscheidend ist, zu akzeptieren und sich stets bewusst zu sein, dass jeder Mensch anders ist, dass aber alle Menschen den gleichen Wert besitzen und die gleiche Berechtigung haben, so zu handeln, wie sie das tun.
    Vielen fällt es nicht leicht, andere Meinungen, Haltungen und Einstellungen zu akzeptieren. Aber um es noch einmal zu betonen: Jeder individuelle Weg hat seine Berechtigung und kann Quelle des Glücks sein. Ein höheres Einkommen, die bessere Bildung, die Herkunft aus einer gut situierten Familie – das macht uns nicht unbedingt zu besseren Menschen. Es kommt auf unsere Persönlichkeit an. In der Regel neigen wir alle dazu, uns von unserer besten Seite zu präsentieren, um Eindruck zu schinden. Und dazu stellen wir die oben genannten Äußerlichkeiten
in den Vordergrund: Wir sprechen von unserem tollen Job, was wir uns alles leisten können, wie schlau unsere Kinder sind. Wir versuchen, besser zu sein als andere, schließlich ist Wettbewerb in unserer Gesellschaft erwünscht und gefordert. Dennoch sollten wir uns immer darüber im Klaren sein, dass wir in unserem innersten Kern alle gleich sind. Die Vorstellung, besser zu sein, es besser zu wissen, etwas besser zu können als andere, führt zu Voreingenommenheit und Überheblichkeit und verhindert Verständnis für andere Menschen – auch für den eigenen Partner.

    Exkurs: Selbstwertgefühl – die positive Seite des Stolzes

    »Im täglichen Leben sind 99 Prozent unserer Gedanken egozentrisch«, schreibt Flavia Mazelin Salvi in ihrem Buch Zen und die Kunst, zu zweit zu leben . Ständig stellen wir uns Fragen wie: »Wie sieht mich der Partner?« »Liebt er mich noch?« »Warum behandelt er mich so schlecht?« Dabei stellen wir unsere eigenen Gefühle in den Mittelpunkt der Überlegungen. Wie der Partner in diesem Moment empfindet, ist uns oftmals herzlich egal. Das ist die eine Seite der Medaille.
    Die zweite Seite: In jeder Beziehung ist es auch wichtig, bei sich selbst zu bleiben, authentisch zu sein. Nur wer in der Lage ist, die eigenen Gefühle zu kennen und sie auszudrücken, kann eine gute Partnerschaft führen.
    Was aber, wenn die Liebe uns verletzt? Solche Erfahrungen sind äußerst schmerzhaft. Verlassen oder betrogen
zu werden sind starke Kränkungen des Ichs, sie verletzen unseren Stolz. Wenn der Partner uns verlässt, hintergeht oder unser Vertrauen missbraucht, dann nimmt er etwas von unserer Liebe, unserer Freude, unserem Vertrauen mit. Es bleibt die Frage: »Wie konnte es so weit kommen?« Im Grunde sollten wir die Frage: »Wie konnte er mir das nur antun?«, umkehren und uns fragen: »Wie konnten wir uns selbst das nur antun?« Klingt provozierend, doch hinter der ersten Frage stecken, genau betrachtet, die alten Bekannten Angst und Anhaftung. Ist es tatsächlich gerechtfertigt, vom Partner zu erwarten, dass er alle meine Bedürfnisse erfüllt? Wie kam es eigentlich dazu, dass ich dem Partner so viel Macht über mich eingeräumt habe? Wieso habe ich meine eigenen Bedürfnisse so missachtet, dass ich jetzt das Gefühl habe, ausgebeutet worden zu sein?
    Hinter Wut oder Stolz steckt häufig vor allem eines: ein geringer Selbstwert. Wer davon überzeugt ist, nicht liebenswert, freundlich, schön oder klug genug zu sein, erwartet, dass der Partner ihn vom Gegenteil überzeugt, indem er ihm permanent spiegelt, wie hinreißend und begehrenswert er ihn findet. Aber wie soll ein anderer Mensch Respekt vor uns haben, wenn wir uns diesen Respekt nicht selbst entgegenbringen? Wie kann er freundlich zu uns sein, wenn wir ständig hart mit uns selbst umspringen und uns dauernd selbst ins Gebet nehmen? Wenn wir unter solchen Bedingungen eine Liebesbeziehung eingehen, projizieren wir diese Verhaltensweisen auf unseren Partner. Wir geben ihm die Macht, uns so zu behandeln, wie wir es normalerweise selbst tun, wir erlauben
ihm den Status eines Richters über uns. Mit dem Resultat, wie Flavia Mazelin Salvi schreibt: »An den Tagen, an denen der Richter sein Wohlwollen unter Beweis stellt, lächeln

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