Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
wir, und wir weinen an dem Tag, an dem ein strenges Verdikt über uns gefällt wird.« Mit einem Wort: Wir befinden uns in vollkommener Abhängigkeit vom Urteil des Geliebten.
Sich selbst respektieren bedeutet nicht, beständig sein Ego zu streicheln. Sich selbst zu lieben heißt vor allem, authentisch zu sein, zu wissen, wo die eigenen inneren Grenzen sind, eine Vorstellung davon zu haben, ab welchem Punkt wir uns schlecht behandelt fühlen. Dazu gehört, selbstbewusst »Nein« und nicht »Ja, aber« zu sagen. Dann kommt einem auch ein echtes »Ja« besser über die Lippen.
In diesem Zusammenhang lohnt es sich, immer wieder einmal darüber nachzudenken, was man an sich selbst mag und was nicht. Überraschenderweise lehnt man nämlich genau die Dinge an sich selbst ab, die man an anderen auch nicht mag. Und das, was wir an anderen so liebenswert finden, mögen wir auch an uns selbst.
Dies zu erkennen kann zu einem offeneren, großzügigeren Blick auf sich und auf andere führen. »Ein Freund von allem werden«, nennt das der Dalai Lama. Und er sagt: »Indem wir wirklich der anderen Lebewesen gewahr werden und Respekt für sie entwickeln, werden wir selbst viel glücklicher und zufriedener.
Mentalübung: Muster verändern
In uns singt ein ständiger Chor, der uns erzählt, wer wir sind und wer nicht, welche Rolle wir spielen und welche nicht, was bewundernswert an uns ist und was eher ablehnenswert. Die Psychologin Brenda Shoshanna rät deshalb dazu, sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um festzustellen, wer genau man gerade in diesem Moment ist. Im Laufe des Tages nehmen wir ganz unterschiedliche Rollen ein: sind im Büro die resolute Chefin, zu Hause die fürsorgliche Mama. Welche Rolle spielen Sie genau in diesem Moment?
Als Nächstes ergründen Sie, welche Rolle Sie in Ihrer Beziehung spielen und welche Rolle Sie vom Partner erwarten. Versuchen Sie zu erkennen, ob Sie Ihren aktuellen (und auch frühere) Partner deshalb gewählt haben, weil er eine bestimmte Rolle für Sie einnimmt (oder eingenommen hat). Vielleicht besitzt Ihr Partner etwas Väterliches. Vielleicht haben Sie einen Partner, der sich gerne bemuttern lässt. Stellen Sie sich vor, wie es wäre, jemanden zu lieben, der eine ganz andere Rolle spielt: jemand, der sie verwöhnt und Ihnen jeden Wunsch von den Augen abliest (anstatt sich von Ihnen bedienen zu lassen); oder jemand, der eher Kumpel (statt Vaterfigur) ist. Nehmen Sie dabei auch immer wieder den Unterschied zwischen der Person, die Ihr Geliebter ist, und der Rolle, die er spielt, wahr.
Ein kritischer Blick auf die eigene Beziehung
Welcher der fünf Hauptfehler regiert Ihre Beziehung? Haben Sie alle bereits erlebt? Oder ist Ihr Leben weitgehend frei davon? Dann gratulieren wir Ihnen, weil Sie schon einen großen Schritt hin zu einer reifen Persönlichkeit getan haben. Aber im Normalfall sind wir alle nicht frei von diesen Gefühlsregungen. Einige davon sind tief in uns verankert, sind gleichsam Charaktermerkmale. Andere treten hin und wieder auf, sind von unserer Tagesform abhängig. War heute alles ganz klar, so kann schon morgen wieder das Gefühlsleben vollkommen unkontrolliert sein. Hatte man sich heute bei einer Beleidigung noch gut im Griff, reagiert man am nächsten Tag, indem man heftig Kontra gibt.
Unser Empfinden, unsere Wahrnehmung, unser Selbstbewusstsein sind eben nicht ständig gleich, manchmal sind wir empfindlicher, reizbarer oder launischer als zu anderen Zeiten. Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen – und in einer Familie sind es noch mehr Persönlichkeiten –, sind Konflikte allein schon aufgrund dieser unterschiedlichen Stimmungslagen vorprogrammiert.
Jeder von uns trägt jeden Tag seinen höchstpersönlichen Gefühlsmix mit sich herum. Am einen Tag wachen wir auf und sind traurig, haben Zukunftssorgen oder einfach nur schlechte Laune. Unser Partner kann sich in der gleichen Verfassung befinden – oder in einer ganz anderen: froh gestimmt und überschwänglich. Im Laufe des Tages kann sich diese Stimmung verändern oder weiter verfestigen, je nachdem was wir erleben. Sicher ist aber,
dass diese Stimmungen vergehen und dass wir sie beeinflussen und steuern können, wenn wir uns mit ihnen auseinandersetzen. Und dass wir unser Glück in unserer Partnerschaft selbst in die Hand nehmen können, wenn wir zum Beispiel abwarten, bevor wir aus einer Stimmung heraus etwas sagen oder tun und stattdessen einfach für einen Moment etwas Abstand vom Partner
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