Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
folgenden Leitlinien geben eine sehr gute Orientierung, um sich selbst und sein Gegenüber glücklicher zu machen. Die zehn Punkte ergänzen und verstärken sich
gegenseitig. Auch wenn Menschen in einer Partnerschaft im Einzelfall vielleicht etwas ganz Unterschiedliches darunter verstehen oder auf verschiedene Weise damit umgehen werden, lohnt es in kritischen Situationen, sich diese Punkte immer wieder bewusst zu machen. Einen Moment lang innehalten, vom aktuellen Problem oder Bedürfnis zurücktreten und sich ruhig überlegen, was jetzt das richtige Wort oder die richtige Handlung ist: Damit ist schon viel gewonnen.
Erste nützliche Handlung: Schutz gewähren (nicht töten, nichts zerstören)
Ziel jeder Partnerschaft sollte sein, den Liebsten vor möglichem Schaden zu bewahren. Partnerschaften geben Schutz. Indem wir ein Team bilden, helfen wir uns gegenseitig, das Leben besser zu bewältigen. Das Tötungsverbot ist dabei durchaus buchstäblich zu verstehen (für strenge Buddhisten widerspricht auch eine Abtreibung diesem Gebot), aber ebenso in übertragener Hinsicht. Ein falsches Wort, ein unüberlegter Seitensprung kann eine Beziehung zerstören.
Natürlich kann es in einer sehr zugespitzten Situation passieren, dass der Partner grob angesprochen oder zurückgestoßen wird. Das darf jedoch nur in Ausnahmefällen geschehen, und man sollte sich dafür ziemlich schnell entschuldigen. Liebespartner sollten einander immer als Menschen in ihrer ganzen Ausprägung achten, also auch mit den Seiten, die einem vielleicht nicht so gefallen.
Stefan Rieß
Früher habe ich tatsächlich oft nur an mich und wenig an die Bedürfnisse der anderen gedacht. Die Aussicht auf eine schöne Urlaubsreise war für mich zum Beispiel wichtiger als der Schmerz, den meine frühere Freundin empfand, als sie deswegen ihre Tochter bei ihren Großeltern unterbrachte. Früher wollte ich mir meine Stärke beweisen, indem ich versuchte, andere Menschen von der Richtigkeit meiner Meinung zu überzeugen. Heute macht es mir nichts aus, wenn ich mit meinen Argumenten unterliege. Es ist schlicht und einfach nicht wichtig. Machtkämpfe mit dem Partner möchte ich heute nicht mehr führen. Gewalt in jeder Form, sei es verbal oder körperlich, hat in einer Beziehung nichts zu suchen. Dem anderen drohen oder ihn einschüchtern, ihn kontrollieren oder maßregeln, das muss auf jeden Fall vermieden werden.
Meine Frau und ich achten beide darauf, dass es dem anderen gut geht, wir sorgen füreinander. Wir kümmern uns um den anderen, wenn er ein Problem hat oder wenn es ihm körperlich schlecht geht. Das ist selbstverständlich. Doch wir versuchen auch, uns hineinzufühlen, was der andere braucht, wie wir ihm das Leben einfacher machen können. Wir versuchen uns gegenseitig Raum zu geben, um uns weiterentwickeln
zu können. Wir versuchen einander Halt zu geben. Und wir versuchen uns ganz einfach über Dinge, die uns beschäftigen, gegenseitig auszutauschen, einander lästige Aufgaben abzunehmen, Stressfaktoren außerhalb der Beziehung zu reduzieren, soweit das in unserer Macht steht.
Das bedeutet nicht, dass wir immer als Team mit der gleichen Meinung auftreten; jeder von uns beiden hat seine ganz persönlichen Herausforderungen und Aufgaben, die nur er allein lösen kann. Doch wir versuchen möglichst viel gemeinsam zu machen und zu bewältigen, und auf diese Weise schützen wir eben auch unsere Partnerschaft. Dabei muss nicht alles besprochen und »zerredet« werden, oft geht das auch in stillschweigendem Einverständnis.
»Schützen« heißt aber auch, dass man dem Partner bei Alltagsproblemen hilft, dass man seine Überforderung verhindert, nicht ignorant gegenüber seinen Bedürfnissen ist und dass man einen Rahmen schafft, in dem der andere sich nicht nur sicher fühlt, sondern der ihm auch genug Freiraum bietet, um sich weiterzuentwickeln. Dem Partner Schutz und Freiraum zu gewähren lässt sich auch dadurch erzielen, dass man ihn von den eigenen Ressourcen profitieren lässt, dass man mit seinen eigenen Qualitäten freigiebig ist, zum Beispiel indem man den Partner mit Ideen unterstützt oder ihm hilft, Kontakte zu knüpfen.
Fünf Fragen zum Thema Schutz
Wo braucht Ihr Partner besonderen Schutz oder besondere Zuwendung?
Welche alltäglichen Probleme belasten Ihren Partner?
Haben Sie Ihren Partner bei einem Problem schon einmal im Stich gelassen?
Schüchtern Sie Ihren Partner ab und zu ein?
Gewähren Sie Ihrem Partner genügend
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