Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
des anderen zu erfreuen, führen zudem oft dazu, dass wir glauben, den anderen zu brauchen. Wir meinen, ohne ihn nicht leben zu können, und haben Angst, ihn zu verlieren.
Doch unser Partner ist nicht dafür da, unsere Schwächen auszugleichen und uns lebensfähig zu machen. Das müssen wir selbst leisten. Der Unterschied zwischen lieben und brauchen entspricht ungefähr dem Unterschied zwischen geben und nehmen. Natürlich brauchen wir unseren Liebsten oder unsere Liebste für bestimmte Zwecke im Leben, aber wir müssen darauf achten, dass das, was wir von ihm erwarten und nehmen, nicht das übersteigt, was wir ihm an Liebe geben. Der Dalai Lama sagt dazu: »Bedenke, dass die beste Beziehung die ist, in der jeder Partner den anderen mehr liebt als braucht.«
Wenn man Gefühle des Neids und der Eifersucht verspürt, ist es hilfreich, den Impuls einfach umzukehren. Statt sich zu ärgern, sollte man sich über den Erfolg des Partners freuen. Sein Erfolg nimmt uns ja nichts weg. Im Gegenteil: Es bereichert uns, wenn wir an seinem Glück teilnehmen. Sich aus tiefstem Herzen mitzufreuen löst Neid und Eifersucht in nichts auf.
Hauptfehler Nummer fünf: Stolz
Es ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, alle Situationen zu bewerten. Was uns Freude und Glück bringt, ist gut und schön. Was Leid verursacht, ist schlecht. Leider neigen wir auch dazu, andere Menschen zu bewerten. Wir zögern selten mit schnellen Urteilen: »Der ist aber komisch!« »Dieses Verhalten finde ich unangebracht!« »So etwas darf man auf keinen Fall tun!« »Wie kann man nur so etwas sagen!« »Was für ein dummer Mensch!«
Einerseits ist es verständlich, alles, was man in der Welt erlebt, auf sich zu beziehen und in das eigene Wertesystem einzubauen. Auf der anderen Seite sollte man sich immer bewusst sein, dass man nicht besser ist als andere Menschen, nicht richtiger handelt als sie. Und dass man oftmals einfach zu wenig über die andere Person weiß, als dass man sich anmaßen könnte, über deren Handlungen und Worte zu urteilen.
Das gilt auch für den eigenen Partner. Wissen wir denn, welche Erfahrungen der Partner in früheren Beziehungen gemacht hat? Was er in seinem Elternhaus erlebt hat? Was in seinen Träumen und in seiner Fantasie vor sich geht? Weiß ich genug von meinem Partner über seine Einstellungen und Gefühle? Und vor allem: Kann ich das alles richtig deuten? Wenn man sich diese Fragen stellt, wird schnell klar, dass vorschnelle Urteile fehl am Platze sind.
Mögen unsere Bewertungen auch für uns richtig sein, für den anderen können sie vollkommen verkehrt sein. Das kann bei banalen Alltagsproblemen beginnen. Wenn ich meinen Partner belehre, wie er etwas richtig oder besser machen sollte, stelle ich mich automatisch über ihn. Niemand möchte bevormundet werden – egal, ob es darum geht, wohin man etwas im Kühlschrank stellt, wie man sich erfolgreich um einen Job bewirbt oder was auch immer. Jeder versucht nach seinem besten Wissen und Gewissen zu handeln. Wir machen alle Fehler – doch wir neigen dazu, vor allem die Fehler des anderen wahrzunehmen und nicht die eigenen. Wir sollten nie vergessen: Es gibt nicht nur den einen Weg zum Glück. Es gibt verschiedene Arten, etwas »richtig« zu machen. Der eine muss unbedingt penibel Ordnung halten, während der Partner einen bestimmten Grad an kreativem Chaos braucht. Der eine geht mit Geld freigiebiger um als der andere, der dafür vielleicht bei der Kindererziehung lockerer ist.
Mentalübung: Den anderen respektieren lernen
Wir alle sind versucht, immer wieder über Menschen zu urteilen und ihnen unseren Stempel aufzudrücken. Meist steckt dahinter der Wunsch, im Vergleich mit dem anderen besser auszusehen und den eigenen Selbstwert aufzumöbeln. Der Psychotherapeut Wilhelm Schmid-Bode rät, sich erst einmal Fragen zu stellen, bevor man Urteile abgibt.
»Mensch, ist der alt geworden!« Solche Sätze rutschen uns ab und zu über unsere Mitmenschen heraus. Oder: »Lieber Himmel, die ist vielleicht aufdringlich!« Wer ernsthaft darüber nachdenkt, warum jemand vielleicht so rapide gealtert ist, wird nicht darüber lästern, sondern dankbar für sein eigenes Wohlergehen sein und Mitgefühl für das Schicksal des anderen entwickeln. Und wer versucht zu verstehen, welche Bedürftigkeit hinter Aufdringlichkeit stecken kann, sieht den anderen mit freundlichen Augen.
Übrigens: »Es gibt kaum eine bessere Methode, mehr Sympathien zu gewinnen, als mit fragendem
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